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Unsterblichen 02 -Unsterblich wie ein Kuss-neu-ok-27.01.12

Unsterblichen 02 -Unsterblich wie ein Kuss-neu-ok-27.01.12

Titel: Unsterblichen 02 -Unsterblich wie ein Kuss-neu-ok-27.01.12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mina Hepsen
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gab man dir nicht die Zeit, mich zu
lieben?
    Die
Töne hinterließen eine tiefe Traurigkeit und kletterten dann höher, immer
höher, und aus Kummer wurde Zorn.
    Ismail.
Ich werde dich finden, und dann wirst du bezahlen. Für jeden Tag, den ich mich
im Wald verstecken muss- te. Für den Hunger, die Angst...
    Ein
erschrockenes Aufkeuchen der Zuschauer riss Violet aus ihren Gedanken. Sie
holte tief Luft. Ein wildes Brüllen bestätigte, was ihr ihre Nase bereits
verraten hatte: Einer der Löwen war los!
    »Violet!
« Sarahs Schreckensschrei drang von hoch oben zu ihr, vom Zeltdach, wo sie auf
dem Seil balancierte.
    Violet
hörte auf zu spielen und lauschte. Ein paar vereinzelte Schreie, ansonsten
blieb es ruhig. Das Publikum war sich offenbar nicht sicher, ob dies zu ihrem
Auftritt gehörte oder nicht.
    Ruhig bleiben, befahl sie sich. Ruhig
bleiben und atmen. Sie konnte die Raubkatze riechen, sie kam immer
näher, und ihr Atem roch nach rohem Fleisch. Thomas hatte die Löwen natürlich
gefüttert. Sie waren direkt nach ihrem Auftritt dran, und er würde sie nie
hungrig in die Manege schicken.
    Abermals
schnupperte sie. Thomas war nicht in der Nähe, der verfluchte Idiot! Und der
alte Graham kauerte angsterfüllt hinterm Vorhang. Von dort war also auch keine Hilfe zu erwarten.
    Aber
wenn sie wegrannte, würde der Löwe sie verfolgen. Panik keimte in ihr auf, aber
sie rang sie rücksichtslos nieder, so wie es ihr die Seherin beigebracht hatte.
Sie fürchtete ihre Blindheit nicht - da würde sie sich doch von einer Raubkatze
nicht einschüchtern lassen!
    Zur
Verblüffung des Publikums begann Violet wieder zu spielen, diesmal jedoch eine
ganz andere Melodie, ein altes Schlaflied, das die Schwester der Köchin ihr als
Kind immer vorgesungen hatte.
    Der
Löwe kam zögernd näher. Violet hörte, wie die Leute nervös auf ihren Sitzen
zappelten. Sarah rief ihr abermals etwas von oben zu. Violet konnte hören, dass
das Mädchen den Tränen nahe war, konzentrierte sich jedoch ganz auf das
Raubtier. Langsam, auf leisen Sohlen, kam es näher. Seinem Fell haftete der
Geruch von Heu an.
    Die
Musik schien förmlich aus Violets Händen zu fließen. Jetzt stieß der Löwe ein
zorniges Gebrüll aus, seine dicken Tatzen fraßen die Distanz zwischen ihnen
auf.
    »Violet!«
Es war Thomas, aber sie ließ nicht in ihrer Konzentration nach. Seine Stimme
erklang vom anderen Ende der Manege. Wenn sie jetzt aufhörte, würde der Löwe
sie anspringen und Thomas käme zu spät.
    Violet
roch, wie Thomas näher kam, doch da war auf einmal noch jemand. Violet sog den
Geruch ein. Ein Mann.
    Er
roch nach neuer Kleidung und Whisky, und er war blitzschnell bei ihr, stand nun
hinter ihrem Rücken.
    Ein
starker Arm schlang sich um ihre Taille. Violet spielte weiter. Sobald sie
aufhörte zu spielen, würde der Löwe springen. Wie betäubt überlegte sie, ob sie
wohl eine Chance hätte, wenn sie jetzt losrannte. Gleichzeitig teilten ihre
Geruchsnerven ihr mit, dass dem Unbekannten noch ein weiterer Duft anhaftete,
ein Duft, den sie mehr als jeden anderen vermisst hatte: Er roch nach den
Bergen ihrer Heimat. Er roch nach Schottland.
    »Ich
hoffe, Sie haben nichts dagegen, Ihren Auftritt ein wenig abzukürzen.« Die geflüsterten
Worte jagten ihr einen Schauer über den Rücken.
    »Wenn
ich aufhöre zu spielen, springt er mich an«, flüsterte sie zurück. Sein Arm
packte sie fester. Violet spürte die unterschwellige Kraft in seinen sich
anspannenden Muskeln.
    »Ich
werde Sie in Sicherheit bringen. Um den Rest kümmert sich der Löwenbändiger.«
    Das
klang einfach genug, aber der Löwe war ihr nun bereits sehr nahe, kaum sechs
Schritte von ihr entfernt. Abermals brüllte er unzufrieden.
    »Hören
Sie auf. Vertrauen Sie mir.«
    Sein
leichter schottischer Akzent entschied die Sache. Violet zog den Bogen ein
letztes Mal über die Saiten und ließ die Violine sinken. Ein zweiter Arm
umschlang sie, und Violet barg unwillkürlich den Kopf an seiner Brust.
    Der
Löwe brüllte. Violet wurde hochgehoben und herumgewirbelt. Sie roch den Löwen,
der auf sie zuflog, roch Thomas, der verzweifelt auf ihn zurannte. Sie hörte
die Schreie, als nun Panik unter den Zuschauern ausbrach.
    Aber
mit einer Geschwindigkeit, die sie nie erwartet hätte, wurde Violet aus der
Manege entfernt. Sie spürte die Brustmuskeln des rennenden Mannes unter ihrer
Wange. Der Gestank des Löwen lag nun hinter ihnen, und sie hörte das Knallen
von Thomas' Peitsche. Der Löwe brüllte, und Sarah

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