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Unsterbliche Sehnsucht

Unsterbliche Sehnsucht

Titel: Unsterbliche Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Marsh
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möglich, die er machen musste, wenn er seinen Körper in die Luft brachte. Durch die Evolution oder aber durch göttliche Vorsehung waren diese Flügel so ausgeformt, dass man mit ihnen schnelle Manöver fliegen konnte. Es handelte sich bei ihnen, so viel stand fest, ganz und gar um die Schwingen eines Greifvogels.
    Dieser Vergleich passte. Zer hatte die Flügel – und das Herz – eines solchen Jägers. Selbst jetzt, als er sich aufrappelte und zu ihr kam, wirkte jede seiner Bewegungen schnell und zielstrebig. Er zögerte nicht, sondern schlug einfach seinen Kurs ein und hielt ihn. Hinter ihm glänzten seine Flügel dunkel, und das Mitternachtsschwarz der Federn an den äußeren Rändern ging in die Schatten des Raums über. Nein, diese Schwingen waren definitiv nicht für gemächliches, anmutiges Gleiten gedacht, sondern auf Wendig- und Geschwindigkeit ausgerichtet.
    »Was haben wir getan?«, murmelte sie. Denn dazu hatte es sie beide gebraucht. Zusammen.
    Zer streckte eine Hand nach ihr aus, doch sie konnte einfach nicht den Blick von diesen mit trügerisch weichen Federn bedeckten Flügeln lösen. Sie strich mit den Fingern darüber und genoss, wie zart sie sich anfühlten – sie bildeten einen heftigen Kontrast zu dem Mann selbst. Während die Flügel seidige Schwerelosigkeit bedeuteten, wirkte er hart, schwer und düster, geradezu wild.
    Wieder zögerte er nicht; die Worte, die er an sie richtete, waren genauso direkt wie der ganze Mann es war. »Ich liebe dich«, sagte er noch einmal. »Dieses Geständnis hat alles verändert. Es hat
mich
verändert.«
    Sie wollte irgendetwas, wusste aber nicht wirklich, was. Nicht nur er hatte sich verändert. Am liebsten hätte sie ihn wieder an sich gezogen und die unerwartete Nähe genossen.
    »Glaubst du wirklich, mehr brauchte es nicht?« Immerhin hatte sie ihn schon geliebt, bevor er an diesem Tag in ihr Büro gekommen war, doch da hatte es noch keine Anzeichen für Flügel gegeben.
    Er schüttelte den Kopf. »Müssen wir jetzt darüber reden?«
    Sie war nicht naiv. Sie wusste, wozu Cuthah fähig sein konnte. Aber womöglich würden sie nie wieder die Gelegenheit zu solch einem Gespräch haben. »Ich möchte es bloß verstehen«, entgegnete sie.
    »Herrgott, Nessa!« Er umfasste ihr Kinn, drehte ihren Kopf zu sich und prägte sich ihren Anblick ein. Dann lehnte er die Stirn gegen ihre, war ihr unglaublich nah. »Es geht darum, nichts zurückzuhalten, klar? Du
kennst
mich. Du hast Seiten von mir gesehen, die niemand sehen sollte, und schon gar nicht jemand wie du.«
    »Jemand wie ich? Ich
liebe
dich, Zer.« Sie hatte keine Hemmungen, das zuzugeben. Er mochte etwas Düsteres an sich haben, doch trotzdem war er es wert. Dieser Haudegen. Ihr Krieger. Er hatte schwere Entscheidungen getroffen und weitergekämpft. Bei ihm handelte es sich keinesfalls um den Trostpreis oder ein kleines dunkles Geheimnis, das man vor dem Rest der Welt verbergen musste.
    »Ich liebe dich auch«, antwortete er mit rauer Stimme. »Du bist ein Teil von mir – von meinem Körper und meiner Seele, Nessa. Und ich wünschte …«, er zögerte kurz, ehe er weitersprach. »Ich wünschte, alle meine Brüder hätten ihre Seelenverwandten gefunden. Denn das, was wir haben … Es geht um mehr als nur um die Flügel. Bei dem, was wir haben, geht es um mich und dich und …« Er brach den Satz ab. »Ich bin kein Feingeist. Du bist das Herzstück des Ganzen. Mein Dreh- und Angelpunkt. Durch dich«, fuhr er mit Nachdruck fort, »habe ich meine Schwingen wieder, und nur deshalb führen wir diese verdammte Unterhaltung.«

21
    Keros meldete sich nun wieder über das Headset und teilte Informationen mit, die Zer gar nicht bekommen wollte. Das Ablenkungsmanöver war vorüber und Cuthah auf dem Weg zurück zum Labor. Er hatte Nael und Vkhin fast um das gesamte Gebäude gejagt, doch seine Brüder konnten unmöglich weiter Dinge in die Luft sprengen, sonst würden sie noch den verdammten Gesamtkomplex zum Einsturz bringen. Immerhin war ihm durch die Aktion die Zeit verschafft worden, die er brauchte. Das allein zählte.
    Im Geist führte Zer sich die neueste Errungenschaft seines Arsenals vor Augen: Flügel. Heilige Scheiße, das übertraf alles. Er konnte zwar nicht abschätzen, ob seine wiedergewonnenen Schwingen ihm den taktischen Vorteil brächten, den er im Kampf gegen Cuthah benötigte, doch er würde jede Waffe einsetzen, die ihm das Schicksal zuspielte. Allerdings waren sie weit mehr als nur ein

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