Unsterbliches Verlangen
aber nahm sich vier Vollkornkekse mit Schokoladenüberzug aus der Dose, in die er mit auffallend weißen und kräftig wirkenden Zähnen kräftig und genießerisch hineinbiss. Er schluckte und sah sie an. »Wie sieht’s eigentlich mit der Provision aus?«
Lieber verhandeln, als in diesen fantastischen dunklen Augen zu versinken. Lieber über Liefertermine und Rückgabeoptionen sprechen, als sich zu fragen, wie sich seine blonden Locken an ihrem Gesicht anfühlen würden, oder wie sein schweres Blut auf ihrer Zunge schmecken würde.
Später. Sie würde wiederkommen, aber jetzt galt es, einen Deal zu machen.
Es dämmerte bereits, als sie zum Aufbruch bereit war.
Er begleitete sie über den schmalen Steg zu ihrem Auto, zögerte aber leicht, als er ihr die Hand entgegenstreckte. »Tschüs«, sagte er. »Wir hören sicher voneinander.«
Ihre Finger schlossen sich um seine, und seine Augen blitzten erstaunt, als er ihren starken Händedruck bemerkte.
Sie lächelte. »Wir bleiben in Kontakt. Sobald ich mit meinen Räumen so weit bin, bringen wir den Handel unter Dach und Fach.« Sie ließ seine Hand los und trat zurück, trotz der Versuchung, ihm näherzutreten. Er war ein Sterblicher. Sie würde ihn besuchen, ja, aber … »Auf Wiedersehen!«
»Wiedersehen, Antonia«, erwiderte er. »Seien Sie vorsichtig beim Wenden.«
Auf der Rückfahrt im Auto beschäftigte sie der Gedanke, wiederzukommen und zu saugen und Michael Langton eine Nacht voller unvergesslicher Träume zu bescheren, während sie ihr Instinkt gleichzeitig warnte, sich an diesem Mann allzu sehr festzubeißen. Ihr Mund zuckte ob dieses unbeabsichtigten Wortspiels. Bei Abel! Was spielte das schon für eine Rolle? Sie würde ihm niemals wehtun. Das konnte und wollte sie nicht. Doch sie würde auf jeden Fall zurückkommen. Bald.
Michael Langton stand da und lauschte, bis das Motorengeräusch ihres Autos verklungen war und der Geruch von Motoröl und Benzin sich ganz verflüchtigt hatte.
Er hätte sie sofort, gleich als sie aufgekreuzt war, rausschmeißen sollen. Ja, ganz genau! Aber das hätte er niemals tun können, so wie er seine Natur ja auch nicht ändern konnte. Antonia Stonewright faszinierte ihn. Die meisten Frauen waren gefährlich und brachten nichts als Ärger, nicht jedoch Antonia. Sie war anders. Das roch er geradezu. Sicher, ihr Hauptinteresse galt dem Geschäftlichen, aber bei ihm müssten alle fünf Sinne ausgefallen sein, wenn er ein gewisses, darüber hinausgehendes Interesse nicht wahrgenommen hätte: der Glanz in ihren Augen, der Geruch ihrer Haut. Seltsamerweise hatte er keinen beschleunigten Herzschlag vernommen, aber ihr Lächeln und ihre Stimme hatten schon gereicht.
Sie empfand dasselbe wie er.
Bei diesen Aussichten war ein Desaster vorprogrammiert. Er war nicht in die Rolle des einsam und zurückgezogen lebenden Künstlers geschlüpft, um sich alles von einer gut aussehenden Lady aus Yorkshire zunichte machen zu lassen.
Töpferwaren – ja, die würde er ihr auf Kommissionsbasis zur Verfügung stellen. Aber nie und nimmer dürfte ihr Kontakt über das rein Geschäftliche hinausgehen.
Er blickte zum Himmel hinauf. Zwei, drei Stunden vor Einbruch der Dunkelheit, bei Mondschein ein paar Stunden später.
Er ging ins Haus zurück, spülte die benutzten Becher aus und ging zur Töpferei hinüber, um zu sehen, was der neue Brand machte. Der Ofen würde seine Temperatur beim Morgengrauen erreicht haben, und er wäre lange davor zurück. Er trennte einen mehrere Pfund schweren Tonklumpen ab, schnitt ihn mit einer Drahtschlinge in Scheiben, ehe er die einzelnen Teile wieder zusammenknetete, erneut in Scheiben schnitt und wieder knetete, bis der Ton geschmeidig und frei von Luftblasen war. Zufrieden wickelte er alles in ein feuchtes Tuch und eine schwere Plastikfolie ein.
Er wusch sich die Hände, legte seinen Töpferkittel ab und hängte ihn auf den Haken an der Tür. Im Wohnhaus öffnete er den Reißverschluss seiner Jeans und ließ sie mit allen anderen Sachen, die er angehabt hatte, im Bad zurück. Dann schaltete er die Alarmanlage ein und machte die Tür hinter sich zu. Nackt trat er hinaus in den Mondschein. Geschützt durch eine Baumgruppe sah er zum Vollmond hinauf, legte den Kopf in den Nacken und stieß einen tiefen, katzenartigen Heulton aus. Minuten später bewegte sich eine lang gezogene dunkle Gestalt auf allen Vieren in Richtung der offenen Felder.
3
James Chadwick starrte auf die Papiere auf der ledernen
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