Unsterbliche Versuchung 2
Herz den Geist aufgegeben hat. Vielleicht hast du auch Glück und läufst einer blutsaugenden Bestie über den Weg!“
Wütend knallte ich die Wohnungstür zu.
Irgendwie meinte es das Schicksal nicht besonders gut mit mir. Schon zwei Tage später liefen Toma und ich uns erneut über den Weg.
In weniger als drei Stunden würde die Sonne aufgehen und ich befand mich bereits auf dem Heimweg, um vom Balkon aus mit einem Blutbeutel in der Hand die Sterne zu betrachten. Als ich Toma in der Masse von johlenden Jugendlichen erkannte, die sich auf dem Bürgersteig und teilweise sogar auf der Straße tummelten, wäre ich am liebsten sofort wieder umgedreht. Die Faust, die sich in sein hübsches Gesicht drückte, war es, die mich dann doch davon abbrachte.
„Das kann doch nicht dein Ernst sein!“, rief ich in den nächtlichen Himmel, warf die Arme kurz in die Luft und stöckelte in gefährlich hohen Highheels auf die lärmende Masse zu. Mühelos schritt ich durch die Sterblichen. Toma lag bereits mit blutender Nase am Boden. Der dunkelgraue Anzug, den ich ihm besorgt hatte, hing in Fetzen von seinen schmalen Schultern.
Auf ihm saß ein bulliger Kerl mit Oberschenkeln so breit wie Lastwagenreifen und hieb nach dem schmalen Kerlchen, das bewegungsunfähig unter ihm eingezwängt war.
„Hey!“, schnauzte ich und der stämmige Kerl drehte sich zu mir um. Sein verärgerter Gesichtsausdruck wich echter Überraschung.
„Hey, Baby!“, grinste er breit und beäugte den tiefen Ausschnitt meiner Bluse.
„Würdest du bitte von meinem Freund runter steigen?“, bat ich ihn höflich.
Er blickte verwirrt zu Toma und wieder zu mir. „Die Flasche gehört zu dir?“
„Ja. Leider“, murmelte ich. „Jetzt geh runter von ihm.“
„Was für ein Würstchen, er muss sich von seiner Freundin retten lassen“, lachte der Kerl mit dem hässlichen Schnauzbart in die Menge, vermutlich seine Freunde, und erhob sich lässig. Die anderen stimmten in sein Lachen ein.
„Willst du nicht lieber einen richtigen Mann, meine Süße?“ Zustimmende Rufe.
Der Kerl trat auf mich zu, leckte sich über die Unterlippe und wackelte mit den Augenbrauen.
„Einen wie dich, meinst du?“
Er nickte und kam noch näher. „Yeah, Baby. Einen wie mich, der´s dir mal so richtig besorgt!“
„Da bevorzuge ich doch eher meine elektrische Zahnbürste, danke!“ Ich grinste breit, beugte mich zu Toma und zog den zerpflückten Kerl vom Boden hoch.
„Blöde Schlampe“, ertönte es neben mir.
Ganz langsam drehte ich mich zu Tomas Schläger um. Mein eisiger Blick glitt über das narbige Gesicht mit dem drahtigen Bartwuchs und den buschigen Augenbrauen. Ein winziges Lächeln huschte über meine Lippen. Kurz sog ich meine Unterlippe zwischen meine Zähne, biss darauf und ließ sie wieder frei. Der Geschmack meines eigenen Blutes beruhigte mich auf eine Weise, wie es eine Hand auf meiner Schulter, die mich zurückzuhalten versuchte, nicht vermochte.
Mit einem erstickten Ächzen ging der Kerl, der mich beleidigt hatte in die Knie und kippte zur Seite, die Hände fest in seinen Schritt gedrückt und das Gesicht zu einer Grimasse verzogen. „So redet man doch nicht mit einer Lady“, flötete ich. Er konnte von Glück reden, dass ich ihm nicht das Becken gebrochen hatte. Seine Weichteile würden in wenigen Wochen wieder einsatzbereit sein.
Seine sensationsgeilen Freunde waren verstummt. Ich griff nach Tomas Hand und zog ihn hinter mir her. Die Menge teilte sich vor meinem finsteren Blick und ließ uns kommentarlos passieren.
„Du bist so ein Idiot!“, schimpfte ich. „Wieso zum Teufel gehst du nicht endlich nach Hause zu deiner Familie, anstatt ständig hier herumzustromern und in Schwierigkeiten zu geraten? Irgendwann dreht dir einer von denen den Hals um und dann werde ich nicht in der Nähe sein, um deinen süßen Arsch aus der Scheiße zu ziehen“, meckerte ich in einer Tour und schleifte ihn an einigen hübschen Ein-Familien-Häusern mit roter Fassade und Spitzdach vorbei. In einigen Fenstern schimmerte warmes, gelbes Licht und leise Stimmen drangen an meine Ohren.
„Du findest meinen Arsch süß?“, unterbrach er meinen Motzschwall.
Überrascht fuhr ich herum und stolperte. Ich knickte um und landete kreischend auf dem Boden.
„Hast du dich verletzt?“
„Natürlich nicht!“, fauchte ich und rappelte mich wieder vom Boden hoch, seine ausgestreckte Hand ignorierend. „Geh endlich nach Hause! Geh dahin wo du hin gehörst!“, grummelte ich und starrte ihn finster
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