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Unsterbliche Sehnsucht

Unsterbliche Sehnsucht

Titel: Unsterbliche Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Marsh
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glitten auseinander und gaben den Blick auf die Tanzfläche frei – und was dann folgte, kam dem viel erwähnten Weltuntergang gleich. Nael zerrte unerbittlich an ihm, während Vkhin mit einem Zischen seine tödlichen Waffen aus der Scheide zog.
    Ich bin ein Monster
, dachte Zer, zwang sich selbst, sich von ihr zu lösen und dicht an der gegenüberliegenden Wand des engen Lifts zu bleiben. Als Nael endlich die Hände um Nessas weiche weiße Oberarme schließen konnte, stieß er ein tiefes, kehliges Knurren aus. Doch zu aller Überraschung riss sich Nessa von ihm los.
    »Lass – mich – los!« Sie spuckte die Worte förmlich aus.
    Während Zer gegen den roten Schleier vor seinen Augen ankämpfte, der mit dem Seelendurst einherging, sah er ihr viel zu blasses Gesicht vor sich, das zu schwanken schien. Gott! Wankte sie etwa? Er hatte zu viel getrunken. Wenn sie sich nicht bloß in einem zwölfstöckigen Gebäude, sondern in einem Wolkenkratzer befunden hätten, wäre sie jetzt tot.
    Mit tiefer, fester Stimmer flüsterte Nael ihr etwas ins Ohr, woraufhin sie all ihre Wut gegen den Bruder richtete. »Nein«, sagte sie. »Halt einen Moment lang den Mund und hör mir zu!«
    Das schien dem Bruder ganz und gar nicht zu passen, doch er wartete. Vkhin wich in den Aufzug zurück und befingerte einen Wurfstern. Sie wussten beide, dass keine einzige Klinge im Club Zer rechtzeitig würde aufhalten können, sollte er wirklich verloren sein. Vielmehr wäre sie der Köder, der ihn an Ort und Stelle hielt, bis sie sich überlegt hatten, wie sie ihm am besten den Kopf abnahmen.
    »Ich möchte mit ihm reden«, sagte sie noch einmal lauter. Nael fluchte, ließ aber von ihr ab. Nessa machte zwei Schritte auf Zer zu, blieb dann jedoch stehen. Der Abtrünnige schäumte vor Wut, weil man ihm sein Festmahl weggenommen hatte, doch der Mann ihn ihm fühlte sich erleichtert. Nessa indes fürchtete sich vor ihm, was gut war.
    »Du solltest mich töten.« Ohne zu blinzeln, starrte er sie an, als er ihr schließlich die Wahrheit sagte. »Frag meine Brüder. Sie werden es für dich erledigen.«
    »Ich soll darum bitten, dass du umgebracht wirst?« Sie wirkte, als könnte sie nicht glauben, dass diese Worte aus ihrem Mund gekommen waren, und ihm wurde bewusst, dass er die Welt, wie sie sie kannte, auf den Kopf gestellt hatte. Sie würde niemals mehr in dieses sichere, alltägliche Leben zurückkehren. Er konnte es ihr einfach nicht bieten, war auch nicht dazu in der Lage, etwas Vergleichbares für sie zu arrangieren.
    »Ja.« Er nickte. »Du bist nicht stark genug, um es selbst zu erledigen.«
    »Schön«, blaffte sie ihn an. »Ich werde es mir merken, und solltest du mein Leben noch einmal so durcheinanderbringen, sofort Vkhin anrufen.«
    Er musterte sie. »Ist dir klar, dass ich dich fast umgebracht hätte?«
    »Nein«, entgegnete sie mit dieser weichen Stimme, die für ihn wie flüssige Schokolade war. »Das habe ich nicht gemerkt. Was ich allerdings gespürt habe, war der verdammt noch einmal heftigste Orgasmus, den ich bisher erleben durfte. Ich kann mich also nicht beschweren.« Sie stützte eine Hand in die Hüften und starrte ihn an. »Abgesehen von dem Teil natürlich, als du mich behandelt hast, als wäre ich ein Lebensmittelladen, in dem man alles bekommt. Ich habe langsam genug von dieser Fass-mich-nicht-an-Nummer, die du da immer abziehst.«
    Na toll, sie verstand einfach nicht, wozu er fähig war. Aber den entsprechenden Einblick würde er ihr später noch geben,
nachdem
sie sich einen seiner Brüder als ihren Seelenverwandten ausgesucht hatte. Vielleicht begriff sie dann, welcher Gefahr sie entgangen war. Als kalter, unnachgiebiger Killer konnte er ihr keine Seele mehr bieten, und eines stand selbst für ihn fest: Sie hatte etwas Besseres verdient.
    Er hob ihr Höschen vom Boden des Fahrstuhls auf und stopfte es sich in die Tasche. »Ein Souvenir.«
    Souvenir …
Das Wort stammte von dem französischen Verb
sich erinnern
, schoss es ihm durch den Kopf, als er aus dem Lift trat und auf die Tanzfläche ging.

11
    Sie kam sich vor wie Aschenputtel in einem Ballsaal, in dem eine düstere, erotisch aufgeladene Stimmung herrschte. Vielleicht hätte das reichen müssen. Bei Gott, für die meisten Frauen wäre das sicher ein hinreichender Grund gewesen. Geiler Sex und ein noch geilerer Gefallen – eigentlich hätte sie »Hier« schreien sollen, doch stattdessen hielt sie nach dem Ausgang Ausschau. Ein Fluchtweg war allerdings nicht in

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