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Unsterbliche Versuchung 2

Unsterbliche Versuchung 2

Titel: Unsterbliche Versuchung 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joey Tintenfee Lewis
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erneut einen großen Schluck aus dem Becher. Sein Blick wanderte über das schmale Sofa, auf dem ein zerknülltes Kissen und eine dünne Decke bereitlagen. Davor stand ein kleiner, flacher Glastisch auf dem sich Bücher türmten, für deren Titel ich mich nicht besonders interessierte. Es waren die Zeichnungen, an den Wänden über dem provisorischen Bett, die mich dazu brachten wie ein Idiot mit offenem Mund darauf zu starren.
Es handelte sich um Bleistiftzeichnungen, die so lebendig wirkten, als hätte er die Personen darin eingewoben wie ein Magier. Trotzdem waren es keine schönen Bilder. Sie alle zeigten die Brutalität der Vampire. Riesige Fangzähne, die sich vor Speichel triefend in schmale Hälse von Frauen rammten. Er hatte den gierigen Blick der Unsterblichen so detailgetreu dargestellt, dass es mir eiskalt den Rücken runter lief.
Wie konnte er mit diesen Bildern an der Wand ruhig schlafen?
Wahrscheinlich genauso gut wie ich, die dieser Rasse angehörte und Nacht für Nacht ihre grausamen Ausschweifungen miterleben musste. Angewidert wandte ich mich von der plastischen Gewalt ab.
Toma schlurfte barfuß an mir vorbei und ließ sich auf das Sofa sinken. „Warum bist du hier?“
Das wusste ich selber nicht so genau, also was sollte ich ihm antworten?
„Wieso lebst du nicht bei deiner Familie?“, stellte ich eine Gegenfrage.
Er seufzte und zog die Beine in einen Schneidersitz. Das plötzliche Zittern begann in seinen Händen und breitete sich dann in seinem ganzen Körper aus. Es war leicht aber unübersehbar. Der Sterbliche raffte die Bettdecke um seine Schultern. Seine ganze Körperhaltung versteifte sich, die Kieferknochen traten scharf hervor.
„Ich bin unabhängig.“
„Das sehe ich!“ Ich deutete mit ausgestrecktem Arm durch das Halbdunkel seines kleinen Zimmers.
„Es ist mehr als ich verdiene“, murmelte er. Toma hob den Becher an seine Lippen und verschüttete beim Trinken mehr Wasser, als er zwischen die Lippen kippte. Tropfen perlten über seine nackte Brust und wurden vom Bund der dunklen Hose aufgesogen.
Er roch nach Seife, sauber und frisch, und ich verstand einfach nicht, wieso er vor wenigen Tagen noch den Eindruck gemacht hatte, als würde er in einer Mülltonne hausen. Warum war er so umher gelaufen, wenn er in seiner Wohnung doch über fließendes Wasser verfügte? Dieser Mensch war ein wandelndes Rätsel und ich spürte, dass ich versessen darauf war, es zu lösen.
Als das Beben in seinen Händen zu übermächtig wurde, stellte er den Becher zurück auf den Tisch und schlang die dünne Decke enger um sich. Seine saphirblauen Augen ruhten auf mir.
„Für eine verwöhnte Frau wie dich, ist das hier vielleicht ein Rattenloch. Mir bedeutet dieser Ort sehr viel. Wenn du also aufhören könntest alles anzustarren, als wäre es dreckig, und dich hinsetzen oder gehen würdest, wäre ich sehr dankbar!“
Das war der erste lange Satz, den er, seit wir uns kannten, ohne jegliche Unsicherheit von sich gegeben hatte. Etwas überrascht sah ich ihn an und wusste nicht, wie ich reagieren sollte. Hin und hergerissen zwischen der Wohnungstür und dem Sofa stand ich da und nagte an meiner Unterlippe herum. „Ich bin nicht verwöhnt“, murmelte ich und hätte mich Ohrfeigen können.
„Okay“, sagte er nur, dann schwiegen wir uns an.
Ich hätte einfach gehen sollen, aber nein, stattdessen stand ich blöd in der Gegend herum und konnte den Anblick nicht von dem zitternden Menschen losreißen.
Eine peinliche Stille breitete sich wie ein dumpfes, monotones Dröhnen in meinem Kopf aus, das von Herzschlag zu Herzschlag an Intensität zunahm, bis nichts anderes mehr den Raum beherrschte. Gerade wollte ich den Kopf schütteln, als ein eigenartiges Ploppen die ohrenbetäubende Geräuschlosigkeit durchbrach.
„Was war das?“, wollte ich wissen und sah mich nach der Ursache um.
Im selben Moment beugte sich Toma keuchend vor, die verkrampften Finger in die Brust gekrallt. Sein Kopf knallte hart auf die Tischplatte. Er stöhnte laut und biss die Zähne fest zusammen. „Die Zeitintervalle werden kürzer“, keuchte er.
„Was?“
Er versuchte aufzustehen. Sofort war ich bei ihm, zog ihn auf die Füße und tapste hilflos neben ihm her. Immer wieder gaben seine Knie unter ihm nach.
„Was … was soll ich tun?“, rief ich schrill.
„Spray …“
„Spray? Was soll das sein?“ Völlig panisch sah ich mich in dem Zimmer um, dann begriff ich wovon er sprach. Kopflos rannte ich umher und suchte das winzige

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