Unsterbliches Verlangen
diese Autobombe hochging? Die Bombe war für die Besitzerin gedacht, aber ein anderer musste dran glauben?«
Das war’s! »Können Sie mir die Akte bringen? Alles, was Sie darüber finden.«
»Natürlich, und jetzt dämmert es mir langsam. Hatte das nicht mit dem Fall Caughleigh zu tun?«
Interessant. »Suchen Sie zusammen, was Sie können.«
Was sie zutage förderte, war hochinteressant. Das Bombenattentat war noch immer nicht geklärt, aber alles Material war den Bombenspezialisten überstellt worden. Früher oder später würde der Attentäter ermittelt werden. Adams hatte wirklich genau ins Schwarze getroffen: Ein Dorfbewohner war durch die Autobombe ums Leben gekommen, die der Eigentümerin des Hauses gegolten hatte, die wiederum kurz darauf zurück nach Amerika gegangen war. Und vollends merkwürdig war Caughleighs wirres Geständnis, er habe die Bombe gelegt und selbige Dame später in Yorkshire ermordet; diese war aber etwa eine Woche später quicklebendig wieder aufgetaucht.
Und nun eine nach langer Zeit entdeckte Leiche.
Gefährlicher Ort, dieses Orchard House.
Was mochte wohl im Lauf der Jahre dort noch alles geschehen sein?
»Bist du mit dem Auto da?«, fragte Michael, als er die Tür des Barley Mow zuzog.
»Ich hab’s am Hotel stehen lassen. Ich kann laufen, weißt du. Wunde Füße sind für mich kein Problem.«
Er lächelte besorgt. »Wir fahren trotzdem. Ich hab den Van hier, und etwas ...« Er brach ab. »Steigen wir ein.«
Was für eine Rostlaube aber auch! Sein Lieferwagen sah von außen etwas in die Jahre gekommen aus, aber innen war er eine einzige Katastrophe. Wie hatte er dafür je eine Straßenzulassung bekommen? Vielleicht hatten Gestaltwandler wie Vampire ihr eigenes System inoffizieller Papiere. Gut, dass sie, falls die Bremsen versagten, nichts zu fürchten hatte. »Wo fahren wir überhaupt hin?« Er fuhr eindeutig in eine andere Richtung als zu ihm nach Hause.
»Du hast doch ein bisschen Zeit, oder? Ich dachte, ich zeig dir einen meiner Lieblingsplätze.«
Sie hatte wenig Geduld für kryptische Andeutungen und auch keine Lust darauf, sich in einer Folterkiste quer über Landstraßen durchrütteln zu lassen. »Und was, wenn ich zu tun habe? Soll ja bei manchen vorkommen, weißt du!«
»Du hast ja recht, Antonia. Ich hab mir seit gestern Abend Sorgen gemacht über dich und deine Freunde, aber nach dem heutigen Vormittag …« Er seufzte. »Als ich von dem Polizeiaufgebot und dem Blaulicht rund um dein Haus hörte, hab ich echt das Schlimmste befürchtet.«
»Was soll schon schlimmer sein als Mord!« Nicht sehr nett, eher schnippisch, aber, bei Abel, diese »Ich weiß, was gut für dich ist«-Nummer nervte doch sehr.
»Genau!«, sagte er kehlig. »Allein die Vorstellung, die Frau, die du liebst, könnte verletzt worden sein oder ermordet!«
»Mich kann keiner mehr ermorden!« Es sei denn unter äußerst widrigen Umständen. »Was hattest du noch gesagt?«
Er sah sie irritiert an. »Verdammt noch mal, Antonia, du weißt, dass ich dich liebe. Hab ich das nicht oft genug gesagt?«
Ja, aber … »Das haben im Lauf der Jahrhunderte schon viele gesagt.« Und nur wenige hatten es ernst gemeint.
Autsch! Das hatte ihn schwer getroffen. Sie konnte definitiv spüren, wie sich sein Herz zusammenkrampfte. Sein Blick verfinsterte sich. »Ach ja? Viele also?«
Abel, zu Hilfe! Männer waren alle gleich: empfindlich, eifersüchtig, besitzergreifend und oft genug Lügner. Michael Langton aber war anders. Ganz anders, hoffte sie. »Hunderte, vielleicht Tausende, von denen einige es ernst meinten, aber herzlich wenige fanden Gegenliebe.«
Seine Bremsen waren erbärmlich. Sie kreischten wie ein gefangener Keiler, als er auf das Pedal trat und den Van zur Seite riss, wobei er beinahe den überhängenden Ast eines Baumes abrasiert hätte.
»Was?«
Rhetorische Fragen nervten ungemein. »Willst du etwa sagen, du mit deinem jedem Menschen überlegenen Katzengehör hättest mich eben nicht verstanden?«
Er bedachte sie mit einem katzenhaften Fauchen. »Ich habe jetzt Menschengestalt und menschliche Ohren.« Unvermittelt packte er sie und riss sie herüber. Sein Mund senkte sich mit einem Kuss auf sie hernieder, der jeder Sterblichen den Atem geraubt hätte.
Daraufhin wurde sie erst richtig munter, zog ihn unter dem vollen Einsatz ihrer Vampirkräfte noch näher heran. Zwischen ihnen befanden sich die Handbremse und der Schaltknüppel, aber was kümmerten sie schon derlei sterbliche
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