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Unsterbliches Verlangen

Unsterbliches Verlangen

Titel: Unsterbliches Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosemary Laurey
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hier einen genauen Blick darauf zu werfen, aber wir waren zu beschäftigt.« Sie nahm ein dickes, in Leder gebundenes Buch, das wie eine altmodische Familienbibel aussah, aber als Elizabeth es aufschlug, sah Judy, das die Seiten in einer krakeligen Handschrift beschrieben waren.
    Zu dritt standen sie da und warteten, während Elizabeth Seite für Seite überflog, bis sie innehielt und mit dem Finger auf eine bestimmte Stelle zeigte. »Seht euch das an.«
    Sie drängten sich eng heran. Die Tinte war verblichen und die Handschrift abenteuerlich, aber die Überschrift war eindeutig: »Zaubersprüche zur Übernahme von Lebenskraft«. Das Kapitel war untergliedert in »Von einem Sterblichen«, »Von einem Vampir« und »Von einer anderen Hexe«.
    »Nein, bitte!«, sagte Judy nun völlig desillusioniert. »Vampire! Die waren ja dümmer als die Polizei erlaubt.« Sie hatte das Gefühl, dass plötzlich eine gespannte und eisige Stimmung im Raum herrschte.

22
    Alle drei starrten in die Luft. Antonias Augenbrauen gingen hoch. Elizabeth schüttelte den Kopf. Selbst Stella lächelte sie merkwürdig von der Seite an.
    »Wirklich. Es ist einfach lächerlich«, insistierte Judy. »Wer glaubt denn schon an Vampire?«
    Antonia zuckte mit den Schultern. »Ob wir daran glauben oder nicht, spielt eigentlich keine Rolle. Entscheidend ist, dass diese alten Ladys daran glaubten. Sie waren der Meinung, sie könnten die Kraft und die Stärke eines Vampirs übernehmen und sich durch die Übernahme der Jugend eines anderen Wesens neues Leben zuführen.«
    »Wenn wir damit zur Polizei gehen, glauben die doch, wir sind völlig übergeschnappt«, sagte Judy.
    »Ist es denn abwegiger als so manches, was Sebastian Caughleigh in seinem Geständnis von sich gegeben hat?«, fragte Antonia.
    Judy seufzte. Das konnte die Frau doch nicht ernst meinen. »Ja, und man sieht ja auch, wo er gelandet ist!«
    »Haben Sie ihn gekannt?«, fragte Elizabeth.
    »Nein. Seit meine Eltern hier sind, war ich die meiste Zeit auswärts auf der Schule oder der Uni. Mir ist einiges zu Ohren gekommen, aber es klang alles so weit hergeholt und von den Klatschmäulern hier vor Ort ausgeschmückt. Zumindest hatte ich diesen Eindruck, bis James und ich uns gestern unterhalten haben.« Warum hatte sie nur das Gefühl, sie würden alle nur darauf brennen, zu hören, was James ihr erzählt hatte. »Ich glaube, dieser gestörte Onkel war nicht unbedingt am besten dazu geeignet, einen verwaisten kleinen Jungen großzuziehen.«
    Damit trafen sie bei Judy offenbar einen wunden Punkt, und Antonia hatte alles Verständnis dafür, aber dieser Versuch, Licht ins Dunkel zu bringen, geriet langsam außer Kontrolle. Ganz zu schweigen davon, dass sich da eine Sterbliche in Belange einmischte, die ausschließlich die Kolonie etwas angingen. Ja, die Frau hatte mit James angebandelt, wobei sich jedoch die Frage aufdrängte, ob sie noch bei Verstand war. Wie auch immer man es betrachtete, sie waren zu weit gegangen. »Ich glaube«, sagte sie, »wir sollten uns darauf einigen, die Angelegenheit unter Verschluss zu halten, bis Dixie mit den Originaltagebüchern hier ankommt beziehungsweise sie an uns schickt.«
    Stella und Elizabeth hatten sofort verstanden, nur Judy müsste man noch ein bisschen bearbeiten.
    »Judy«, sagte Antonia beherrscht aber nichtsdestoweniger eindringlich, »wir können damit nicht an die Öffentlichkeit gehen, solange der endgültige Nachweis noch aussteht. Wir müssen warten, bis uns die Tagebücher komplett vorliegen, ehe wir zu Polizei gehen.«
    Nach einer langen Pause, in deren Verlauf Antonia schon glaubte, Judy sei durch nichts zu überzeugen, nickte Judy. »Ja, das müssen wir.«
    »Es hat keinen Sinn, unvollständige Informationen von der Polizei als untauglich abtun zu lassen«, fuhr Antonia fort.
    »Stimmt«, pflichtete Judy ihr bei, »das wäre völlig sinnlos.«
    Stella und Elizabeth waren erleichtert. Sie selbst umso mehr. »Lasst uns wieder nach unten gehen«, sagte Antonia. »Wir müssen wieder an die Arbeit.«
    Unten nahm Judy ihre Musterstücke wieder an sich. »Ihre Idee, Antonia, was kleinere und preiswertere Kissen angeht, gefällt mir. Vielleicht wirklich ganz kleine in der Art früherer Nadelkissen. Ich könnte Stecknadeln mit Glaskopf in den Entwurf integrieren. Ich geh nach Hause und denk drüber nach. Wenn ich James auf Wiedersehen gesagt habe.« Ihr Lächeln hinterließ wenig Zweifel, welchen Platz James mittlerweile in ihrem Herzen einnahm.

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