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Unsterbliche Sehnsucht

Unsterbliche Sehnsucht

Titel: Unsterbliche Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Marsh
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wieder zuckte er mit den Schultern, »… Unerwartetes.«
    Reflexartig fing sie den schmalen Vidpod auf, den er ihr zuwarf. Es konnte ja nicht schaden, es sich einmal anzusehen. Datenpunkte waren nützlich – und die Schwarz-Weiß-Bilder stellten sich als erschreckend anschaulich heraus. Männlich. Groß. Über eins achtzig. Ein gut aussehender Mistkerl. Sein nackter Rücken war mit einem komplizierten tattooähnlichen Symbol versehen, das von einer Schulter bis zur anderen reichte und ein paar Flügel darstellte. Die Federn aus dicker schwarzer Tinte zogen sich an seiner Wirbelsäule entlang und sahen, wie sie feststellen musste, erstaunlich realistisch aus. Als sie auf Play drückte, versuchte sie, gedanklich die Perspektive zu wechseln. Nun schien das Tattoo plötzlich zum Leben zu erwachen. Die Haut sprang auf und Knochen nahmen neue Form an, als richtige Flügel aus dem Rücken des Mannes herausbrachen.
    Sie spielte das Video noch einmal ab. Unmöglich.
    »Brends Duranov sind wieder Flügel gewachsen.« Zer streckte seine Hand aus, woraufhin sie ihm widerwillig den Vidpod zurückgab.
    »Die Gefallenen besitzen keine Flügel.« Wenn Heerscharen von geflügelten Verführern in M City herumfliegen würden, hätte sie davon gewusst. Doch die gab es nicht. Dafür hatte sie oft genug einfach in die Luft gestarrt, statt zu arbeiten. Tauben, ja, die schon. Wolken und das übliche Sortiment an Wetterphänomenen, definitiv. Aber Engel mit Flügeln? Nein!
    »Besitzen wir auch nicht«, stimmte er ihr zu. »Und auf die meisten von uns trifft das auch noch immer zu. Aber mit Brends’ Verwandlung hat sich die Lage geändert.«
    Er neigte das Glas, welches er locker in einer Hand hielt, sodass die glatten Eiswürfel darin leise klirrend gegeneinanderschlugen. Jede Wette, ein Drink kostete mehr als sie bei ihrem letzten Lebensmitteleinkauf ausgegeben hatte.
    »Brends Duranov sind also plötzlich Flügel gewachsen. Besitzt er sie immer noch?«
    »Ja und noch mal, ja.« Er fixierte sie über den Rand seines Glases hinweg. Sie ignorierte den Schauer sexueller Erregung und das Prickeln, das sich in ihrem Unterleib ausbreitete, als er den Mund öffnete, um einen Schluck zu trinken. »Wobei ich nicht glaube, dass es ›plötzlich‹ geschehen ist«, gab er von sich aus zu. »Er bekam seine Flügel in dem Moment zurück, als er sich mit Mischka Baran verbündete.«
    »Wahre Liebe?« Dazu besaß sie eine ganz eigene Meinung. Ihre Mutter hatte ihr ganzes Leben lang nach Mr Right gesucht und war jedes Mal sicher gewesen,
dieses Mal
den richtigen Mann gefunden zu haben – bis zum nächsten Kandidaten. Bei ihrem letzten Gespräch mit ihrer herzallerliebsten Mama hatte sich diese gerade mitten in den Vorbereitungen zu Hochzeit Nummer sieben befunden.
    Zer warf ihr einen unergründlichen Blick zu. »Du bist doch Wissenschaftlerin«, meinte er. »Glaubst du an die wahre Liebe?«
    »Möchtest du, dass ich deine Seelenverwandte werde?«
    »Nein.« Er seufzte. »Ich besitze keinerlei Emotionen mehr. Das gehört auch zu Michaels Fluch, Nessa. Ich fühle nichts mehr. Kann es einfach nicht.«
    Hatte sie etwa gehofft, dass er etwas für sie empfand? Sie wollte verdammt sein, wenn sie ihm zeigte, dass seine Worte sie verletzten. Also reagierte sie mit blinder Wut. »Weißt du, was ich denke, Zer?« Sie verschränkte die Arme vor der Brust und beugte sich vor, um ihm in die Augen zu sehen. Jede Wette, dass er sich plötzlich ganz gut vorstellen konnte, wie sich eine Laborratte fühlte. »Ich glaube, das benutzt du als Ausrede. Es ist nicht so, als wärst du nicht in der Lage, etwas zu fühlen. Du willst es bloß nicht.« Sie zuckte mit den Schultern. »Damit lässt sich leben.«
    Er hielt ihrem Blick stand. »Die Erlösung kommt für mich zu spät. Ich glaube, so geht es den meisten Gefallenen.«
    »Könnte es nicht eher sein, dass Mischka Baran etwas Besonderes besitzt, das eine verborgene Tiefgründigkeit in deinem Freund zum Vorschein gebracht hat?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, nicht so. Mischka Baran war – ist«, berichtigte er sich, »etwas Besonderes. Aber ich denke, nicht einzigartig.«
    »Verstehe ich das richtig, du vertrittst also keinesfalls die These, dass jeder Mensch einzigartig und besonders ist?« Sie gab sich keine Mühe, den bissigen Unterton in ihrer Stimme zu verbergen. »Die Wissenschaft würde dir da kein recht geben. Aus genetischer Sicht sind wir alle einzigartig.«
    »Evolution.« Bei seinem tiefen Raunen geschahen

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