Unsterbliches Verlangen
blaffte Dave.
»Was zum Teufel soll ich denn machen?«, fragte John. »Ich kann mich kaum bewegen, und bei diesen verdammten Schmerzmitteln hab ich das Gefühl, mich hat ’ne Dampfwalze platt gemacht.«
»Ja, vor allem dein Hirn!«
Sehr nett! John runzelte die Stirn. »Jetzt mach mal ’nen Punkt. Mit dem Diebstahl bringt uns kein Mensch in Verbindung, und wenn dein Cousin nicht so blöd gewesen wäre, mit Fred Ellis wildern zu gehen, hätten wir alle ’ne weiße Weste. Stell dir vor, die Bullen wollen wissen, wie es zu der Verletzung gekommen ist! Die kann ich nicht so billig abspeisen wie meine Mildred.«
»Sollen sie doch fragen. Wer stellt schon einen Zusammenhang her zwischen Mikes Wilderei auf Gut Bainbridge und einem geknackten Tresor in Leatherhead?«
»So blöd sind die Bullen nicht. Die wissen doch, dass wir zusammen im Kittchen waren.«
»Ach, hör doch auf!«
John gehorchte. Er war hundemüde. Diese verdammten Schmerzmittel! »Mildred wollte wissen, ob du mich schon wieder in was reinziehen willst. Sie hat was gerochen.«
»Soll sie doch. Was kann schon passieren? Sie wird dich schon nicht gleich bei den Bullen verpfeifen, oder?«
Nein, das würde Mildred nie tun – niemals. Wenn da nur nicht dieser Junge im Auto gewesen wäre. Er könnte ihn verpfeifen. Irgendwie wunderte sich John, warum er es nicht schon längst getan hatte.
Er lehnte sich in seinem Sessel zurück. Etwas war faul an der ganzen Sache. Da konnte sich Dave noch so sehr über ihn lustig machen und sagen, er habe sich alles nur eingebildet, aber verdammt noch mal, das war nicht so! Er stand damals nicht unter dem Einfluss von Schmerzmitteln! Diese Frau war auf das Auto gesprungen und hatte ihn herausgeschleudert. Seine Verletzungen waren der Bewies dafür. Wenn er aber weiter darauf bestehen würde, würden sie ihn alle für verrückt erklären.
»So schweigsam plötzlich«, sagte Dave. »Hat es dir die Sprache verschlagen?«
»Ich denke nach, und das solltest du lieber auch tun. Diese Sache hat uns nichts als Ärger gebracht, von meiner kaputten Schulter ganz zu schweigen. Wärst du doch bloß zur vereinbarten Zeit mit dem Auto an Ort und Stelle gewesen …« Sie hatten diesen Punkt schon x-mal durchgehechelt, aber John könnte sich ewig darüber ereifern, zumindest solange ihm die Schulter wehtat.
»Genau. Wäre sehr geschickt gewesen, sich im absoluten Halteverbot erwischen zu lassen. Wenn du bloß gewartet hättest, bis ich um die Ecke biege, anstatt ein Auto zu klauen und eine Landpartie zu starten.«
Sie hätten den ganzen Nachmittag aufeinander herumhacken können, aber da ging die Tür auf, und Mildred kam mit einem Teetablett herein.
»Bitteschön«, sagte sie mit einem alles andere als gastfreundlichen Seitenblick auf Dave. »Hier hab ich Tee und frische Milchbrötchen. Ich hab mir gedacht, zu den Nachrichten im Fernsehen passt das jetzt ganz gut. Du wolltest doch sicher gerade gehen, Dave, oder?«
Wie sie Dave hasste! Kühn, wenn man bedachte, welchen Ärger sie ihnen allen letztes Jahr durch diesen verdammten Zirkel eingebracht hatte! Nicht einmal eine Tasse für Dave hatte sie gebracht. »Bring noch eine Tasse für Dave«, sagte er. »Er trinkt noch einen mit, bevor er geht.«
Dave war aufgestanden. »Schon gut. Ich gehe. Bis demnächst, alter Freund.«
Diese verdammte Mildred brachte ihn nicht einmal zur Tür.
»Einen Tee hättest du ihm doch anbieten können. Ist wohl nicht zu viel verlangt für meinen Bruder!«
»Die Sorte Bruder, die dich wieder in was reinzieht, wenn du nicht aufpasst«, erwiderte Mildred. »Er bringt nur Unglück.«
»Du kannst ganz still sein! Triffst dich mit diesen zwei Hexen und denkst, ich hätte das nicht mitbekommen.« Da hatte er sie eiskalt erwischt! Ihr wären fast die Augen aus dem Kopf gefallen. »Ich habe es gehört neulich. Außer Emi-ly Reed fährt keiner, den wir kennen, einen Honda. Du brauchst von Unglück reden! Willst du wirklich, dass wir wieder alle in diesen Schlamassel reingezogen werden?«
»Will ich nicht, und es wird auch nicht passieren!« Sie goss viel zu viel Milch in die Tassen und griff nach der Teekanne. »Ich bin nun mal gerne auf dem Laufenden, und am meisten erfährt man, wenn man mit den Leuten redet. Ida hatte Neuigkeiten über die neuen Bewohner von Orchard House. Eine von ihnen, eine Amerikanerin, falls es dich interessiert, ist, wie sie sagt, eine Hexe. Das ist alles.«
Und ob! Na ja, wenn sie Geheimnisse hatte, stand ihm das auch zu. »Du
Weitere Kostenlose Bücher