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Unsterbliches Verlangen

Unsterbliches Verlangen

Titel: Unsterbliches Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosemary Laurey
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einer Schachtel Streichhölzer ging sie in den Garten.
    Verfallene Wirtschaftsgebäude und Ställe ohne Dach bildeten keinen passenden Rahmen, dachte sie. Sie ging um das Haus herum auf die Rückseite und blieb an der Stelle stehen, wo das Licht aus den Küchenfenstern unregelmäßige Vierecke auf den frisch gemähten Rasen warf.
    Sie setzte sich in den Schneidersitz, tupfte etwas Öl auf die Kerze und verrieb es. Danach steckte sie sie in eine kleine Vertiefung ins Gras und zündete sie an. Die Kerze zischte und flackerte in der nächtlichen Brise, brannte aber bald gleichmäßig fort. Während Elizabeth sich auf den Lichtkegel in dem ansonsten dunklen Garten konzentrierte, betete sie für den Erfolg ihres Vorhabens. Sie genoss die friedliche Stille und betete nun darum, dass Tom nichts passieren möge.
    Nachdem ein paar Minuten lang alles ruhig geblieben war, brachte eine Böe die Flamme plötzlich knisternd zum Erlöschen. Elizabeth packte alles zusammen und stand auf. Und bemerkte, dass sie nicht allein war. In zwei, drei Metern Entfernung lauerte eine dunkle Gestalt. Ein großer Hund. Ein sehr großer Hund. Eine Sekunde lang dachte sie an Wölfe, rief sich aber in Erinnerung, dass sie sich hier vor den Toren Londons und nicht in der Wildnis befand. Und waren Wölfe auf den britischen Inseln nicht schon im Mittelalter ausgestorben?
    War das ein Hund? Die merkwürdige Kreatur bewegte sich gleichzeitig mit ihr, wandte sich ab und schlich geräuschlos wie eine Katze davon, setzte geschmeidig über die niedere Hecke hinweg, die den Rasen vom Rosengarten trennte, und verschwand in der Nacht.
    So viel zum Thema heimische Tierwelt. Wirklich merkwürdig. Ihr musste das Licht einen Streich gespielt haben, dass eine gewöhnliche Hauskatze diese ungemein anmutige Gestalt von der Größe eines Labradors annehmen konnte. Sie zögerte einen Moment. Die warme Julinacht verlockte dazu, sich im Garten weiter umzusehen. Im Zaubergarten war sie noch gar nicht gewesen, aber die Nacht war dunkel, und das Licht aus dem Haus reichte nur bis hierher. Zu dumm, dass sie keine Taschenlampe bei sich hatte.
    Sie sollte wohl lieber zum Hotel hinuntergehen, eine Dusche nehmen und sich mit einem Buch ins Bett kuscheln. Im Koffer wartete der neueste Roman von Anita Burgh.
    Antonia rannte durch die Nacht. Für sterbliche Augen würde sie bei ihrem Tempo nur schemenhaft erkennbar sein, sollte gerade jemand aus dem Fenster sehen oder vom Barley Mow nach Hause gehen. Mit dem Weg vertraut, behielt sie ihr Tempo bei, als die Straße sich verengte, brauste weiter voran, getrieben von Hunger und dem tiefen, brennenden Verlangen, Michael Langton wiederzusehen. Total verrückt, was sie da machte. Sie war viel zu alt, um von einem Sterblichen mehr zu erwarten, als ein bisschen Intimität und Nahrung, aber sie konnte seine dunklen Augen und dieses verschmitzte Lächeln nicht vergessen.
    Vielleicht würde sie ihm im Schlaf ein Lächeln abringen.
    Wenn er denn schlief.
    Wenn nicht, würde sie sich in Geduld üben. Etwas sagte ihr, es würde sich lohnen, zu warten, bis Michael Langton sich im Land der Träume befand.
    Als sie die letzte Wegbiegung und den Steg über den Fluss erreichte, bremste sie auf beinahe menschliche Geschwindigkeit ab. Sein Laster stand unter den Bäumen, aber weder im Haus noch in der Werkstatt brannte Licht. Er gehörte zu der Sorte hart arbeitender Menschen, die früh zu Bett gingen und früh aufstanden.
    Lässig sprang sie mit einem Satz über den Fluss und legte die letzten paar Meter innerhalb von Sekunden zurück. An der Tür zögerte sie, lauschte, und ging dann mit geschärften Sinnen langsam um das Haus herum. Zurück an der Haustür runzelte sie irritiert die Stirn und versuchte das bohrende Gefühl tiefer Enttäuschung zu unterdrücken. Er war nicht zu Hause, ohne Zweifel, denn da war kein Herzschlag.
    Er war wohl kaum gestorben seit ihrem letzten Besuch. Dazu hatte er einen viel zu gesunden Eindruck auf sie gemacht. Ein gewaltsamer Tod? Darauf gab es keinerlei Hinweise, aber sie musste trotzdem saugen. Kit hatte sich, als er hier lebte, jahrelang mithilfe des Viehbestands der Gegend über Wasser gehalten. Vielleicht sollte sie seinem Beispiel folgen.
    Nach einer halben Meile querfeldein stieß sie auf einen Reitstall. Dort schlummerten hinter hübschen Stalltüren zwölf penibel gepflegte Pferde und Ponys. Antonia stürzte sich gleich auf das erste, eine Schimmelstute, die sie mit Worten beruhigte und deren Hals sie

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