Unsterbliche Versuchung
einen Berg Wäsche, den ich bereitwillig zu meinen neuen Räumlichkeiten hinübertrug. Es mag komisch klingen, aber ich hatte seit einem halben Jahrhundert keine Betten mehr bezogen. Dafür waren immer irgendwelche Zimmermädchen oder die Bediensteten meines Freundes zuständig gewesen.
Mit hochrotem Kopf kroch ich über das Bett und war kurz davor das Bettlaken auseinander zu nehmen. Ich war so darauf fixiert, diesen frisch duftenden Stoff zwischen Bettkante und Matratze zu stopfen, dass ich Dan erst bemerkte, als er ein amüsiertes Hüsteln von sich gab. „Brauchst du vielleicht Hilfe?“
„Nein!“, giftete ich.
Abwehrend hob er die Arme, sein Blick sprach Bände. „Okay, okay.“ Er grinste. „Ich werde kurz das Haus durchlüften.“ Sein Blick glitt zu meinem Hintern. „Vielleicht solltest du etwas drunter ziehen. Nicht, dass du dich unterkühlst.“
„Ich könnte nackt durch Alaska spazieren, Dan, ohne dass ich krank werde.“
„Das heißt also, du willst den ganzen Abend so …“ Wieder er sah er zu meinem Po. „… herumlaufen?“
Sein anzüglicher Blick machte mich nervös und mir wurde klar, dass ich ganz allein mit ihm war. Etwas noch viel Schrecklicheres sickerte in mein Bewusstsein. Ich hatte überhaupt keine Klamotten dabei! Alles was ich trug war eine schwarzer, enger Rock, der bei jedem Schritt ein klein wenig nach oben rutschte und eine weiße Bluse, die so weit offen stand, dass man mir, wenn ich mich vorbeugte, bis zum Bauchnabel gucken konnte. Ein frecher Spruch lag mir bereits auf den Lippen, den ich mir allerdings verkniff. Der appetitliche Duft seines warmen Körpers verschärfte die Situation sowieso schon ungemein. Der Vampir in mir leckte sich lüstern über die Lippen und mein Zahnfleisch begann zu prickeln. „Du hast nicht zufälligerweise ein paar … Frauenklamotten im Gepäck?“
„Ah … zu dumm. Ich wusste, dass ich irgendetwas vergessen habe.“ Er schlug sich sacht gegen die Stirn und grinste noch breiter. „Tut mir leid. Ich habe nur das, was ich am Leib trage und das sollte ich wohl verbrennen.“
„Das nenn ich mal eine erstklassig geplante Entführung.“ Kopfschüttelnd kletterte ich aus dem Bett.
„Ich hatte ehrlich gesagt nicht mit einem Erfolg gerechnet“, gestand Dan überraschend. „Und nur notdürftig Vorbereitungen getroffen.“
„Die da wären?“
„Strom und fließend Warmwasser.“
„Immerhin.“ Na super!
Er biss sich auf die Unterlippe, ließ seinen Blick ein letztes Mal über meinen Körper gleiten und verschwand im Flur. Seufzend ging ich zum Fenster hinüber, zog die Vorhänge weg und öffnete es. Mit einem kurzen Stupser meiner Fingerspitzen schwangen die Holzläden nach außen auf.
„WoW!“
Eine sanfte Brise wehte mir entgegen, als ich den Kopf schnuppernd aus dem Fenster hielt. Das dunkle Salzwasser funkelte wie ein Teppich aus Diamanten. Angenehme Stille hatte sich mit dem verblassenden Tageslicht über die Insel gelegt, die sich augenblicklich auch in mir ausbreitete. Ich seufzte leise.
Auf die Ellenbogen gestützt stand ich da und blickte in die Ferne.
Wie lange ich so vor mich hin gestarrt hatte, wusste ich nicht aber das rötliche Flimmern vor meinen Augen ließ mich genervt aufstöhnen. Noch nie hatte ich so lange ohne Blut auskommen müssen, da ich mich fast jede Nacht von meinem Freund nährte. Dass es nicht nötig war, nur auf ihn zurückzugreifen, wusste ich. Doch dieser Blutpakt hatte für mich persönlich etwas ganz Heiliges, etwas, das ich nicht beschmutzen wollte in dem ich meine Zähne in irgendeinen daher gelaufenen Leckerbissen rammte. Irgendwo auf dieser verdammten Insel gab es sicherlich eine Blutbank und die würde ich jetzt erst einmal aufsuchen müssen. Ich drehte mich um und strauchelte. Meine Beine fühlten sich an wie Gummi. „Scheiße.“
Ich war schon an der Tür als das Vibrieren meines Handys mich zum Bett hechten ließ. Ich rechnete mit meinem stinkwütenden Boss, immerhin hatte ich meinen wichtigen Maklertermin sausen lassen. Doch Tomas Nummer blinkte aufdringlich auf meinem Display.
Heftige Kopfschmerzen zwangen mich fast in die Knie, jeder Muskel in meinem Körper brannte wie Feuer. Mir gelang es ein gequältes Stöhnen zu unterdrücken und den Anruf entgegen zu nehmen.
„Hmm?“, schaffte ich gerade noch zu murmeln.
„Baby? Was ist los?“, rief er schrill.
In den letzten beiden Stunden hatte ich kaum an ihn gedacht, doch jetzt füllte mich seine Stimme mit wohliger Wärme aus, machte mich
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