Unsterbliche Sehnsucht
sie über alles schätzen würde.
Falls nicht, beabsichtigte Zer, persönlich dafür zu sorgen.
»Ich bekomme mein Leben zurück«, entgegnete sie.
Erneut atmete sie tief durch, wobei sich ihre seidig glatte Haut zunächst von der heißen Korsage löste und dann wieder gegen den festen Stoff drückte. Am liebsten wäre er der Bewegung mit der Zunge gefolgt.
»Ich möchte mein altes Leben wiederhaben. Und dies ist der einzige Weg dahin«, bekannte sie.
Sie hatte ja keine Ahnung.
Die Türen glitten zu und sperrten sie im Fahrstuhl ein.
Zer war verdammt groß und breit. Er nahm fast den ganzen Platz im Aufzug ein und bedrängte sie. Vermutlich machte er das mit Absicht.
»Geh weg von mir«, forderte sie ihn mit bestimmtem Tonfall auf. »Ich tue doch schon, was du von mir wolltest.« Sein großer Körper nahm ihr förmlich die Luft zum Atmen. Aus dieser Nähe konnte sie seine Wärme spüren und nahm einen herben, männlichen Duft an ihm wahr. Achtung! Er roch nach Gefahr, aber sie war nicht dumm. Sie würde von ihm wegrennen, ohne sich noch einmal umzudrehen. Oder?
»Du bist gefährlich«, sagte sie. »Du bist ein Mörder. Ich habe die Botschaft verstanden.« Als er ihre Behauptung nicht bestritt, fragte sie sich unwillkürlich, ob sie törichterweise gehofft hatte, dass er es tun würde.
»Ja«, bestätigte er mit heiserer Stimme.
Warum starrte er sie dabei so an? Es musste an dem Kleid liegen. Allerdings hatte er es selbst ausgesucht und wie eine gute Freundin einen Riesenwirbel um die Farbe und den Schnitt gemacht, also konnte es doch wohl keine allzu große Überraschung für ihn sein. Er hatte sie für seine Brüder wie ein Geschenk verpackt, da sollte ihm doch gefallen, was er nun vor sich sah.
Er selbst schien einen ganzen Kleiderschrank voller Ledersachen zu besitzen, denn sie hatte noch nie etwas anderes an ihm gesehen. Einkaufstouren gestalteten sich da sicher leicht, aber die Rechnung der Wäscherei musste der Horror sein. Gott, sie laberte herum – zumindest in Gedanken –, was bedeutete, dass sie nervös war.
»Aber du bist nicht der schlimmste Mörder, der dort draußen herumläuft. Auch das habe ich kapiert.« Da er sie nur weiter anstarrte, plapperte sie einfach weiter. »Mir ist klar, dass Cuthah das Handwerk gelegt werden muss.«
»Das ist aber selbstlos von dir«, brummte er. »Und das Ganze hat rein gar nichts mit deiner Genforschung zu tun, richtig?«
»Fick dich!«, schimpfte sie. »Du hast meine Gründe hierfür nicht zu hinterfragen.«
»Also wirst du einen meiner Brüder auswählen … um dich mit ihm zu verbünden?«
»Was bleibt mir denn anderes übrig? Ich möchte dir doch helfen, Cuthah zu stoppen.« Bisher war Vkhin bei seiner Suche noch nicht erfolgreich gewesen.
»Cuthah stoppen … Ist das der einzige Grund?« Erst hatte er sie dazu gedrängt, mitzumachen, und jetzt wollte er über ihre Beweggründe diskutieren? Wohl kaum. Das ging nur sie allein etwas an.
»Na ja, es geht mir bestimmt nicht darum, von einem Dämonen einen Wunsch erfüllt zu bekommen.«
»Er wird gut zu dir sein.«
»Wer?«
»Na, derjenige, den du wählst«, versprach er. »Er wird den Boden anbeten, auf dem du gehst. Du wirst für ihn Sonne, Mond und Sterne zugleich sein.«
Bei seinen Worten schnürte es ihr die Kehle zu. Panik stieg in ihr auf. Das war zu viel für sie. Sie war nicht bereit, für jemanden der Mittelpunkt des Universums zu werden. Zer trat einen Schritt näher, und ehe sie sich zurückhalten konnte, streckte sie eine Hand nach ihm aus. Unter dem teuren Material seines Ärmels waren stahlharte Muskeln zu spüren und eine feste, unnachgiebige Erhöhung aus Metall. Er hatte Klingen an seinen Unterarmen befestigt. Zudem schauten die dunklen, schwarzen Wirbel unter seinen Ärmeln hervor. Die Tätowierungen reizten sie.
»Ich weiß nicht, ob ich das
schaffe
«, gestand sie ihm, denn so viel Aufrichtigkeit hatte er verdient. Dass sie das Richtige tun wollte, hieß nicht, dass sie auch imstande sein würde, es durchzuziehen. Diese ganze Sache mit dem In-den-Tod-Stürzen funktionierte schließlich auch nur, wenn man es schaffte, über die Klippe zu springen und in die Luft zu gelangen. Immerhin fuhr der Fahrstuhl weiter abwärts, und das war schon einmal ein Schritt in die richtige Richtung. Irritierenderweise schien Zer der Bewegung mit seinem Blick zu folgen. Er richtete seine dunklen Augen auf ihre unfassbar hohen Schuhe, auf die er bestanden hatte. Sie mochte das Paar, denn sie
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