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Unsterbliches Verlangen

Unsterbliches Verlangen

Titel: Unsterbliches Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosemary Laurey
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zärtlich streichelte, während sie mit der anderen Hand eine Vene zu ertasten suchte. Nicht unbedingt was sie sich erhofft hatte, aber das volle Blut der Stute floss reichlich. Nachdem sie sich gerade ausreichend gestärkt hatte, ließ Antonia von ihr ab und verschloss die Wunde. Die Stute wirkte überaus zufrieden, wieherte sogar und beknabberte Antonias Schulter, als sie wegging. »Sei unbesorgt«, flüsterte Antonia, als die Stute die Ohren aufstellte. »Vielleicht komme ich ja schon an einem der nächsten Abende wieder.« Als sie die Stalltür hinter sich zuzog, sah sie, dass darüber der Name »Madam« geschrieben stand.
    Gut möglich, dass sie und Madam gute Freunde werden würden.
    Die Nacht war zu schön, um nach Hause zu gehen. Frisch gestärkt rannte Antonia gemächlich in Richtung Dorfwiese zurück. Sie überlegte, ob sie eine Abkürzung über das Grundstück eines großen Anwesens rechts von ihr nehmen sollte, schlug aber stattdessen den Weg links über die Felder ein. Nach einigen Hundert Metern sah sie das Tier vor sich. Es hatte die Größe eines stattlichen Hundes, bewegte sich aber mit der geschmeidigen Anmut einer Katze. Sie lief langsamer, um auf Distanz zu bleiben und das Tier nicht zu erschrecken. Hören würde es sie nicht, aber wenn es sie witterte …
    Offenbar war das nicht der Fall, oder aber der Wind stand günstig. Sie tastete sich näher heran, fasziniert von der Kraft in den Schultern des Tieres und der samtweichen Anmut seiner Schritte. Als sie versuchte sich seitlich heranzupirschen, schien das Tier schneller zu werden. Aber zum Glück hatte sie keinerlei Mühe, mit ihm Schritt zu halten. Es sprang über eine Hecke, und sie folgte ihm mühelos, ohne sichtlich aus dem Takt zu geraten.
    Da drehte sich das Tier um und sah in ihre Richtung. Sie erstarrte, beobachtete es genau, um zu sehen, wie es reagierte. Falls es angreifen würde, könnte sie mit Leichtigkeit davonlaufen oder nötigenfalls den Angriff auch erwidern. Scheinbar wollte es aber gar nicht angreifen. Es stand nur da und starrte wie gebannt in ihre Richtung. Gegenseitige Risikoabschätzung, dachte Antonia und musste lächeln.
    Was zum Teufel war das für eine Kreatur? In ihrer Jugend hatte sie Wölfe gesehen und später auch Füchse und Wildkatzen, aber diese Kreatur war dafür viel zu groß. Und, Abel stehe ihr bei, das fabelhafte Wesen beobachtete sie. Schaute ihr sogar mitten in die Augen. So etwas tat kein Wildtier aus freien Stücken. Aber was war dann der Grund? Sie übte keinerlei Macht aus, außer dass sie stocksteif dastand.
    Plötzlich drehte es den Kopf nach beiden Seiten, wie um Witterung mit dem Wind oder ihrem Geruch aufzunehmen, und rannte querfeldein mit rasender Geschwindigkeit los.
    Antonias Neugierde siegte und sie warf jegliche Vorsicht über Bord und nahm die Verfolgung auf.

5
    Sie musste, um es mit Sams Worten auszudrücken, total plemplem sein. Sie, Antonia Stonewright, Vampirin und Tochter von König Vortax, einem Ritter des großen Artus, die Gattin von König Aramaughs jüngerem Sohn, verfolgte quer über eine Kuhweide eine überdimensionale Katze. Plemplem war überhaupt kein Ausdruck, aber etwas drängte sie, und in fünfzehn Jahrhunderten hatte sie gelernt, ihren Instinkten zu folgen.
    Die Katze bewegte sich lautlos und rasch und hielt sich, wenn sie nicht gerade ein Feld überquerte, im Schutz der Hecken. Wirklich sehr erstaunlich, dass es so nahe an London so viel freies Land gab. Eine gute Viertelstunde lang verfolgte sie das Tier, in überwiegend menschlichem Tempo. Es schaute sich niemals um, rannte einfach beständig voran, als würde es eine unsichtbare Beute jagen, bis es verschwand.
    Gerade war es noch da gewesen, lief lautlos an einem Feld gelb blühender Senfsaat entlang, dann war es verschwunden.
    Süßer Abel! Sie war geschockt wie schon lange nicht mehr. Das Tier konnte sich doch nicht in Luft aufgelöst haben. Wie konnte es die zehn Meter bis zu den Bäumen hin so schnell zurückgelegt haben? Sonst konnte es sich nirgendwo verborgen halten. Antonia rannte auf den Waldsaum zu. Sie war schneller als jede Katze und würde ihn in Windeseile eingeholt haben.
    Wenige Minuten später hatte sie das Wäldchen durchquert und befand sich auf einer schmalen Straße. Einer Straße, die jener Straße verdammt ähnelte, die zu Michael Langtons Behausung führte. Aber wahrscheinlich gab es zwischen hier und Guildford vierzig bis fünfzig Meilen solcher Wege. Sie sah sich um und nahm rechts von ihr

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