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Unsterbliche Sehnsucht

Unsterbliche Sehnsucht

Titel: Unsterbliche Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Marsh
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Zers Bruder war ein knallharter, erbarmungsloser Krieger, der nicht lang fackelte und keine Zeit damit verschwendete, die Lage abzuschätzen. Nein, Brends hatte seine Klinge gezückt und trat zwischen Esrene und den Erzengel. Zer starrte auf die Hände des Bruders. In dem Moment, in dem Brends die Klinge auf den Erzengel richten würde, unterschriebe er sein Todesurteil. Es war den Herrschaften verboten, die Waffen gegen einen Erzengel zu erheben.
    »Sie haben ihr das angetan«, sagte Brends heiser, doch seine Klinge zitterte nicht.
    Neben Zer verlagerte Vkhin sein Gewicht. Er machte sich auf einen Kampf gefasst, den sie alle kommen sahen. Für einen verdammt langen Moment schien die Welt stillzustehen, und dann bestätigte Michael die Vermutung. »Ja.«
    Kein Bedauern, kein Schmerz lag in seiner Stimme. Es war der kalte, gelassene Tonfall eines Mörders; der Erzengel sprach, als würde er die Herrschaften anweisen, den Müll hinauszubringen.
    Vkhin bewegte sich, doch Zer rammte ihm einen Arm in den Bauch. »Warte«, befahl er. Er selbst hielt noch immer seine Klinge in der Hand, denn auch er verspürte den Drang, einzugreifen und sich schützend zwischen die beiden Männer zu stellen. Empörung. Trauer. Brennende Wut. »Michael gehört mir«, knurrte er.
    Vkhin sah aus, als wollte er widersprechen, doch Brends’ Martyrium auf der Lichtung war noch nicht zu Ende. Der Bruder ging auf den Erzengel zu und fragte ihn, warum er das alles getan habe.
    Für einen kurzen Augenblick spiegelte sich eine starke Gefühlsregung auf Michaels Gesicht wider, doch er fasste sich schnell. Statt zu antworten, betrachtete der Erzengel bloß seine Hände. Ein leuchtend roter Fleck prangte auf seiner goldenen Haut, bei dessen Anblick Brends schwor, den Mann zu töten.
    Vkhin richtete seinen eiskalten Blick auf Zer. Er beobachtete, wie der gewählte Anführer der Herrschaften zögerte. »Entscheiden Sie sich«, forderte er Zer unerbittlich auf. »Es ist an der Zeit, sich auf eine Seite zu stellen.«
    Großer Gott! Er wünschte sich ein anderes Ende, wollte, dass Esrenes Brust sich wieder hob und senkte. Doch das würde nicht geschehen. Stattdessen hatte er zwei Optionen. Entweder er überließ Brends das Feld und ließ zu, dass dieser es mit Michael aufnahm, oder aber er stellte sich mit den Herrschaften geschlossen hinter seinen Bruder. Dann wurde jedoch mehr als eine persönliche Angelegenheit aus der Sache.
    Sobald er auf die Lichtung träte und sich nicht zwischen Brends’ Klinge und Michael stellte, machte er die Fronten klar und die anderen Krieger würden ihm folgen, da sie es ihm geschworen hatten. Zudem wollten nicht wenige von ihnen den Mörder jagen, von dem ihre Frauen reihenweise niedergemetzelt worden waren.
    Letztendlich blieb Zer keine Wahl.
    Er hatte Esrene geliebt wie eine Schwester, auf eine besondere Art und Weise, die er nicht beschreiben konnte. Schon allein aus diesem Grund war ihm sein Eid gegenüber Michael nun egal. Er würde den Mann vom Sockel stoßen, den zu beschützen und dem zu dienen er geschworen hatte. Denn das Leben war nicht länger perfekt und er hatte ohnehin schon viel zu lange gezögert.
    Esrene würde nicht zurückkommen und Michaels Spiel musste augenblicklich ein Ende bereitet werden.
    Zer trat auf die Lichtung und stellte sich neben Brends …
    Noch nie hatte ihn ein Mensch nach diesem Tag gefragt.
    »Ja«, sagte er langsam. »Sie entspricht der Wahrheit.« Die Geschichte stimmte wirklich – und genau das war so schwer zu akzeptieren. Er hatte seinen Schwur gebrochen und einen Aufstand gegen jene Person angezettelt, die er unter Einsatz seines Lebens hätte beschützen sollen. Und nun zahlte er den Preis dafür. Das war die Wahrheit.
    Doch noch ehe er zu Ende gesprochen hatte, schüttelte sie bereits den Kopf. »Da steckt doch mehr dahinter, Zer, also speis mich nicht mit der halben Wahrheit ab. Du warst ein Mitglied der Herrschaften. Es gab eine Rebellion. Ich möchte wissen, warum.«
    Seine Reaktion auf ihre Frage verwunderte ihn. Ein ungewohntes Gefühl von Wärme breitete sich in seiner Brust aus. Aber es gefiel ihm ganz und gar nicht, so aufgewühlt zu sein.
    »Ich möchte die Wahrheit wissen, Zer. Warum ist es dir so wichtig? Warum sollte ein Haufen aus dem Himmel verdammter Mörder unbedingt nach einem Weg suchen, wieder zurück dorthin zu gelangen? Ich wette, dass du gute Gründe dafür hast.«
    Er schluckte schwer. Normalerweise glaubte Nessa Dinge nicht so einfach. Das wusste er.

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