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Unsterbliches Verlangen

Unsterbliches Verlangen

Titel: Unsterbliches Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosemary Laurey
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beigetreten.« Das führte etwas ab vom Thema, aber vielleicht auch nicht. »Dieser Onkel war der Bruder meiner Mutter und mein Vormund.«
    »Und um wen handelte es sich dabei?«
    Es folgte eine weitere Pause, in der sein Adamsapfel genau einmal zuckte und er der jungen Frau einen Blick zuwarf, die ihm aufmunternd zulächelte. Chadwick reckte das Kinn und straffte die Schultern. »Sebastian Caughleigh.«
    Bingo! »Verstehe.« Vielleicht nicht ganz, noch nicht, aber er würde der Sache auf den Grund gehen. Im Moment würde ihn das aber nur von der laufenden Befragung ablenken. »Sie haben also, nachdem Ihre Mutter Sie angeblich verlassen hat, nie mehr etwas von ihr gehört?«
    »Nie mehr. Ich konnte es gar nicht fassen. Sie hatte versprochen, da zu sein, wenn ich nach der Schule nach Hause käme, aber sie war nicht da. Ich ging zu einem Freund und bat seine Mutter, sie anzurufen. Es antwortete niemand. Schließlich riefen sie bei Onkel Sebastian in der Kanzlei an. Er war außer Haus, aber sie hinterließen eine Nachricht, und als er kam, waren für mein Gefühl viele Stunden vergangen. Er sagte mir, meine Mutter habe mich verlassen. Einfach so. Ich dachte, er macht Spaß, aber dem war nicht so. Ein paar Monate später dann erfuhr ich, sie sei tot. Die genaueren Umstände ihres Todes habe ich nie erfahren, und wenn ich danach fragte, hieß es nur immer, ich solle still sein. Erst kürzlich entdeckte ich dann bei der Durchsicht der Familiendokumente, dass es ja gar keine Sterbeurkunde für sie gab.«
    »Sie waren nicht bei ihrer Beerdigung? Und es hat auch niemand davon geredet?«
    »Niemals. Kein Wort. Ich weiß, es klingt komisch, aber als Sechsjähriger stellt man Erwachsenen keine Fragen. Ich jedenfalls nicht.«
    Armer Kerl, und nun sollte er über kurz oder lang womöglich die Wahrheit erfahren. Warrington sah auf die von Chadwick mitgebrachten Fotos. »Allein aufgrund dieser Bilder kann ich unmöglich was sagen. Sie müssen wissen, nach zwanzig Jahren ist die Verwesung schon ziemlich weit fortgeschritten, aber unser Labor kann anhand des Schädels das Aussehen rekonstruieren.« Chadwick zuckte zusammen. Verständlicherweise. »Absolute Gewissheit liefert nur ein DNA-Abgleich – das dauert aber leider ein paar Wochen –, aber auch ein Mutterschaftstest dürfte die Zweifel ausräumen.«
    Sie nickten beide. Dann konnte man zum nächsten Schritt übergehen. »Ehe wir dem Steuerzahler diese Ausgabe zumuten, wären Sie vielleicht so gut, Mr Chadwick, einen Blick auf das Material zu werfen, das wir heute ausgegraben haben. Ein Teil der Gegenstände befindet sich in einem so schlechten Zustand, dass außer unseren Leuten vom Labor keiner mehr was damit anfangen kann, aber einige würde ich Ihnen doch gerne zeigen.«
    James war sich nicht sicher, ob er diese Zuversicht teilen sollte. Bedeutete ein letztgültiger Nachweis auch wirklich Klärung? Oder würden dadurch nicht noch mehr Fragen aufgeworfen? Was, wenn die Tote tatsächlich seine Mutter war? Wer hatte sie dann dorthin gebracht? Und wenn sie es nicht war, wen hatten die alten Hexen dann noch auf dem Gewissen? Denn dass sie es gewesen waren, sie und sein lieber Onkel, daran hatte er keinen Zweifel. »Inspector«, fragte er, »als mein Onkel sein Geständnis ablegte, hat er da irgendwas von meiner Mutter erwähnt? Seiner Schwester?«
    Warrington schien über die Frage nachzudenken. »Das weiß ich nicht, Sir. Mit dem Fall hatte ich nichts zu tun, aber das kann man nachschlagen. Meinen Sie, er hatte möglicherweise seine Finger mit drin?«
    »Es gab kaum etwas im Dorf, wo er seine Finger nicht drin hatte. Und er war mächtig scharf darauf, Führer des Zirkels zu werden. Nach dem Tod der alten Ladys, sie starben kurz hintereinander, riss er die Führung sofort an sich.«
    Die Art und Weise, wie ihn der Inspector daraufhin ansah, ließ James erschaudern. Warum hatte er so viel erzählt? Und, zum Hades, warum sagte Warrington nichts? Wenn Judy nicht direkt neben ihm gesessen hätte – sie glaubte ihm –, wäre er sofort wie ein geölter Blitz von hier verschwunden. Allerdings versperrte die im Raum anwesende Polizistin – Jeffers – nun die Tür.
    »Das wären unsere Fundstücke, Sir.« Sie reichte Warrington eine große Plastiktüte.
    »Danke«, sagte er, während er die Tüte übernahm und den Clipverschluss öffnete. Er sah zu James. »Bringt vielleicht nicht viel, Sir. Vielleicht sagt Ihnen das alles nichts, aber ich wäre Ihnen doch sehr verbunden, wenn Sie

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