Unsterbliche Küsse
schlecht, aber jetzt muss ich mich erst einmal mit Ihrer Patientin unterhalten.«
Justin richtete die Augen auf Dixie, dunkle Augen, die Zeuge von Aufstieg und Niedergang mehrerer Weltreiche waren und die Dixie im Moment sehr beruhigten. »Bitte nicht zu viele Fragen, Inspektor«, sagte Justin. »Sie hat einen schweren Schock erlitten.«
Justin ging ins Esszimmer, und Dixie war nun allein mit Inspektor Jones, dem Mann, der Christopher für einen Mörder hielt.«
»Dr. Corvus ist zufällig hier, Miss LePage? Wie praktisch.«
»Er ist erst heute gekommen, kurz nach dem …« Sie unterbrach. »Dem …« Sie gab auf. Wie sollte sie sich ausdrücken?
»Nach der Detonation«, ergänzte Jones.
Sie nickte. »Was ist eigentlich genau passiert?«
»Wie wär’s, wenn Sie erst mal erzählen würden, Miss LePage.«
Sie erzählte ihm alles, nacheinander, von dem Zeitpunkt an, als Stanley an ihrer Tür geklopft hatte bis zum Eintreffen von Justin. Jones hörte aufmerksam zu und machte sich zwischendurch immer wieder Notizen.
»Wann haben Sie die Vereinbarung getroffen, das Auto fürs Wochenende zu tauschen?«
»Gleich zu Beginn, als ich das Auto gemietet habe. Es lag schon eine Buchung vor, weil jemand genau dieses Auto an diesem Wochenende haben wollte.«
»Weiß sonst jemand von dem Tausch?«
»Ich glaube nicht.«
»Wann haben Sie das Auto zum letzten Mal gefahren?«
»Gestern. Nein, am Mittwoch.«
Er hielt alles auf seinem Notizblock fest. »Wo hatten Sie es stehen?«
»In der Einfahrt. Genau dort, wo es auch stand, als …«
»Ganz genau«, sagte er mit einem leichten Stirnrunzeln. »Und Sie waren gestern den ganzen Tag über zu Hause und haben das Auto keinen Zentimeter bewegt?«
»Ich bin nicht gefahren damit, aber ich war außer Haus gestern.«
Seine Augenbrauen schossen hoch wie zwei schwarze Raupen. »Außer Haus?«
»Ich war mit ein paar Freunden in Guildford. Wir haben gemeinsam zu Mittag gegessen und waren Einkaufen.« Das lag alles lange zurück, ein ganzes Leben. Stanleys Leben.
»Mit Freunden. Ich verstehe. Ihre Telefonnummern?« Er notierte sie sich. »Sie sind also weggegangen und haben das Auto hinter einer zwei Meter hohen Mauer unbeaufsichtigt herumstehen lassen.« Das klang, als gäbe es in England so etwas wie Fürsorgepflicht gegenüber einem Auto.
»Inspektor, entschuldigen Sie bitte meine Ungeduld, aber der arme Stanley Collins wurde in tausend Stücke zerrissen. Warum versucht man nicht einfach herauszufinden, wer diese Bombe in meinem Auto installiert hat?«
»Keine Sorge, wir werden das herausfinden. Im Moment warten wir nur noch auf unsere Spezialisten. Dann schnappt die Falle zu.«
In ihrem Hals setzte sich ein kalter Kloß fest. »Sie haben Bombenattentäter und Killer in ihrem Revier frei herumlaufen und wissen, wer es ist?«
»Nicht genau. Wenn wir es wüssten, säßen sie längst hinter Schloss und Riegel. Aber Bombenspezialisten sind rar, und jeder geht seinen Job anders an. Es gibt auf alle Fälle die Möglichkeit, aufgrund der Überreste am Schauplatz Rückschlüsse auf andere Verbrechen vergleichbarer Art zu ziehen. Somit wissen wir vielleicht noch nicht, wer der Täter ist, aber wir wissen, was er sonst noch verbrochen hat. Über kurz oder lang finden wir ihn und machen ihn für die ganze Serie verantwortlich. Es dauert, aber wir kriegen ihn.«
»Freut mich zu hören.«
Inspektor Jones beugte sich zu ihr herunter. »Wir kriegen ihn – oder sie , um politisch korrekt zu sein.« Er unterbrach. »Nur eine Frage noch, Miss LePage. Wer hat ein Interesse daran, Sie zu ermorden?«
Dixie war platt. Wollte er sie damit absichtlich schockieren? Wenn ja, dann war ihm das mehr als gelungen. »Meine Gedanken kreisten einzig immer nur um diesen Knall und den Qualm und die Tatsache, dass Stanley tot ist. Dass ich damit gemeint sein könnte, kam mir nie in den Sinn.«
»Und warum? Jemand hat in Ihrem Auto eine Bombe installiert. Das Auto war vor Ihrem Haus geparkt, und normalerweise hätten Sie es gestartet. Auf wen sollten die Schurken es denn sonst abgesehen haben? Die Königinmutter?« Er unterbrach. »Ich wiederhole meine Frage. Wer hat ein Interesse daran, Sie zu ermorden?«
Sie schüttelte den Kopf, zum einen, um den Aufruhr darin zu besänftigen, zum anderen, um etwas zu negieren, das sie nicht auszusprechen wagte. »Ich weiß es nicht.« Sie hatte mehr zu sagen. Viel mehr – genug, um ihr Gegenüber zufriedenzustellen. »Ich weiß es einfach nicht. Es sind so seltsame
Weitere Kostenlose Bücher