Unsterbliche Liebe
krallte sie sich an seinem Pullover fest und stöhnte leise auf.
Überraschenderweise konnte sie noch stehen. Dabei hatte sie schon befürchtet, auf dem Boden zusammenzusinken.
»Ich muss gehen, Stella«, sagte Justin. »Ich warte draußen, bis du abgeschlossen hast, und morgen früh bin ich wieder hier, um dich abzuholen.« Sie nickte bloß. »Also bis dann.«
»Warte noch.« Zumindest so viel brachte sie zustande. Sollte sie mutig sein und doch einen ganzen Satz wagen? Na denn! »Vielen Dank, Justin, fürs Nachhausebringen und für den tollen Abend, den du Sam geschenkt hast, und …« Sie war sich nicht ganz sicher, ob sie auch noch sagen sollte: »Dafür, dass du mich bis zur Besinnungslosigkeit geküsst hast.«
Er schien sie trotzdem zu verstehen. »Wir empfinden, glaube ich, beide dasselbe. Und mach dir bloß keine Sorgen wegen des Autos. Kit und Dixie kennen genügend Händler, und wir finden sicher einen, der dir einen guten Preis macht.«
Auf der Straße war alles ruhig, als er wegfuhr. Was für eine Erleichterung! Sie hatte schon befürchtet, dieser Johnny Day könnte sich an Justins Auto vergreifen, aber scheinbar war die Luft rein. Sie sperrte ab und ging nach oben, um Sam zu Bett zu bringen.
Er war schon halb eingeschlafen. »Magst du Dr. Corvus auch, Mom?«, fragte er.
Mit der Frage hätte sie eigentlich rechnen müssen. »Er war sehr nett zu uns.«
»Wenn er doch ein echter Vampir wäre!«
»Es gibt keine echten Vampire, das weißt du doch.«
»Ich weiß, ja.« Er machte beide Augen auf und lächelte. »Aber wie er Johnny Day so am Schlafittchen gepackt und hochgehoben hat, das sah ganz echt aus.« Ihr war das auch aufgefallen, und einen Moment lang hatte sie schon befürchtet, Justin könnte zu weit gehen, aber das war ja nicht der Fall gewesen. Selbst einem Straßenrowdy würde Justin nie ein Haar krümmen, es sei denn, man würde ihn bis aufs Äußerste provozieren. »Ich kann es kaum mehr erwarten, Tony und allen anderen in der Schule zu erzählen, wie sich Johnny vor unserem Haus in die Hosen gemacht hat.«
Sie hoffte, Sams Enthüllungen würden kein Nachspiel haben.
Stella fiel todmüde ins Bett und sank innerhalb weniger Sekunden in einen tiefen Schlaf. Hätte sie eine Ahnung davon gehabt, was sich nur ein paar Häuserblocks entfernt gegen sie zusammenbraute, hätte sie nicht so friedlich geschlafen.
»Das werden sie mir büßen … beide«, zischte Johnny Day.
»Ja! Mach sie fertig!«, brachte Warty Watson hervor, Johnnys rechte Hand und zeitweise sein unterwürfigster Diener. Ihm tat noch das Kinn weh von Johnnys Racheschlag; er hatte es doch tatsächlich gewagt, sich über die besudelten Hosen lustig zu machen.
»Die Schlampe werd ich mir vorknöpfen«, sagte Johnny. »Die bekommt ihre gerechte Strafe.«
»Vergiss ihn nicht«, ergänzte Warty. »Mit ihm hast du auch noch eine Rechnung offen. Was willst du tun?«
Johnny überlegte kurz. Nachdenken gehörte nicht zu seinen Stärken. »Sie mit Blei vollpumpen!«, verkündete er. »Sie abknallen. Und ihn gleich mit. Der Typ kommt sich so toll vor mit seinem Riesenschlitten und diesem abgehobenen Gerede.« Er grinste vor sich hin. »Mal sehen, wie er sich anhört, wenn ihm die Kugeln die Brust durchlöchern.«
»Vielleicht sollten wir sie uns einzeln vorknöpfen«, schlug Warty vor. »Nacheinander sozusagen.«
Johnny versetzte ihm einen Hieb zwischen die Schulterblätter. »Genauso machen wir es. Wie wär’s, wir fangen mit dem Jungen an?«
Warty schüttelte den Kopf. So weit wollte selbst er nicht gehen. »Den Jungen lassen wir lieber in Ruhe. Der hat doch nichts getan.«
5
»Sonst noch was?« Dixie sah Justin mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Ein Reifenhändler, der rund um die Uhr geöffnet hat.« Sie faltete den Spinnwebvorhang zusammen und verstaute ihn in einer Schachtel. »Ich glaube nicht, dass es so etwas gibt.«
»Warum denn nicht? Es gibt doch genug Läden hier und Verbrauchermärkte, die niemals schließen«, bemerkte Kit, der damit beschäftigt war, die restlichen Äpfel herunterzunehmen.
Während Justin Stella und Sam nach Hause gefahren hatte, war es im Laden zunehmend ruhiger geworden, und mittlerweile sah es schon fast wieder normal aus. Aber was bedeutete schon normal für einen Laden wie diesen in einer sterblichen Welt.
»Schon«, sagte Dixie, »aber Tag-und-Nacht-Reifenhändler? Glaub ich nicht. Sieh doch in den Gelben Seiten nach, wenn du mir nicht glaubst.«
Justin glaubte ihr durchaus. Er wollte
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