Unsterbliche Liebe
nur Stellas Auto bis zum Morgen wieder fahrbereit haben.
»Was ist denn deiner Meinung nach passiert?«, fragte Kit.
»Purer, blindwütiger Vandalismus«, erwiderte Justin. »Hat es schon immer gegeben.« Im Lauf der Jahrhunderte hatte er so manches gesehen. »Trotzdem eine blöde Sache! Sie ist auf das Auto angewiesen, kann sich aber keine komplett neuen Reifen leisten. Und sie wird die Wände hochgehen, wenn ich auch nur Anstalten mache, die Kosten zu übernehmen.«
Kit nickte. »Verstehe. Wir können schlecht behaupten, Dixie hätte zufällig einen Satz neuer Reifen zu Hause gehabt, für die sie keine Verwendung hat. Und obendrein auch noch in der passenden Größe.«
»Kümmert euch erst einmal darum, dass dieses Auto morgen früh wieder fährt, ehe ihr über Erklärungen nachdenkt«, riet Dixie. Sie fixierte ihn direkt, ihre grünen Augen klar wie Tageslicht. »Du hältst sie doch wohl nicht hin, oder?«
Gute Frage! Verhältnisse hatte es im Lauf der Jahrhunderte immer wieder gegeben. Einmal, direkt nachdem Vlad ihm Gwyltha ausgespannt hatte, hatte er sogar die Kolonie verlassen und mit einer Menschenfrau zusammengelebt, so lange, bis Charlotte an einer Lungenentzündung verstorben war. Sicher, der Gedanke, Stella einen Antrag zu machen, hatte seinen Reiz, aber Justin war sich dennoch bewusst, dass er die Kolonie niemals verlassen könnte. Dafür wurde er von Kit und Dixie zu sehr gebraucht. Für Dixie war alles noch zu neu, und so sehr Kit sie auch liebte, war sie doch immerhin erst der zweite Vampir, den er geschaffen hatte. Nein, die beiden brauchten Unterstützung und Beistand durch einen älteren Vampir; für seine eigenen wilden Sehnsüchte war da kein Platz. Wie schwer es doch nach all den Jahren immer noch war, die richtige Entscheidung zu treffen.
»Willst du mir nicht antworten?« Dixie blieb hartnäckig und klang beinahe so wie die strenge Bibliothekarin, die sie in ihrem früheren Leben einmal gewesen war.
»Dixie …«, begann Kit.
»Schon gut.« Justin blickte mit einem Kopfschütteln zu Kit. »Die Frage hat durchaus ihre Berechtigung.« Er blickte zu Dixie. »Ich würde nicht sagen, dass ich sie hinhalte. Sie ist eine Sterbliche, und ich bin nur für kurze Zeit hier. Unter anderen Umständen … wer weiß, aber … Er zuckte mit den Schultern. »So versuche ich zumindest alles für sie zu tun, was ich kann. Am liebsten würde ich dafür sorgen, dass sie und Sam aus diesem schrecklichen Viertel rauskommen, ein anständiges Häuschen finden, in dem sie in Ruhe und Frieden leben können.« Er grinste Dixie an. »Und am allerliebsten würde ich diesen Drogenschuppen lieber heute als morgen niederbrennen. Die Vorstellung, nur wenige Meter von Stellas Behausung entfernt, steht dieser gottverlassene Bau …«
Dixie nickte. »Deine guten Absichten in allen Ehren, aber am besten wäre es wohl, du fängst mit den Reifen an. Der Rest dürfte sich als schwieriger erwiesen.« Den Nachsatz »selbst für einen Vampir« ersparte sie sich, aber ihre Augen sprachen Bände. Dann lief sie zu seinem großen Erstaunen um die Kiste herum, die sie gerade füllte, und küsste ihn. »Du bist ein guter Kerl, Justin«, sagte sie und ging im nächsten Moment zur Kasse, um eine Deko-Kette mit schwarzen, pelzigen Spinnen abzunehmen.
Verunsichert darüber, was er von diesem Kuss halten sollte, wandte sich Justin an Kit, der wie ein Honigkuchenpferd grinste. »Was lachst du denn?«, fragte Justin, wohl wissend, dass er die Antwort gar nicht hören wollte.
»Nur so.« Kit Marlowe war ein schlechter Lügner, aber für den Versuch war ihm Justin dennoch dankbar. »Lust, auf Jagd zu gehen, wenn wir im Laden fertig sind?«
Justin schüttelte den Kopf. »Kein Bedarf.«
Jetzt wurden beide hellhörig! Dixie erstarrte regelrecht mit dem lebensgroßen Plastikskelett über dem Arm.
Kit präsentierte unnötigerweise ein anzügliches, wissendes Grinsen. »Wie wär’s dann, wenn wir uns etwas überschüssige Energie ablaufen?«
Wie sollte er diesem Angebot widerstehen! Nachdem alles Dekorationsmaterial in Schachteln und Kisten verpackt war, schlossen sie den Laden ab und begleiteten Dixie nach Hause zurück zur Park Avenue.
»Kommst du mit?«
Sie schüttelte den Kopf. »Ein anderes Mal. Heute hab ich keine Lust auf euer Testosterongelaber.« Sie küsste Kit. »Passt auf euch auf. Ich sehe in der Zwischenzeit in den Gelben Seiten nach, wo der nächste Reifenladen ist.«
»Du hast vielleicht ein Glück mit dieser Frau«, sagte
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