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Unsterbliches Verlangen

Unsterbliches Verlangen

Titel: Unsterbliches Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosemary Laurey
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wirklich alles in Ordnung. Du fehlst mir. Hoffentlich kommst du bald wieder.«
    Was für ein Kind! Er war wirklich mehr als ein gemeiner Sterblicher! Die Dusche lief nicht mehr – Zeit für einen strategischen Rückzug. Zum Abschied zwickte Justin Sam mit dem Schnabel sanft in die Haare. Sam lächelte zurück und streckte den Arm zum Fenster hinaus. Justin spannte die Flügel und hob ab in die dunkle Nacht, während Sam am offenen Fenster stand und winkte.
    Sein Sohn. Sein Kind. Von dem Gedanken war Justin eine Weile wie benommen, bis er seine Flügel spreizte und schwebend dahinglitt.
    Wohin nun? Dach oder Baum?
    Er behielt das Hotel noch eine Weile im Auge, aber es war alles still, und so stieg er höher in Richtung Orchard House und setzte sich dort aufs Dach. Er beobachtete, wie die Autos vom Barley Mow wegfuhren und wie die Lichter in den Häusern am Anger nacheinander erloschen. Alles friedlich hier, also flog er zurück, um bei seiner Familie Wache zu halten.
    Auch dort war nach wie vor alles in Ordnung. Er hörte Sams ruhige Herzgeräusche – offenbar schlief er – und die von Elizabeth. Eigenartig, dass bei Ghulen das Herz noch schlug. Alterten sie wie Sterbliche? Das würde sich mit der Zeit herausstellen. Bei Sam stellte sich die Frage nicht. Justins Herz mochte vielleicht nicht mehr schlagen, aber es schmerzte von dem Wissen, dass er zusehen würde, wie Sam alt wurde und starb. Wie viel mehr noch musste erst Stella unter dieser Aussicht zu leiden haben, zu wissen, dass sie den eigenen Sohn und die Kinder seiner Kinder überleben würde.
    Doch es stand nicht in ihrer Macht, auch nur das Geringste daran zu ändern. Am besten, sie erfreuten sich so viel wie möglich an Sams Existenz. Aber wie war es möglich, dass Sam ihn in Vogelgestalt erkannt hatte? Merkwürdig, sehr merkwürdig. Konnte es eine Folge davon sein, dass Sam ihm im letzten Jahr Blut gespendet hatte? So weit hätte es niemals kommen dürfen. Aber er war damals bewusstlos und Sam hartnäckig wie ein Kampfhahn gewesen. Sogar Gwyltha hatte er sich entgegengestellt.
    Justin hatte gelächelt, als Stella ihm die Geschichte erzählt hatte. Immerhin jedoch, wenn Sam nicht so hartnäckig gewesen wäre, wäre es um ihn, Justin, ein für allemal geschehen gewesen. Vielleicht war die Dickköpfigkeit der beiden ganz gut.
    Könnten Eulen lächeln, würde er jetzt bei dem Gedanken an seine Familie grinsen wie ein Honigkuchenpferd. Stattdessen gab er sich damit zufrieden, die Federn zu plustern.
    Dann öffnete Justin die Flügel und verließ seinen Platz in der Eiche. Er nahm Kurs in Richtung Süden und schwebte über die Dorfwiese, wobei seine scharfen Eulenaugen den Boden unter ihm genau im Blick hatten. Er sah Kaninchen und Wiesel auf ihren nächtlichen Beutezügen und Mäuse, die eilends Deckung suchten und sich vielleicht fragten, warum diese Eule da oben nicht angriff. Oder dachten Mäuse überhaupt so weit?
    Ein Fuchs kam aus seiner Deckung unter dichtem Ginstergebüsch hervor und lief über freies Feld. Justin hoffte, die Kaninchen und Frettchen würden rechtzeitig Schutz finden. Hoffte er das wirklich? War der Fuchs nicht auf Beutetiere angewiesen, um zu überleben? War das nicht jede Kreatur? Hatte dieser Dieb nicht in seinem ureigenen Interesse gehandelt, als er Stellas Auto gestohlen hatte? Vielleicht ja, aber er hatte dabei den Fehler gemacht, Justins Frau zu Tode zu erschrecken und seinen Sohn zu bedrohen. Vergehen, die nicht so schnell verjährten. Justin bedauerte es wirklich von ganzem Herzen, dass er den Dieb samt Beute nicht persönlich der Polizei hatte ausliefern können.
    Aber noch war nicht aller Tage Abend. Ein Vampir gab die Hoffnung nicht so schnell auf.
    Ein einziger Flügelschlag und eine Richtungsänderung genügten, und Justins Augen erspähten, was sterbliche Augen – oder die einer Eule – niemals entdeckt hätten: einen mit rasender Geschwindigkeit dahinjagenden Vampir.
    Antonia, dachte er sofort.
    Interessant. Aber noch viel interessanter war die große, gelbbraune Katze an ihrer Seite. Es ging ihn ja nichts an, und Stella würde ihm gehörig die Leviten lesen, sollte sie je davon erfahren, aber Justin ließ seiner Neugier freien Lauf.
    Er nahm die Verfolgung auf und blieb Antonia und ihrem tierischen Begleiter nun dicht auf den Fersen, als diese über Felder und Wälder rannten, einmal sogar dicht an einem privaten Garten vorbei. Dann sprang sie schwungvoll über einen Fluss, während die große Katze mitten im Wasser

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