Unsterbliches Verlangen
gibt hoffentlich keinen Ärger wegen Parsnip. Er wollte mich ja nur beschützen.«
Der Polizist lächelte. »Was? Ärger wegen Parsnip?« Der Hund hob ein Ohr, als er seinen Namen hörte, und pochte mit dem Schwanz auf den Teppichboden. »Wie ein Kampfhund sieht er doch nicht gerade aus, oder?« Er schüttelte den Kopf. »Wir bringen John jetzt nach Hause, damit er keinen Unsinn mehr macht.« Er zuckte die Achseln und ging zur Tür.
Durch die offenen Fenster drangen die Geräusche des abfahrenden Autos, woraufhin die Gäste, da die Showeinlage nun wohl definitiv vorbei war, sich wieder dem Darts-Spiel zuwandten. Alf kam mit zwei neuen Getränken an den Tisch, entschuldigte sich noch mal umständlich und versicherte ihnen, dass John Rowan nicht für Bringham sprach.
»Haben Sie eine Idee, warum er uns so anfeindet?«, fragte Antonia.
Alf wartete ab, als überlegte, wie viel er sagen sollte. »Also ganz genau weiß ich es nicht, aber da Sie ja Dixie kennen, haben Sie sicher gehört, was hier letztes Jahr los war.«
Beide nickten.
»Dixie hat uns von der Verhaftung und dem Bombenattentat erzählt«, sagte Antonia. »Sie hat sich furchtbar aufgeregt, da sie ahnte, dass das der Grund war, warum sie das Haus weder verkaufen noch vermieten konnte. Sie war da ganz offen und hat mir einen sehr guten Preis gemacht. Eine Schande eigentlich, wenn man bedenkt, welche Preise sonst in dieser Region für Immobilien erzielt werden.«
Alf nahm den Faden auf. »Das stimmt in der Tat. Nun, ich tratsche ja ungern, aber nach dem, was gerade passiert ist, haben Sie, glaube ich, ein Recht darauf, das zu wissen. John Rowan stand im Lauf der Jahre ständig auf Kriegsfuß mit dem Gesetz, und er und seine Frau gehörten zu rund einem Dutzend Leuten, die Sebastian Caughleigh als Komplizen angab. Sie wurden verhört und wieder auf freien Fuß gesetzt. Da war nichts zu machen. Caughleigh hatte den Verstand verloren. Er hat jedoch meine Aushilfskraft, Vernon, auf dem Gewissen – so viel konnten sie ihm nachweisen – und vielleicht noch ein paar andere, aber er hat gestanden, und allem Anschein nach hat er wohl auch die beiden alten Damen, Dixies Tanten, um die Ecke gebracht. Soviel ich weiß, hat er aber auch behauptet, er hätte Dixie ermordet. Dabei ist sie quicklebendig. Stimmt doch, oder?«
Beide nickten. Dixie war gesund und munter, wenn auch nicht unbedingt »lebendig«.
»Zweifellos hat Ihr Auftauchen John in Rage gebracht. Zuvor hatte sich das halbe Lokal über Ihre Pläne für Orchard House unterhalten. Da sind alte Wunden aufgerissen, wenn Sie mich fragen, denn normalerweise passt das wirklich nicht zu ihm – er ist eher der stille, verschlagene Typ –, aber es wird nie wieder vorkommen. Das verspreche ich Ihnen.«
Er schlenderte zurück an seinen Platz hinter dem Tresen, und einige Minuten später fragte Antonia Elizabeth: »Fertig? Vielleicht solltest du lieber gehen, ehe du noch Gefahr läufst, dich in einen Ghul zu verwandeln.«
»Ich bin okay, aber ja, lass uns gehen.« Elizabeth tätschelte Parsnip noch den Kopf. Sein Besitzer nickte über sein Bier hinweg. »Braver Hund«, sagte Elizabeth halb vor sich hin.
»Ja, das ist er«, erwiderte sein Herrchen. »Kann gut zwischen Freund und Feind unterscheiden.« Er sah sie mit alterstrüben Augen an. »So mancher hier am Ort hätte gerne, dass es wieder so wird wie früher. Hüten Sie sich vor denen, meine Damen. Gute Nacht.«
Die frische Abendluft tat gut. »Ich bin froh, dass wir zu Fuß gegangen sind«, sagte Antonia. »Ich begleite dich noch, und dann will ich rennen.«
Elizabeth konnte sich schon denken, wo Antonia hinrennen wollte. »Kannst du dir vorstellen, was dieser alte Mann gemeint haben könnte? Unheimlich, alte Männer, die rätselhafte Warnungen ausstoßen. Wie in einem Gruselroman.«
»Ich glaube«, erwiderte Antonia im Gehen, »es hatte mit dem zu tun, was Alf gesagt hatte. Der Alte muss das mitbekommen haben.«
»Du meinst, dieser John soundso gehörte zu Sebastians Kreis?«
»Rowan war, glaub ich, sein Nachname, und, ja, das glaube ich tatsächlich. Wir sollten mal die Ohren offen halten, um zu hören, was man sich über ihn und seine Frau Mildred so alles erzählt. Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste.«
»Vielleicht sollten wir Dixie anrufen. Mal fragen, ob sie sich an den Namen erinnert.«
»Dann hast du ja gleich was zu tun, während ich auf Jagd gehe.«
»Kann man das Jagd nennen, wenn das Opfer schon feststeht?«
»Es ist immer Jagd,
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