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Unsterbliche Sehnsucht

Unsterbliche Sehnsucht

Titel: Unsterbliche Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Marsh
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St. James nicht für seine erbärmliche Wenigkeit entschieden. Zum Teufel noch eins, wäre sie dazu in der Lage gewesen, hätte sie ihn mit einem Tritt in die Gosse befördert.
    »Wer zuerst kommt, mahlt zuerst, ist hier nicht die Devise.«
    Brends sah so aus, als wollte er ihm widersprechen. »Sie ist keine Waffe«, gab er zu bedenken.
    In diesem Punkt hatte sein Bruder allerdings unrecht. Genau das war Nessa St. James.
    »Wir können diesen Krieg nicht ewig so weiterführen«, erklang plötzlich Vkhins Stimme aus dem Dunkel hinter Zer. Der Mann machte es sich langsam zur Gewohnheit, die Anweisungen seines Anführers zu missachten – schließlich sollte er Nessa zusammen mit Nael bewachen. Vkhin war damals der andere Kandidat für den Posten des Oberhaupts gewesen. Aber vielleicht hatten die dort oben sich gegen ihn entschieden, weil er
zu
viel Stärke besaß. Eines stand fest: Er war deutlich älter als Zer, sehr viel sogar, ein tief in sich ruhender Mann und verkörperte quasi die pure, leidenschaftslose Kontrolle.
    Unglücklicherweise hatte Vkhin damit die Wahrheit ausgesprochen. Die Gefallenen konnten diesen Krieg nicht fortsetzen, ihn nicht gewinnen. Und dennoch hörte Zer das nicht gern. Er stieß sich von der Wand ab, gegen die er sich gelehnt hatte, und schritt auf die Tür zu, wobei er im Geist seinen Vorrat an Waffen durchging. Zumindest von denen verstand er etwas. Ziehen. Zustoßen. Töten. Über ein Jahrtausend lang hatte er diese Fähigkeit perfektionieren können. Meistens musste er sich dabei nicht einmal konzentrieren, das Kämpfen war ihm ebenso sehr in Fleisch und Blut übergegangen wie das Atmen. Anders als beim letzten Mal im Himmel, als Michael ihn aus seinen dunklen, kalten Augen spöttisch angesehen hatte. Zer verdrängte die Erinnerung an diese Situation schnell wieder. Es war sinnlos, das alles erneut durchzugehen. Sosehr er sich auch wünschte, es noch einmal von vorn versuchen zu dürfen, blieb ihm doch nur die Gegenwart. Die Vergangenheit ließ sich nicht mehr ändern.
    Großer Gott, er sehnte sich nach einem Kampf. Der Abtrünnige in ihm machte ihm schwer zu schaffen, die Kreatur rang darum, die Oberhand zu gewinnen. Den Bastard mit den kalten Augen, den er sah, als er in einem der Spiegel, die irgendein kranker Idiot überall an den Wänden des G2 angebracht hatte, einen Blick auf sich selbst erhaschte, kannte er nur allzu gut. Er wirkte wie der wandelnde Tod. Die leibhaftig gewordene Sünde, ja, das war er. »Ich bin weg«, knurrte er.
    Seine Brüder ließen ihn zwar den Weg zur Tür einschlagen, folgten ihm aber auf dem Fuß.
    »Seid ihr dabei?«, brummte Zer. Wenn er schon einen Trupp mitnehmen musste, dann konnten die Männer auch für ihn kämpfen.
    »Ich werde mitkommen«, sagte einer der Gefallenen fröhlich. Der Kerl klang, als hätte Zer ihm Blumen geschenkt. Der verdammte Hitzkopf würde schon lange, bevor der Hunger nach Seelen ihn innerlich auffraß, sterben. Aber genau das machte auch Keros’ Charme aus. Er überlegte nicht. Er
handelte
einfach. Zer bezweifelte nicht, dass sich Keros, wie Brends immer behauptete, durchs Strafgesetzbuch arbeitete und ein Verbrechen nach dem anderen beging. Zuletzt war ihm zu Ohren gekommen, der Bruder habe für einen der hitzigen Menschenstämme an der Südgrenze Russlands zu den Waffen gegriffen. Der Mann hatte wahrscheinlich seine Gründe dafür – die Zer im Übrigen nicht interessierten –, aber bei dem Kerl klang es, selbst wenn er Maschinenpistolen bestellte, so, als riefe er beim Pizzaservice an. Irgendwann würde Zer eingreifen müssen, bevor Keros noch dermaßen viel Chaos anrichtete, dass es sich nicht mehr beseitigen ließ.
    Allerdings nicht heute. An diesem Abend wünschte sich Zer selbst nichts mehr als einen Kampf.
    Er stieß die Außentür auf und sog die eisige Nachtluft ein. Die Kälte weckte alle seine Sinne. Als er aufblickte, sah er den Mond schwach silbern am Himmel leuchten und den nachlassenden Schein des magischen Lichts. Der Tag brach schon fast an, aber es blieb noch genug Zeit, um ein bisschen zu jagen. Er würde seinen Frust an den Abtrünnigen von M City auslassen. Links oder rechts – vollkommen egal, welche Richtung er dabei einschlug.
    »Tut mir einen Gefallen und lasst uns sofort loslegen«, sagte er zu den beiden Männern neben ihm. Es handelte sich um Keros und einen weiteren toughen Kerl namens Tarq. Sie würden voll mitziehen. »Ich bin heute so unruhig.«
    Langsam breitete sich auf Tarqs Gesicht

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