Unsterbliches Verlangen
wir es nicht, aber es sieht sehr nach einem Verbrechen aus.« Stella schauderte. »Wir werden es rauskriegen.«
»Kann ich den Polizisten bei der Arbeit zuschauen?«
»Lieber nicht, du würdest sie nur nervös machen, aber du darfst gucken, wie lange sie brauchen. Versprich mir nur, dass du nicht über die Absperrung kletterst.«
»Niemals.« Sam schüttelte den Kopf. »Aber Notizen mach ich mir, damit ich nichts vergesse. Wir müssen einen Aufsatz schreiben, was wir in den Ferien erlebt haben, und ich nehme dieses Thema.«
Konnte nur eine Eins werden, dachte Stella.
»Ich bin mir sicher, das wird ’ne tolle Sache, Sam.« Warrington verabschiedete sich von allen per Handschlag, bedankte sich nochmals und versprach, sie unverzüglich zu informieren, sobald die ersten Ergebnisse vorlagen.
»Süße Göttin!«, sagte Elizabeth, als die Tür hinter ihm und seiner schweigsamen Kollegin zuging. »Was soll denn noch alles kommen, nach diesem Wahnsinnswochenende!«
»Es gab auch Glanzpunkte«, sagte Antonia. »Zum Beispiel deine Verlobung.«
Elizabeth lachte. »Stimmt!«
»Du hast das ganze Wochenende über sehr entspannt gewirkt«, sagte Stella.
»Nicht so entspannt wie Antonia. Sie hatte eine tolle Zeit mit ihrem Töpfer.«
»Welcher Töpfer denn?«, fragte Sam. »Meinst du ihren Kerl?«
»Sei nicht so naseweis«, sagte Stella. »Lasst uns essen gehen. Jetzt können wir ja weg.«
»Wann heiratet ihr beide denn nun, du und Tom?«, fragte Sam Elizabeth, als sie den Anger in Richtung Barley Mow überquerten.
»Sehr bald«, antwortet sie.
»Werde ich auch eingeladen?«
»Natürlich. Ich brauch doch einen Brautführer, und mein Vater ist für eine Reise zu krank.« Und wenn er wüsste, dass seine einzige Tochter ein Ghul war und einen Vampir heiratete, würde ihn gleich der nächste Schlag treffen.
Sam blieb auf der Stelle stehen, die Augen weit geöffnet. »Meinst du das wirklich? Ich soll dich zum Altar führen?«
»Klar, warum nicht.«
Er gluckste ausgiebig. »Aber er muss nett zu dir sein. Sonst kriegt er dich nicht.«
Würde er sicher. Da hatte Elizabeth ja wieder was angefangen. »Hast du keinen Hunger, Sam?«, fragte Stella.
»Und ob! Einen Bärenhunger sogar!«
»Dann lass uns hinmachen. Es ist schon fast zwei!« Der Tag war schon wieder halb vorbei, aber was für ein Tag! Für ein friedliches Leben hätte sie in Havering bleiben sollen. Überhaupt war Justin gut zuzutrauen, dass er sie nun sofort nach Yorkshire zurückbeordern würde. Schon am Sonntag hatte er ihnen die Rückkehr ausdrücklich nahegelegt und jetzt … Zum Kuckuck noch mal! Sie würde sich Gedanken darüber machen, wenn sie ihn anrief. Was sie tunlichst gleich nach dem Mittagessen machen sollte.
Ein paar Monate früher wäre sie noch begeistert vom Barley Mow gewesen, aber mittlerweile war Stellas Interesse an historischen Bauten etwas abgekühlt. Von den Mittagsgästen war kaum einer mehr da; wahrscheinlich gingen so gut wie alle ehrbaren und fleißigen Dorfbewohner längst wieder ihrer Arbeit nach.
Der große, kräftige Barmann begrüßte Elizabeth und Antonia wie alte Freunde. »Schön, dass Sie wieder hier sind. Ganz schön was los bei Ihnen zu Hause.« Stella konnte die Neugier jedes einzelnen Gastes an der Bar fast riechen, aber was sollte sie auch anderes erwarten? Das viele Blaulicht und die an der Straße geparkten Polizeiautos konnten niemandem entgangen sein. »Gab’s Ärger?«, fuhr er, begierig auf Neuigkeiten aus erster Hand, fort.
»Wir haben eine Leiche gefunden!«, verkündete Sam vor aller Welt. Stella hätte schwören können, dass sie sah, wie alle die Ohren spitzten. Was für eine Nachricht aber auch!
»Eine Leiche, junger Mann?«, fragte der Barkeeper. »Und du warst dabei?«
Stella stöhnte innerlich. Nicht gerade die Art Publicity, die sie sich gewünscht hatten, aber warum nicht gleich die richtige Version in Umlauf bringen, ehe die Gerüchteküche zu brodeln anfing. Außerdem würden dadurch mögliche Erinnerungen daran, dass sie in einem Schrottfahrzeug angekommen war, mit Sicherheit in Vergessenheit geraten.
»Ich hab alles genau gesehen«, sagte Sam. »Ich habe zugeschaut, wie sie den alten Luftschutzbunker abgerissen haben. Einer von den Arbeitern hat mitten in die Büsche gekotzt.«
»Na dann, nach so viel Aufregung, kann man doch ein schönes Mittagessen gut vertragen.« Er nickte Stella zu. »Ich bin Alf, der Wirt von diesem Pub. Ihre Freundinnen hab ich neulich schon kennengelernt. Schön,
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