Unsterbliche Liebe
Zum Glück hatte sie ihre Stimme wiedergefunden. Sobald sie aber daran dachte, mit Dracula in einen Fahrstuhl zu steigen – wenn sie nur Sam davon erzählen könnte.
»Wir können nichts, aber auch gar nichts versprechen«, sagte Dixie. »Da sind all diese ungelösten Probleme mit Sozialversicherungsnummern und so weiter.«
»Ich hoffe immer noch, Tom Kyd dafür gewinnen zu können. Er sagt …«
»Du hast mit ihm gesprochen?«, fragte Dixie.
Vlad schüttelte den Kopf. »Wir haben gemailt. Er wird morgen hier eintreffen.«
Er meinte sicher die Vampirparty. Stella hatte einen Grund mehr, misstrauisch zu sein. Der morgige Tag würde wirklich turbulent werden. Schon die Besuche bei ihrer Mom waren anstrengend genug, aber nun sollte sie im Anschluss daran auch noch einem ganzen Haufen von Vampiren freundlich die Hand schütteln.
»Wie hast du sie überhaupt ins Flugzeug gebracht ohne Ausweis?«, fragte Dixie.
Vlad zuckte mit den Schultern und hob die Hände dabei. »Ich hab’s nicht mal versucht. Ich hab sie in einen Mietwagen gepackt und bin losgefahren. Und verzeih mir, Dixie, solltest du darin auch nur die geringste Kritik an deiner Heimat erkennen, aber die hiesige Landschaft ist alles andere als pittoresk.«
Dixie gluckste. »Du hast die falsche Gegend erwischt. Das nächste Mal, wenn du kommst, solltest du den Süden erkunden.«
»Das ist leider fremdes Territorium, aber der Nordwesten ist wunderschön, und dafür, was du für mich tust, seid ihr, du und die deinen, immer willkommen.«
»Bis jetzt haben wir nichts getan, Vlad«, hob Dixie hervor.
»Du hast ihnen Grund zur Hoffnung gegeben«, sagte er. »Ist das nichts?«
Stella hätte beinahe geschnaubt. Er hatte es darauf abgesehen, ihnen ein schlechtes Gewissen zu machen. Wenn sie also nicht helfen würden, zerstörten sie die Hoffnung der beiden. »Wir können ihnen helfen, Arbeit zu finden, sie zu behalten, ist ihre Sache.«
Vlad nickte zustimmend. »Sie werden dich nicht enttäuschen.«
Darin sollte er recht behalten.
Die Suite, in der sie Jane und Angela gegenübersaßen, erinnerte Stella an Hotels, wie sie sie aus dem Fernsehen kannte. »Ich versteh das nicht«, sagte sie. »Ihr habt eine College-Ausbildung. Das kann jeder sehen. Warum wollt ihr dann als Ladenkraft oder Babysitter arbeiten?«
Angela lächelte gequält. »Was sollen wir denn machen, solange wir uns an nichts erinnern? Das geht schon mit dem Lebenslauf los. Was sollen wir da denn schreiben? ›Berufliche Fertigkeiten: vergessen. Weitere Kenntnisse und Fähigkeiten: Kann mich nicht erinnern. Schulbil…‹« Sie unterbrach sich, blickte erstaunt drein. »Lebenslauf. Ich erinnere mich, dass es so etwas gibt!« Sie holte Atem, schüttelte den Kopf, wie um sich Klarheit zu verschaffen. »Es geht also doch.«
»Mir passiert es auch immer wieder«, sagte Jane. »Vielleicht erinnere ich mich ja auch eines Tages noch dran, wer ich bin.«
»Ja, in hundert Jahren vielleicht«, sagte Angela.
Die Traurigkeit in ihren Worten traf Stella zutiefst. »So lange dauert es nicht. Anscheinend erinnert ihr euch an immer mehr, je mehr ihr seht.«
»Du wärst echt bereit dazu, dein Kind einer Person anzuvertrauen, die nicht einmal ihren Namen kennt?«, fragte Angela.
Gute Frage. War sie das? »Man muss sehen, wie es läuft. Ich mach dir einen Vorschlag. Komm doch heute Nachmittag vorbei, wenn Sam aus der Schule zurück ist. Dann seht ihr beide, wie ihr miteinander zurechtkommt. Und morgen muss ich mit Dixie für einen Tag verreisen. Meine Nachbarin kümmert sich um Sam; ich werde mit ihr sprechen, ob ihr nicht ein paar Stunden zu dritt miteinander verbringen könnt. Ist vielleicht einfacher, wenn noch ein Erwachsener mit dabei ist.« Und Mrs Zeibel würde ihr sicher jede Abweichung von ihren hohen Ansprüchen brühwarm mitteilen.
»In deinem Fall wird es schwierig, Jane, ohne jeglichen Identitätsnachweis. Könnte etwas dauern.« Dixie streckte die Beine aus und schaute nachdenklich auf ihre Füße. »Aber du könntest dich gleich nächste Woche erst einmal vorstellen dort, oder nicht?« Dixie sah zu Stella.
»Warum nicht? Sag einfach, du bringst deinen Ausweis später vorbei.«
Jane schenkte ihnen ihr breitestes Lächeln. »Es scheint zu schön, um wahr zu sein. Wir sind raus aus dieser Bar und haben Aussicht auf eine neue Stelle, aber ich habe Angst, ich könnte alles vermasseln, nur weil ich was vergessen habe, was sonst jeder weiß.«
»Mach dir keine unnötigen Gedanken«, sagte
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