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Unsterbliches Verlangen

Unsterbliches Verlangen

Titel: Unsterbliches Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosemary Laurey
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gutes Stück langsamer als bei Sterblichen.«
    »Das wäre schon mal gut, aber …« Er sah auf das verwundete Tier, den Gestaltwandler und Antonias Freund hinunter. »Antonia, hab bitte Verständnis dafür, wenn ich hier mit meinem Latein so ziemlich am Ende bin. Offensichtlich verfügt er nicht über das Heilungspotenzial wie wir, aber ich bezweifle auch, ob er den Stoffwechsel eines Menschen hat. Ich habe mit Tieren gleich welcher Art wenig Erfahrung, von dem einen oder anderen Pferd im Lauf der Jahrhunderte einmal abgesehen. Ich tu auf alle Fälle, was ich kann. Alles, aber …«
    »Bitte.«
    »Falls es zu einer Sepsis kommt, brauche ich kochendes Wasser, ansonsten eine Pinzette oder eine Art Sonde, in jedem Fall sterilisiert. Des Weiteren Verbandpolster, saubere Tücher und was zum Vernähen.« Vorausgesetzt, der Eingriff wäre erfolgreich. Sie war schon zur Tür hinaus und unterwegs zur Küche, als er rief: »Leih mir bitte kurz dein Handy.«
    »Ich hab’s in der Küche gelassen.«
    Das stimmte. Gleich auf der Anrichte lag es. Er gab auswendig eine Nummer ein und bekam einen schläfrig klingenden Tom an die Leitung. »Tut mir leid, wenn ich dich wecken muss, nachdem du zwei Tage nicht geschlafen hast. Aber mach dich bitte auf den Weg zum Hotel und sieh zu, dass da nichts passiert. Ich bin ziemlich beschäftigt.«
    »Was ist passiert? Alles in Ordnung mit dir?«
    »Mir geht’s gut. Ich hab hier nur ein kleines Problem, das meine Dienste als Arzt erforderlich macht. Wir sehen uns später in dem großen Baum vor dem Hoteleingang.«
    »Ihr überwacht abwechselnd das Hotel?«, fragte Antonia, als sie das Gas unter einem Topf Wasser anzündete.
    »Wir haben der Lage misstraut. Hier passieren zu viele merkwürdige Dinge. Erst unlängst war wieder was.«
    Es zeigte das ganze Ausmaß von Antonias Sorge, dass sie nur mit den Schultern zuckte und den nächsten Topf Wasser bereitstellte. »Das Wasser kocht gleich. Ich such eine Art Instrument für dich und sterilisiere es. Im Wäscheschrank sind saubere Laken und Handtücher. Reiß dir zurecht, was du brauchst. Ich bin sofort da, um dir zu helfen.«
    Mit einem Stapel Handtücher und einem sauberen Laken obenauf ging Justin zurück ins Schlafzimmer. Das Tier – er sollte sich besser angewöhnen, es Michael zu nennen – machte ein Auge auf, hob aber nicht den Kopf. Seine Zunge hing heraus, und die Wunde blutete noch immer.
    »Tut mir leid, alter Junge«, sagte Justin und streichelte seinen Kopf. »Wir tun, was wir nur können. Ich bin Arzt, ein alter Freund von Antonia. Bleib einfach ruhig liegen. Eh du dich versiehst, bist du wieder gesund und munter.« Er hoffte, bei Abel und allen Göttern, dass er recht behielt.
    Der Gestaltwandler öffnete ein Auge, als würde er Justins Worte erwidern. Sein unregelmäßiger Atem ließ vermuten, dass er Schmerzen hatte, und der verdammt langsame Herzschlag stimmte Justin bedenklich. Außer die Blutung zu stillen, konnte er nicht viel tun, bis Antonia diese behelfsmäßigen Instrumente abgekocht haben würde. Er hörte, wie sie Schranktüren aufmachte und in Schubladen herumkramte, und er hoffte, sie würde etwas Besseres finden als einen Kartoffelschäler.

16
    Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis Antonia mit einer Schüssel dampfend heißen Wassers erschien und sie auf dem Nachttisch abstellte. »Ich hab getan, was ich konnte, hab alles zwanzig Minuten lang gekocht, wie wir es im letzten Krieg gemacht haben. Karbol hab ich keins finden können und stattdessen etwas Haushaltsreiniger genommen. Brauchst du mehr Licht?«
    »Es geht. Im Spanischen Unabhängigkeitskrieg hab ich bei Kerzenlicht operiert.« Sie war sehr erfinderisch gewesen. Zwar fehlten Skalpelle oder Zangen, dafür hatte sie eine normale Spitzzange, eine Pinzette, eine Schere und ein paar Messer mit schmaler Klinge bereitgelegt.
    »Ich hoffe, du kommst damit zurecht.« Sie setzte sich auf das Bett und nahm Michaels Kopf auf den Schoß. »Es geht ihm nicht gut, nicht wahr?«
    »Kann ich nicht sagen, da ich mit der normalen körperlichen Verfassung eines Gestaltwandlers nicht vertraut bin. Er scheint sehr angespannt, als ob er Schmerzen hätte, was die Sache erschwert, da wir keine Betäubungsmittel haben, aber die Kugel muss raus.«
    »Halt jetzt ganz still, Michael«, flüsterte sie. »Wir holen die Kugel raus.«
    Das Tier – Michael – winselte immer wieder, während Justin stocherte und bohrte. Die verflixte Kugel saß neben einem Knochen. Nach nicht enden

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