Unsterbliche Küsse
bringen sie dann gleich in den Krankenwagen.«
»Nein.« Es tat zwar weh, aber sie musste einfach die Stirn runzeln. An den Grund konnte sie sich nicht mehr erinnern, aber sie wusste, dass sie in kein Krankenhaus gehen konnte. »Das wird schon wieder.« Sie versuchte mühsam, sich aufzusetzen.
»Das werden Sie dann noch sehen.« Die Stimme war weit entfernt. »Sie haben einen schweren Schlag gegen den Kopf bekommen.«
In ihrem Gesichtsfeld erschien eine Hand und tupfte etwas Feuchtes und Beruhigendes auf die Stelle, die am meisten wehtat. »Die Stelle muss genäht werden.«
Sie war in der letzten Woche häufiger genäht worden als in ihrem ganzen bisherigen Leben. Musste mit ihrem Umgang zu tun haben. Sie musste kichern, schüttelte sich dabei und schluchzte, während Emma den Arm um sie legte.
Dann packte sie eine männliche Hand. Nicht besonders sanft. »Kommen Sie, dazu gibt es keinen Grund!« Eine weiter entfernte Stimme sagte: »Jemand soll ihr Tee machen.«
»Der ist schon fertig«, sagte Dixie mit dem Gefühl, als würde sie gegen eine Wand reden. »Ich habe eine Kanne gemacht, kurz bevor Stanley kam.«
»Ich mache schönen frischen Tee für dich«, sagte Emma.
Zwei bullige Sanitäter hoben Dixie in einen Tragesitz. Sie hatte den Eindruck, als seien Einsatzfahrzeuge aus dem halben Landkreis vor ihrem Haus zusammengezogen worden, und als ob dieses Gewimmel noch nicht genug wäre, fuhr ein weiteres Polizeiauto mit Blaulicht und Sirene vor. Als man sie durch das schmiedeeiserne Tor trug, sah Dixie, wie zwei blau uniformierte Polizisten einen Haufen Schrott, der einmal ein Auto gewesen war, mit weiß-blauem Flatterband absperrten. Aber so richtig schwindlig wurde ihr erst, als sie die blutüberströmte Hand im Rosenbusch sah.
Die Sanitäter platzierten sie in dem Schaukelstuhl neben dem Herd und packten sie in Decken ein. Als sie protestieren wollte, insistierte einer der beiden: »Wärme ist gut in Ihrem Zustand. Sie stehen unter Schock.« Er sah sich um. »Und wo steht jetzt dieser Tee?«
Dixie hielt eine dampfende Tasse in beiden Händen und trank einen Schluck. »Emma, ich mag doch keinen Zucker. Ich dachte, du weißt das.«
»Du brauchst jetzt Zucker«, erwiderte sie. »Ich weiß zwar nicht warum, aber Menschen unter Schock bekommen immer süßen Tee. Frag meine Mutter, wenn du mir nicht glaubst.«
Also schlürfte Dixie das Gebräu. Sie fühlte sich kraftlos wie nie zuvor. Als sie sich eine Träne von der Wange wischen wollte, schwappte heißer Tee über ihre Hand, und sie spürte kaum, dass es wehtat. Würde sie überhaupt jemals wieder etwas spüren? »Stanley ist tot, oder?«
Die Frage wurde allgemein als rhetorisch erachtet. Die Geräusche aus dem hinteren Badezimmer, in dem sich offensichtlich jemand übergab, waren Bestätigung genug. Sie machte die Augen zu, nahm die Tasse dicht an den Körper heran, sodass sie Brust und Hände wärmte, und versuchte zu verstehen, was in den letzten paar Minuten passiert war.
»Ich muss sie sprechen, falls sie hier ist.«
Dixie öffnete sofort die Augen. Diese Stimme kannte sie doch. »Sergeant Wyatt?«
»Guten Morgen, Miss LePage. Könnten Sie uns vielleicht berichten, was da passiert ist?« Er lehnte sich mit der Hüfte an den Tisch und sah auf sie hinunter.
»Eine fiese Geschichte. Sie wissen nichts Genaueres darüber, oder?«
»Ich weiß nur, dass ein netter, freundlicher, harmloser Mann zerfetzt in meinem Garten liegt. Ist es da nicht Ihre Aufgabe, herauszufinden, warum?«
»Das haben wir fest vor, Miss LePage. Seien Sie beruhigt.«
»Sollten Sie diesen Kerl je schnappen, dann hoffe ich, dass Sie ihn für mindestens zwanzig Jahre in den Tower werfen.«
»Sie können uns helfen, indem Sie uns alles mitteilen, was Sie wissen. Inspektor Jones wird in Kürze hier sein. … Was ist denn?« Er drehte sich um, als ein uniformierter Beamter sich mehrmals räusperte.
»Draußen besteht jemand darauf, vorgelassen zu werden. Vielleicht ist es besser, Sie reden mit ihm, Sir.«
»Können Sie uns die Reporter nicht vom Leib halten, Mason? Wir geben demnächst eine Presseerklärung heraus.«
»Es ist kein Reporter. Es ist …«
»Ich bin Arzt und werde hier, soweit ich das sehe, gebraucht.«
»Justin!« Dixie sprang auf und musste sich an der Stuhllehne festhalten, da sich alles um sie herum drehte.
»Setz dich hin«, sagte Justin. »Ich werde mich um dich kümmern.«
Justin war zwar nicht Christopher, aber angesichts der Umstände das Zweitbeste, was
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