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Unsterbliche Sehnsucht

Unsterbliche Sehnsucht

Titel: Unsterbliche Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Marsh
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gestorben«, schloss Nessa schließlich.
    Zer wandte den Blick nicht von ihr ab. »Ja«, entgegnete er. »Davon müssen wir ausgehen.«
    Jetzt betrieb er Haarspalterei. »Aber entspricht das auch der Realität?«
    »Brauchst du dreierlei Beweise?«, knurrte er. »Die kann ich dir leider nicht liefern. Was ich dir sagen kann, ist jedoch, dass dein Name auf einer Todesliste steht und dass Cuthah nicht eher aufhören wird, dich zu jagen, bis du tot bist – oder bis er es ist. Mach dir vor, was du willst, aber du musst dich nun für eine Seite entscheiden.«
    »Dann habe ich also nicht wirklich eine Wahl.«
    »Nein.« Er betrachtete sie für einen langen Moment. »Hast du nicht. Aber dennoch musst du eine Entscheidung treffen.«
    Der ihr einst so vertraute Campus kam ihr nicht länger wie ein sicherer Hafen vor. Mit einem Mal wirkten die Schatten bedrohlich auf sie, und das, obwohl sie hier bereits tausendmal langgegangen war. Egal, ob bei Tageslicht oder in der Nacht, Nessa hatte sich nie in Gefahr gewähnt. Doch nun konnte sie nicht mehr davon ausgehen.
    Die MVD war kurz nach den Gefallenen eingetroffen. Die glatten schwarzen Bodysuits und die Hightech-Ausrüstung der Mitarbeiter verliehen der ganzen Szenerie einen Hauch von zivilisierter Welt. Zwei Tatortermittler verstauten die tote Frau in einem Leichensack aus Nylon. Das Geräusch, als sie den Reißverschluss zuzogen, würde Nessa ihr Leben lang verfolgen.
    Derjenige von beiden, der näher bei ihr stand, hielt inne und kam dann auf sie zu.
    »Ist alles in Ordnung mit Ihnen, Ma’am?« Sein prüfender Blick ruhte auf ihrem Gesicht, wobei das analytische Abchecken in Kontrast zu seinem mitfühlenden Tonfall stand. »Sind Sie zum ersten Mal an einem Tatort?«
    »Ja.«
    »Kannten Sie das Opfer?« Er wollte anscheinend herausfinden, warum sie an diesem Ort war und welche Rolle sie bei dem Verbrechen spielte.
    »Nein.«
    »Darf ich Sie nach Ihrem Namen fragen?«
    Als sie ihn nannte, konnte sie sehen, wie der Mann den Zusammenhang herstellte. »Es gab da einen Vorfall.«
    »Gestern«, ergänzte sie erschöpft. »Auf dem Campus. Ja, das ist in meiner Vorlesung passiert.«
    »Und Sie wollten nicht dableiben und eine Stellungnahme abgeben, Ma’am?« Sein Blick wirkte anklagend.
    »Ich durfte es mir ja nicht aussuchen.« Sie warf Zer einen Blick zu und befand, da er an allem Schuld hatte, sollte er es auch erklären. Gott, sie war noch nicht einmal auf die Idee gekommen, dass der Sicherheitsdienst nach ihr suchen würde oder dass die Behörden eine Stellungnahme haben wollen könnten.
    »Laut Augenzeugenberichten sind Sie von Dämonen aus dem Hörsaal gezerrt worden.« Zu ihrer Überraschung formte der Beamte mit dem Mund die Frage:
Brauchen Sie Hilfe?
Sie konnte ihr Zögern angesichts dieser anständigen Geste nicht ganz verbergen. Natürlich hätte Nessa sein Angebot annehmen können, doch Zer beobachtete sie, und sie hatte ja gesehen, zu was ein Abtrünniger imstande war. Was auch immer da gerade zwischen Zer und ihr ablief, es schien inzwischen weitaus mehr als nur eine Entführung zu sein. Statistisch gesehen standen die Chancen für sie also besser, wenn sie bei den Gefallenen blieb, statt allein in ihrer Wohnung oder in einem Versteck der MDV zu bleiben.
    »Nein«, antwortete sie schließlich nach einer viel zu langen Pause. »Nein, brauche ich nicht.« Enttäuschung und noch irgendetwas anderes spiegelte sich in den Augen des Ermittlers wider. Toll, jetzt dachte er bestimmt, sie wäre so eine Schlampe, die sich mit Dämonen einließ.
    Sie schaute zur Seite und bemerkte Zers Blick. Etwas Böses blitzte in seinen Augen auf. Dann kam er zu ihnen herüber. Der Ermittler schaute ihn nur kurz an und verschwand dann wieder. Nessa nahm es dem Mann nicht übel. Selbst sie hatte den primitiven Ausdruck der Besessenheit auf Zers Gesicht wahrgenommen.
    Er wusste, dass sie, was ihre Entscheidung anging, zu einem Ergebnis gekommen war.
    Um den Ereignissen in dieser Nacht die Krone aufzusetzen, stieg genau in diesem Moment auch noch der Dekan aus seinem Dienstwagen. Er schien irgendwie beunruhigt zu sein. Ja, jede Wette, dass er es gar nicht leiden konnte, wenn Leichen auf seinem Campus auftauchten. Er strich sich sein dünner werdendes Haar zurück und wandte sein Profil den Journalisten zu, die mit ihren Kameras hinter dem gelben Absperrband Stellung bezogen hatten.
    »Nessa«, rief er plötzlich, woraufhin die Dozentin sich versteifte. Sie hatte keine Lust, an diesem Abend ihre

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