Unsterbliche Sehnsucht
gab es Portionsgröße: Alkohol, abgefüllt in Flaschen mit nicht wiederverwendbaren Verschlüssen. Man konnte sie austrinken oder den Rest wegschütten, aber keinen Vorrat behalten. Zu dieser späten Stunde war sonst niemand zu sehen. Die Menschen der Stadt hatten diesen Ort der Nacht überlassen.
Und dennoch war der Abtrünnige irgendwo auf ein Mädchen gestoßen, eine kleine Hure, die einen viel zu kurzen Latexrock und Stiefel mit falschem Fellbesatz trug. Offenbar hatte er das, wofür er sie bezahlte, schon mit ihr gemacht, denn in der viel zu frischen Nachtluft hing der starke, intensive Geruch von Sex und Sperma. Nun hielt er die Frau ganz am Ende der Gasse gegen die Wand gedrückt und vertraute wohl darauf, dass seine Machenschaften durch die Dunkelheit sowie den widerlichen Gestank von einige Tage vor sich hin gammelndem Müll im Verborgenen bleiben würden. Die verzerrte, düstere Miene des Kerls und sein fies hervorstehender Kiefer enttarnten ihn jedoch als Abtrünnigen.
In M City jagte keiner dieser Kerle ungestraft nach Seelen. Diese Stadt gehörte Zer.
Da dieser keine Anstalten machte, sonderlich raffiniert vorzugehen, hatte der verlorene Bruder ihn wahrscheinlich bereits gerochen. Auch der Anführer der Gefallenen war mit Sicherheit kein Ritter in strahlender Rüstung, verdammt, aber er sorgte dafür, dass die Gesetze von seinesgleichen eingehalten wurden. Und was der Abtrünnige dort mit seiner menschlichen Begleiterin trieb, kam psychischem Vampirismus gleich und würde für niemanden von ihnen gut enden. Zudem vertrat Zer eine klare Meinung: Wenn er selbst es bisher geschafft hatte, dem Drang zu widerstehen, eine menschliche Seele auszutrinken, dann konnte der Scheißkerl das auch. Weshalb er es als eine persönliche Beleidigung empfand, dass der Abtrünnige das Mädchen nun leer trank. Mit jedem tiefen Schluck wurde der Gestank ihrer Seele schlimmer, und es lösten sich dunkle Wolken von Aura von dem Mädchen.
»Hallo Süße.« Zer zog seine ersten beiden Messer und warf sie. »Es ist an der Zeit, eure kleine Party hier zu sprengen.«
Einen Moment lang fiel von hinten Licht auf Zer, wodurch sich sein Körper nur als Silhouette am Eingang der Gasse abzeichnete. Eine der heransausenden Klingen schlitzte den Arm des Abtrünnigen auf, sodass er von dem Mädchen abließ. Es war schon halb tot und bewegte sich nicht einmal mehr von dem fiesen Rüpel weg.
Verdammt!
Also musste Zer sie erst wegbringen, bevor er loslegen konnte.
Tarq und Keros gaben ihm Deckung und bildeten mit ihm zum Kampf die übliche Trias. Vkhin war verschwunden, wahrscheinlich um selbst ein bisschen die Lage auszukundschaften. Mit einer knappen Geste bedeutete Zer seinen beiden Brüdern auszuschwärmen, und nahm zufrieden das leise Zischen wahr, als sie ihre Klingen zogen. Tarq nahm sich die im Schatten liegenden Bereiche vor, Keros bewegte sich bereits auf das Mädchen zu, zögerte dann jedoch.
»Überlass es mir«, sagte er zu Zer.
Keros befürchtete wohl, sein Anführer würde womöglich nur das Gleiche tun wie der Abtrünnige, womit er gar nicht einmal so falschlag.
Zer nickte einmal kurz und überließ Keros das Mädchen, nicht aber den Abtrünnigen.
Er wollte es, brauchte das Töten. »Der hier gehört mir, Ker.«
Die Feuerklinge des Abtrünnigen blitzte auf, er griff an.
Zer wich behände aus, indem er sich unter dem Hieb wegduckte, zog selbst seine Messer und stieß sie dem Bastard direkt in den Bauch, während er sich wieder aufrichtete. Für einen Abtrünnigen keine tödliche Wunde, aber genug, um ihn langsamer zu machen. Und tatsächlich bewegte sich der Mann nur noch schwerfällig. So schnell würde er sich nicht erholen. Wie auf ein Stichwort begann die Feuerklinge zu vibrieren.
Der Abtrünnige fluchte, es war ein barscher, unmenschlicher Schwall von Silben. Dann drehte er sich um und stürzte sich erneut auf Zer. Dermaßen hartnäckig zeigten sich nur die frisch Verdammten, denn – verdammte Scheiße – nun gab es kein Zurück mehr. Nicht, dass Zer je erlebt hätte, wie einer von diesen hirnlosen Bestien einem Kampf aus dem Weg gegangen wäre. Dieses Exemplar hier konnte es sich sogar nicht verkneifen, noch einmal zu der Frau herüberzuschauen. Obwohl er gerade Gefahr lief, seine unsterbliche Seele zu verlieren, dachte der Kerl immer noch nur an sein Abendessen.
Doch was Zer richtig ankotzte: Dieser Kampf würde nicht lange genug dauern, um die Aggressionen abzubauen, die sich in ihm angestaut hatten. Und
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