Unsterbliche Liebe
hätte ich ihr doch nicht die Stelle als meine Assistentin angeboten. Was für eine blöde Frage.“
Als Ayla merkte, wie unangenehm es ihm war, darüber zu sprechen, dachte sie, es wäre ein guter Zeitpunkt, um über ihren Hausarrest zu verhandeln. Sicher war ihr Bruder jetzt froh um jede Änderung des Gesprächsthemas.
„Also dann eine weniger blöde Frage“, begann sie. „Wann lässt du mich endlich wieder raus in den Wald? Ich versauere noch, wenn ich den ganzen Tag in der Burg sitze. Und du weißt selber, dass es so nicht für immer weitergehen kann. Oder hast du etwa vor, mich für den Rest meines Lebens hier festzuhalten?“
Mylans Mundwinkel zogen sich etwas nach oben und er antwortete: „Eigentlich gar keine so schlechte Idee. Ich hatte eigentlich nur an ein paar Jahre gedacht, bis dieser Vulpari eure Begegnung wieder vergessen hat, aber für den Rest deines Lebens wäre natürlich noch besser.“
Ayla sah ihn fassungslos an. „Ein paar Jahre …?“, fragte sie erschrocken. Da konnte sich Mylan das Lachen nicht mehr verkneifen, und während er sich den Bauch hielt, sagte er: „Mann Ayla, dein Gesicht hättest du jetzt sehen sollen. Ich glaube einen so blassen Vampir habe ich in meinem Leben noch nie gesehen!“
Ärgerlich entgegnete sie ihm: „Haha, sehr komisch, wirklich sehr komisch! Ich wusste gar nicht, dass du plötzlich so witzig bist.“
Mylan unterdrückte sein Gelächter so gut er konnte und sagte mit versöhnlicher Stimme: „Ach Ayla, jetzt sei doch nicht gleich so eingeschnappt. Schließlich ziehst du mich auch immer wieder mal damit auf, dass ich der Einzige unter uns Geschwistern bin, der seinen Jagdinstinkt bloß dazu einsetzt, neue Werke für die Bibliothek zu ergattern. Da darf ich mir auch mal einen Scherz erlauben.“
Er gluckste leise.
„Also heißt das, ich darf jetzt wieder auf die Jagd?“, versuchte Ayla herauszufinden. Mylan betrachtete den Fuchs auf seinem Teller. Er hatte ihn noch nicht angerührt.
„Nein, ich möchte im Moment wirklich nicht, dass du jagen gehst, sonst habe ich keine ruhige Minute. Wer weiß, ob du dich im Eifer des Gefechts nicht noch einmal von irgendeinem Luchs oder Bären auf Vulparigebiet führen lässt. Aber einsperren möchte ich dich auch nicht. Meinetwegen kannst du wieder in den Wald, solange du nicht auf die Jagd gehst und dich von der Grenze fernhältst.“
Ayla fiel ihrem Bruder um den Hals. „Danke! Danke, danke, danke! Du weißt gar nicht, wie glücklich mich das macht!“
„Gibt es was zu feiern?“, fragte eine weibliche Stimme hinter Aylas Rücken. „Kyra!“, rief Mylan aus und strahlte dabei übers ganze Gesicht.
Na hoppla, wenn da mal einer keine Freude hatte, Kyra zu sehen!
Ayla löste sich von ihrem Bruder und drehte sich nach Kyra um: „Hey Kyra! Ja, wir haben allen Grund zum Feiern! Mein Bruder hat mir gerade erzählt, dass du ihn endlich dazu gebracht hast, seinen ersten Liebesroman zu lesen. Ich habe ja schon so lange auf ihn eingeredet und ihm gesagt, Autoren wie Tolstoi schreiben keine Liebesromane, sondern Literaturklassiker, aber er wollte ja nicht auf mich hören. Zum Glück scheinst du ja bessere Überredungskünste zu besitzen als ich.“
Sie zwinkerte Kyra zu und erhob sich, um ihr Platz zu machen.
„Also ich geh dann mal los und lass euch zwei Bücherwürmer alleine“, sagte Ayla schnell und wandte sich zum Gehen um.
„Ayla“, rief Mylan ihr da noch nach, „pass bitte gut auf dich auf ja!“
Er bedachte sie noch mit einem mahnenden Blick, wandte sich dann jedoch gleich wieder strahlend Kyra zu.
A ls Ayla am nächsten Morgen erwachte, sprang sie voller Vorfreude aus dem Bett. Heute würde sie endlich wieder in den Wald gehen! Schnell streifte sie sich ihre engen braunen Lederhosen über, knöpfte ihre weiße Bluse über der Brust zu und wusch sich das Gesicht. Als sie in den Spiegel sah, blickte ihr eine kritische Miene entgegen. Ihre rotbraunen Locken standen in alle Richtungen ab. Mühsam versuchte sie, ihre Haare in die richtige Position zu bringen. Sie wendete viel mehr Zeit dafür auf als sonst, war mit dem Ergebnis schlussendlich aber trotzdem nicht zufrieden. Was gebe ich mir hier bloß für eine Mühe, schließlich gehe ich nur in den Wald, sagte sie sich selber. Dennoch zupfte sie noch ein, zwei Mal eine Locke zurecht und streckte dann ihrem Spiegelbild die Zunge heraus. In Windeseile rannte sie die Treppen hinunter und betrat den Innenhof. Hoffentlich stand Samyr
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