Unsterbliche Liebe
daran gedacht, warum wir in diesem ganzen Dilemma stecken? Es ist allein ihre Schuld!“
Ryona deutete mit dem Zeigefinger in Aylas Richtung.
„Wenn sie nicht wäre, hätten wir alle unseren Frieden. Genau das war es, was mich davon abhielt, für ihre Aufnahme zu stimmen. Ich wusste, es würde Probleme geben. Und jetzt sollen wir alle für sie unseren Kopf hinhalten.“
„Halt den Mund Ryona!“
Nadya hatte sich mit geballten Fäusten zu Ryona umgedreht. Auch Jay warf ihr böse Blicke zu. Immerhin schienen sich die Vulpari von Ryonas Einwand nicht groß beeindrucken zu lassen.
„Und was werden wir jetzt tun?“
Eine ältere Vampirfrau lenkte mit ihrer Frage die Aufmerksamkeit wieder auf Elyos.
„Wir werden kämpfen. Es geht hier nicht darum, ob wir Ayla bei uns hätten aufnehmen dürfen oder nicht. Es geht darum, dass Achytos noch immer Macht über uns ausüben will. Es geht darum, dass er eine junge, herzensgute Vampirfrau töten lassen will. Und uns sollte es darum gehen, all dies zu verhindern.“
Zustimmendes Raunen ging durch die Menge.
„Wollen wir uns einschüchtern lassen oder gegen Achytos und seine Machtgier ankämpfen?“
Bis in die hinterste Reihe riefen ihm alle Vulpari ihre Zustimmung zu und einige reckten ihre Fäuste in die Höhe. Nur Ryona und ihre Anhänger zogen aufgebracht von dannen.
„Nun dann - lasst uns alle unsere Kräfte sammeln und uns gut vorbereiten. Ich hoffe, wir können Achytos so schnell wie möglich davon überzeugen, dass ein Kampf überflüssig ist. Wir wollen kein sinnloses Blutvergießen. Ich werde zuerst versuchen, mit ihm zu verhandeln. Wir wissen, worum es Achytos geht: Anerkennung und Macht. Uns hingegen geht es lediglich um unsere Freiheit und um das Leben von Ayla. Vielleicht gelingt es mir, ihn davon zu überzeugen, dass ein Kampf gar nicht nötig ist. Aber falls es doch dazu kommt, möchte ich, dass ihr alle bestens vorbereitet seid. Für manche von euch wird das der erste Kampf gegen die Satari sein und womöglich gar das erste Mal, dass ihr überhaupt gegen einen anderen Vampir kämpfen müsst.“
Elyos sah jeden einzelnen Vulpari eindringlich an. „Für den Fall, dass ihr tatsächlich einem Feind gegenübersteht, möchte ich euch noch einmal erklären, wie ihr euch verteidigt: Ein einfacher Biss an eine empfindliche Stelle wird euren Gegner für kurze Zeit kampfunfähig machen. Töten hingegen lassen sich auch Satarivampire nur auf zwei Arten. Erstens: durch Verbrennen. Jeder von euch sollte daher mit einer Fackel ausgestattet sein. Die zweite Möglichkeit besteht darin, dem Gegner sein Vampirblut bis zum letzten Tropfen aus seinem Körper zu saugen. Wollen wir hoffen, dass wir es gar nicht erst so weit kommen lassen müssen. Versucht nach Möglichkeit, euren Gegner nur außer Gefecht zu setzen. Je weniger Tote, desto besser. Schließlich wollen wir auch auf unserer Seite die Zahl der Opfer so gering wie nur irgend möglich halten.“
Die Gesichter der Vulpari zeigten sowohl Entschlossenheit als auch Angst. Wie hoch war die Chance, dass Elyos‘ diplomatisches Geschick ausreichte, um den Krieg noch zu verhindern? Und wie viele von ihnen würden im Kampf fallen, wenn es ihm nicht gelänge?
Bei dem Gedanken, dass einem von ihnen etwas zustoßen könnte, stiegen Tränen in Ayla hoch. Doch sie riss sich zusammen. All diese Clanmitglieder riskierten ihr Leben für sie, da wollte sie ihnen nicht das Gefühl des Zweifels vermitteln. Elyia schien es ähnlich zu ergehen wir ihr. Sie spürte seine innere Unruhe fast körperlich. Doch auch er riss sich zusammen, spannte seine Schultern an und trat nach vorne zu seinem Vater.
„Liebe Vulpari“, begann er zu sprechen, „niemand ist erschütterter als ich, dass eine einfache Begegnung zweier junger Vampire ein solches Ausmaß an Wut heraufbeschworen hat. Doch wir alle wissen, dass hinter diesem Schachzug von Achytos mehr als nur Aylas Flucht steckt. Er wartet schon lange auf einen Grund, uns noch einmal anzugreifen und ein für alle Mal auszulöschen. Aber vielleicht bietet sich ja auch Gelegenheit für neue Verhandlungen. Sehen wir diese heikle Situation doch als Chance. Als Chance für einen Neuanfang und bessere Beziehungen zu unserem Nachbarclan, dem immer noch viele ehemalige Familienmitglieder von uns angehören. Ich setze all meine Hoffnung auf Achytos’ Einsicht, dass ein endgültiger Frieden das erstrebenswertere Ziel ist als ein blutiger Krieg. Ich bitte euch, nicht mit Angst in diesen Kampf zu
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