Unsterbliche Sehnsucht
fühlte sich sexy damit. Außerdem wusste sie, dass er davon ausgegangen war, sie würde sich weigern, sie zu tragen.
Um
ihn
also aus dem Konzept zu bringen, hatte sie entgegen seiner Erwartungen gehandelt.
»Warum hast du das getan?« Sie berührte die dunkle Tätowierung, als er auf die Stopptaste des Aufzugs drückte.
Ein verwirrter Ausdruck huschte über sein Gesicht. Offensichtlich hatte er gedacht, sie würde protestieren, weil er den Lift anhielt. »Die Tattoos? Dafür gibt es keinen Grund.«
Mit einem ihrer Zeigefinger fuhr sie über die dunklen Wirbel. »Sie sehen aus wie die Male, die entstehen, wenn man ein Bündnis eingeht.«
»Ich verbünde mich mit niemandem.«
»Weil dich keine Frau darum bitten wird, nicht wahr?« Sie kniff die Augen zusammen. »Du hast die Zeichen dafür, dass sie dir fernbleiben sollen, genau hier eintätowiert.«
Er antwortete zwar nicht, doch sie wusste, dass sie richtiglag. »Die anderen nehmen sich Verbündete. Warum du nicht?«
»Es wäre nicht sicher.«
»Magst du meine Schuhe?« War das etwa sie, die da so atemlos klang?
Angesichts dieses plötzlichen Themenwechsels wirkte er verdutzt und doch anbetungswürdig männlich. »Hm«, antwortete er, als hätte sie ihm eine komplizierte Frage zur Genetik gestellt. »Ja.« Er räusperte sich und schaute von ihren Füßen auf.
»Und mein Kleid?« Sie strich sich mit einer Hand über die Hüfte. Sie wusste, dass sie mit der Bestie in ihm spielte, doch alles war ihr recht, um noch ein paar Sekunden Zeit zu schinden.
»Du siehst wunderschön aus.« Sein Blick wirkte unergründlich. »Er wird dich lieben«, versprach er.
Zer klang schroff und doch zärtlich. So, als machte er sich Sorgen um sie, was sicher nicht der Fall war. Er hatte ihr klargemacht, dass er sie nicht wollte. Dennoch konnte sie es nicht sein lassen, ihn unter Druck zu setzen. Und sich selbst dazu.
»Wirst du dich mit in die Reihe stellen?« Bereitwillig gab sie sich einem Anflug von Wut hin. Diese Erregung fühlte sich so viel besser an als die kalte Angst und das Gefühl, etwas schwer im Magen liegen zu haben.
Er schüttelte den Kopf. »Du weißt, dass ich das nicht tun werde. Ich stehe knapp vor der Wandlung, und du, Baby, bringst mich dazu, diese Grenze auch zu überschreiten.«
»Was ist das für eine Wandlung?«
»Das möchtest du gar nicht wissen«, gab er zurück. »Jedenfalls stehe ich nicht zur Verfügung. Aber du kannst dir dort unten jeden anderen aussuchen, den du haben willst.«
»Jeden außer dir.« Da er nicht antwortete, hakte sie weiter nach. »Möchtest du mich denn nicht zur Verbündeten?«
»Mich kann man nicht retten, Baby«, warnte er sie. »Ich bin nicht irgend so ein Typ, den man einfach so von Grund auf verändern kann.«
Bei dem Gedanken, dass dieser Mann für immer verloren war, spürte sie einen Stich im Herzen.
Doch stopp!
»Warum denn nicht?«
Seine Antwort kam langsam und gedehnt. »Der Kapitän geht mit seinem Schiff unter, Baby. Das weißt du doch. Meine Brüder haben Erlösung verdient, und ich werde verdammt noch einmal dafür sorgen, dass sie die auch bekommen. Dass sie
dich
bekommen.«
»Und was, wenn ich nicht wie bei einer Tombola verlost werden möchte?« Sie schaute ihn an.
Zer drückte energisch auf eine Taste, damit sich der Fahrstuhl wieder in Bewegung setzte.
Sie starrte ihn weiter mit diesen unglaublich unschuldig wirkenden Rehaugen an, sezierte ihn wie ein Exemplar einer neuen, unbekannten Spezies. Ob ihr wohl gefiel, was sie da sah? Egal! Den Gedanken daran, jemals erlöst zu werden, hatte er weit hinter sich gelassen, und den ganzen gefühlsduseligen Komm-ins-Licht-mein-Sohn-Scheiß sowieso. Er war von Michael aus dem Himmel verstoßen und der Schlüssel weggeworfen worden – aber das kümmerte Zer einen Dreck. Er würde auf eigenen Beinen stehen.
»Treib es nicht zu weit«, knurrte er. »Noch zwölf Stockwerke, dann bist du mich los. Doch bis dahin gehörst du mir ganz allein, Baby.« Zum Teufel, ja!
»Oh nein!«, neckte sie ihn.
Er würde diese letzte Chance, sie zu berühren, wahrnehmen, bevor er sie übergab. Also drückte er sie gegen die Wand und stützte beide Hände neben ihrem Kopf ab. Seine Körperhaltung wirkte dominant und unnachgiebig. Ihm blieben noch zwölf Etagen, und diese Zeit würde er nutzen.
Er küsste sie nicht sofort auf den Mund. Stattdessen zog er mit seiner Zunge eine heiße, feuchte Linie über ihre Haut und erforschte ihre Ohrmuschel. Wie ein Tataren-Herrscher, der
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