Unsterbliche Sehnsucht
festhielt und ihr mit der anderen ins Haar fasste.
Schachmatt
, dachte er zufrieden. Und nur um zu beweisen, dass er recht behielt, senkte er seine Lippen auf ihre und zwickte ihr in ihre sinnliche Unterlippe, um ihr gleich darauf einen heißen, intensiven Kuss zu geben. Als sie scharf die Luft einsog, wusste er nicht, ob er dazu in der Lage sein würde, jemals wieder aufzuhören.
Gott, sie schmeckte so
gut
. Die Frauen, die Nael aussuchte, waren stets älter oder zumindest erfahrener und hatten schon alles gesehen und vieles ausprobiert – was ihr Preis war, machten sie nur allzu schnell deutlich. Nessa St. James hingegen wirkte total verängstigt und gab sich empört. Er schmeckte süßen, weiblichen Zorn, gepaart mit einer verführerischen, unterdrückten Erregung. Sie versuchte, sich nicht zu ihm hingezogen zu fühlen, aber das tat sie, er konnte es so klar in ihrer Seele erkennen, wie er die wohlige Wärme ihres Körpers an seinem spürte.
Dennoch war er hin- und hergerissen, welches Gefühl ein süßeres Aroma besaß – die Angst oder das Verlangen.
Er schlang einen seiner kräftigen Arme um ihre Taille und zog sie näher an sich. Sie war zu wichtig, um eine Gefahr einzugehen. Der wilde, animalische Teil von ihm würde nicht zulassen, dass er sie verlöre. Er hatte die Aufgabe, sie sicher zu verwahren.
Für jemand anderen.
Als sie sich fordernd gegen ihn drängte, musste er ein Stöhnen unterdrücken. »Bei Ihnen werde ich nicht in Sicherheit sein«, warf sie ihm vor.
»Nein.« Er schüttelte langsam den Kopf. So ehrlich würde er zu ihr sein. »Aber wir sind nicht das Problem. Du bist es.«
Abermals blickte sie ihn wütend an. »Mich will niemand umbringen. Aber auf Sie hat es ganz eindeutig jemand abgesehen. Ich möchte, dass Sie mich da raushalten.«
»Glaubst du wirklich, dieser Abtrünnige ist zufällig in deinem Hörsaal gelandet?«
»Ja. Ja, genau das glaube ich.« Doch natürlich war ihr der Zusammenhang längst klar geworden, ob sie es wollte oder nicht.
Der Abtrünnige in ihrem Hörsaal hatte schon seit langer Zeit nicht mehr gekämpft gehabt.
»Er ist
deinetwegen
dort gewesen, Baby. Ein Mörder, der geschickt wurde, um dich zu töten.«
»Beweisen Sie das.« Da kam wieder die Professorin zum Vorschein.
Nessa musste von den Morden gehört haben, die in den vergangenen Monaten in M City verübt worden waren. Niemand lebte so abgeschottet, dass er nichts davon mitbekam. »Vor drei Monaten«, begann er, »gab es eine Mordserie. Ein vor Kurzem eingewanderter Immigrant. Die Frau eines Börsenmaklers.«
»Sie haben sie in einem Negligé gefunden.« Nessa nickte.
Ja, sie hatte von der Geschichte gehört. Gut. Das machte seinen Job einfacher.
»Tot auf dem Arbat, blutüberströmt«, fuhr sie düster fort.
»Der Körper war aufgerissen«, stellte er richtig, »vom Becken bis zum Brustbein.« Wenn das Negligé nicht schon rot gewesen wäre, hätte das Blut es purpurn gefärbt. Zur falschen Zeit am falschen Ort – diese Schlussfolgerung hatte zumindest die MDV gezogen. Zer und seine Brüder wussten es jedoch besser als die Polizeieinheit der Menschen. »Die MDV hat danach noch zwei weitere Frauen gefunden.«
»Es gab noch andere?« Nessa blickte ihn an und zog offensichtlich ihre eigenen Schlüsse. »
Sie
sind gefährlich.
Sie
sind ein Mörder.«
Er stritt es nicht ab, aber er wollte die Erlösung, die sie mit sich brachte, ja auch nicht für sich selbst; das war ein Luxus, den er sich nicht leisten konnte und den er darüber hinaus gar nicht verdiente. Abgesehen davon hatte er sowieso längst mit diesem ganzen gefühlsduseligen Komm-ins-Licht-mein-Sohn-Quatsch abgeschlossen. Als er von Michael einen Arschtritt verpasst bekommen hatte und aus dem Himmel gekickt worden war, hatte er diese Tür endgültig hinter sich zugemacht, und mittlerweile war es Zer auch tatsächlich relativ scheißegal. Er kam schon so lange allein klar, dass er sich inzwischen daran gewöhnt hatte. Aber seine Brüder verdienten jede Chance, die er ihnen geben konnte.
»Sie erzählen mir das aus einem bestimmten Grund, nicht wahr?«, hakte sie nach.
»Die Frauen haben alle auf einer Liste gestanden«, entgegnete er, wobei er darauf achtete, nicht zu viel preiszugeben. »Und auf der steht auch dein Name.« Mein Gott, das klang wenig überzeugend. Im Telefonbuch standen ebenfalls jede Menge Namen, und deren Trägerinnen jagte er schließlich auch nicht.
Offensichtlich sah Nessa das genauso. »Sie haben mich also
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