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Unsterbliche Sehnsucht

Unsterbliche Sehnsucht

Titel: Unsterbliche Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Marsh
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ein einschüchterndes Lächeln aus. Nur die Aussicht auf Blut ließ den Bruder so richtig munter werden. »Kämpfen oder vögeln?«
    »Kämpfen.«
    Davon verstand er etwas.
    Das Wetter war noch immer absolut winterlich, kalt und trüb. Ein fast schon arktischer Wind blies Zer entgegen, als er die dunkle Straße entlangging. Ihm fiel auf, dass die Menschen ihm weit auswichen. Sie schienen schlauer zu sein, als sie aussahen. Entweder das, oder aber es lag an seinem ledernen Staubmantel, der sich um ihn bauschte, und den flachen schweren Stiefeln mit den Stahlkappen, die schon für sich abschreckend genug waren. Er zog sich an wie ein knallharter Typ, sodass seine Kleidung wie ein Warnsignal wirkte.
    »Bist du dir sicher?« Vkhin musterte ihn mit ausdrucksloser Miene.
    »Ja.« Absolut! Dabei ging es ihm nicht wirklich darum, die Menschen von M City vor den Abtrünnigen zu beschützen, vielmehr war das Kämpfen für ihn zu einer Angewohnheit geworden, die er nicht ablegen konnte. Er hatte im Auftrag des Himmels gefochten und vor ihrem Sturz jahrhundertelang als Mitglied der Herrschaften gedient. Zu töten war zu einem Teil von ihm geworden.
    »Verrätst du mir, wohin du willst?«
    Es spielte keine Rolle. »Nach links«, antwortete Zer knapp. Vkhins Gesichtsausdruck wurde noch leerer, wenn das überhaupt ging. Es war ja nicht so, als hätte Zer seinen Bruder noch nie zuvor enttäuscht. Was immer Vkhin also über die Entscheidung seines Anführers denken mochte, es war nichts
Neues
, rief sich Zer wütend in Erinnerung. »Erwartest du etwa, dass ich direkt in den Himmel marschiere? Mit einer Truppe von drei Mann im Gefolge? Zum Teufel, Vkhin, ich bin nicht mal in der Lage, selbst dorthin zurückkehren.«
    Vkhin schob die Hände in die Hosentaschen. »Vielleicht könntest du es aber. Diese Frau da oben ist möglicherweise deine Seelenverwandte.«
    Zer schüttelte den Kopf. Nach links, es war entschieden. Er hatte die Nase voll von dem ganzen Scheiß. »Um eine Seelenverwandte zu finden, muss man etwas fühlen, Vkhin. Mir ist nichts mehr geblieben.« Alles, was noch existierte, war der Abtrünnige in ihm und der unstillbare Drang zu töten, um endlich, endlich so viel zu trinken, wie er wollte. Eine huschende Bewegung links von ihm versetzte ihn in höchste Alarmbereitschaft, die Bestie befand sich in Habachtstellung.
    Vkhin sah ihn einfach nur an. »Du musst es überhaupt erst mal versuchen.«
    »Ich habe die ersten beiden Jahrtausende damit verbracht, es zu versuchen. Jetzt werde ich mich damit begnügen, ein paar Arschtritte auszuteilen. Und wenn du nicht mitspielen möchtest, dann verpiss dich bitte.«

7
    Dem Scheißkerl von Taschendieb in der Gasse musste das Handwerk gelegt werden.
    Das gute Stück, um das es ging, wirkte unglaublich mädchenhaft – kreischend rosafarbenes Vinyl mit einer lustigen kleinen Paillettenblume am Reißverschluss. Solche Gewächse kamen in der Natur nicht vor, und ebenso wenig tat es das Ungeheuer, das der Besitzerin der Handtasche seine Lippen auf den Mund drückte.
    Zer griff an seine Klingen und versuchte, die Lage einzuschätzen. Vkhin war wieder mit der Dunkelheit verschmolzen, womit er klarstellte, dass er niemanden in dieser Gasse töten würde. Zer müsste sich also allein um die Sache kümmern.
    Es war mitten in der Nacht, doch in M City blieb es momentan fast durchgängig dunkel. Die Tage schienen kürzer zu sein als sonst und es gab viel weniger Licht. Einige Bewohner der Stadt – die noch übrigen Menschen – machten die Gefallenen für die Dunkelheit verantwortlich, und vielleicht hatten sie sogar recht damit. Die einstigen Engel waren aus dem Himmel geworfen worden, weil sie einen üblen Aufruhr angezettelt hatten, und mit ihnen waren viele Laster auf die Erde gekommen. Aber auch wenn Zer und seinesgleichen zwar Sünder sein mochten und daraus keinen Hehl machten, so handelte es sich bei der hünenhaften Gestalt am anderen Ende der Gasse keinesfalls um einen von ihnen.
    Nicht mehr zumindest.
    Ein Geräusch gab den ersten Hinweis darauf. Es war das tierische Knurren eines Abtrünnigen, der Beute witterte. Die Straße lag in tiefe mitternächtliche Dunkelheit gehüllt da. Der graue Gehweg führte zu einem höhlenartigen Eingang der Metro. Vor den Zeitungskiosken hatte man über Nacht die Metallgitter heruntergelassen, obwohl die Händler selbst tagsüber nur wenige Blätter verkauften. Presseerzeugnisse waren weitestgehend durch Kondome und Spirituosen ersetzt worden, dabei

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