Unsterbliches Verlangen
landete und ans andere Ufer tapste. Ihr Lachen stieg in den Nachthimmel, als die Katze die Verfolgung aufnahm. Was ging da vor? Gut, Frauen konnten schon mal mit Wölfen durch die Gegend laufen, aber anscheinend hatte es Antonia zu ihrem Hobby gemacht, wilde Tiere zu zähmen. So viel also zu dem Kerl, den Tom erwähnt hatte. Antonia war nicht auf Freiersfüßen, sondern auf dem Tierbändigertrip!
Und wie es sich anhörte, hatte sie einen Heidenspaß dabei. Die Katze jagte einige Meter hinter ihr her, bis Antonia kehrtmachte und nun ihrerseits die Katze jagte. Das war nun wirklich seltsam, aber in Anbetracht von Antonias Kräften vielleicht nicht weiter erstaunlich. Sie rannten mehrere Meilen über die offene Landschaft und dann um einen Wald herum an einem Gutshof vorbei und über Hecken und Zäune hinweg.
Antonia war glücklich. Daran bestand kein Zweifel. Aber allmählich sollte er wieder zu seiner Familie zurückkehren, und Antonia Stonewright war alt genug, auf sich selbst aufzupassen, auch wenn sie sich ein ungewöhnliches Hobby zugelegt hatte. Und woher übrigens stammte diese Katze überhaupt? Pumas waren in den an London angrenzenden Grafschaften nicht unbedingt heimisch. Und wo hatte sie ihn untergebracht? Diese alten Außengebäude von Orchard House waren zu baufällig, um recht viel mehr als Mäuse zu beherbergen. Aber nun Schluss damit! Höchste Zeit, die Spionageaktion zu beenden und nach Hause zurückzukehren.
Er hatte schon kehrtgemacht und befand sich auf dem Weg zurück ins Bringham Manor Hotel, als der Schuss fiel.
Instinktiv ging er in Schräglage und zog in der Annahme, es hätte ihn treffen sollen, nach oben, aber Antonias entsetzter Schrei ließ ihn wieder abtauchen. Sie war ein gutes Stück hinter der Katze gelaufen, nun aber in Sekundenschnelle bei ihr und beugte sich über das hingestreckte Tier, während zwei Gestalten aus dem Wald in der Nähe auftauchten.
»Wir haben ihn!«, rief einer. »Wer hätte das gedacht!«
»Du hast ihn getroffen, Mike!«
Antonia richtete sich zu voller Größe auf und wandte sich direkt an die Männer. »Wie können Sie es wagen!« Ihre Stimme hallte tief durch die Nacht.
Sie waren völlig verblüfft, anders konnte man es nicht nennen.
Beide blieben sofort stehen, ließen das Gewehr sinken und kamen näher. »Die Beute gehört uns, und Sie befinden sich auf privatem Grund und Boden.«
Die beiden hatten ja keine Ahnung. Aber das sollte sich sehr bald ändern.
Sie kamen näher, Antonia jedoch wich keinen Zentimeter von der Stelle und blieb schützend vor der Katze stehen. »Ich rate Ihnen, zu verduften. Sofort.«
»Wir sollen verduften und unsere Jagdbeute hierlassen?«, fragte der erste.
Der zweite kam noch näher. Dummer Sterblicher. »Sie lassen die Finger davon. Auf dieses Wild machen wir seit Jahren Jagd. Wir haben es erlegt und es gehört uns.«
Justin hätte beinahe Mitleid mit ihnen gehabt, aber als der erste sein Gewehr auf Antonia richtete und sagte: »Lassen Sie die Finger davon weg! Er gehört uns!«, war es an der Zeit einzugreifen.
Er sauste im Sturzflug nach unten, landete einige Meter hinter den zwei Männern und begann sich zu verwandeln, gerade als Antonia einen Schritt nach vorne machte und dem Mann die Waffe aus der Hand riss. Bis Justin wieder Menschengestalt angenommen hatte, hatte sie das Gewehr entzweigebrochen und warf die Teile ins Feld.
Das sorgte für einige Verwirrung.
»Scheiße! Allmächtiger!«, sagte der zweite.
Der erste wirkte völlig perplex.
Aber nicht lange. Er wollte Antonia gerade in dem Moment packen, als sie ihn mit in voller Größe ausgefahrenen Fangzähnen anknurrte.
An dem Punkt schien es ihnen zu dämmern, dass sie vielleicht doch die schlechteren Karten hatten. Sie tauschten panische Blicke aus. Nummer eins wich zurück, aber Nummer zwei wollte sich noch nicht geschlagen geben. Er hob das Gewehr, zielte und schoss Antonia in die Schulter.
Zeit, vielleicht einzugreifen.
Justin schoss nach vorne, packte Nummer zwei samt seiner qualmenden Knarre und schleuderte ihn zur Seite.
Der geschockte Gesichtsausdruck ging möglicherweise auf Justins entblößte Fangzähne zurück; vielleicht aber auch sah man in den fruchtbaren Ebenen Surreys einfach viel zu selten splitternackte Männer. Wie auch immer, er schrie laut auf und fiel dann in Ohnmacht. Was es leichter machte, seine gefährliche Waffe zu zerbrechen.
»Mike«, sagte Justin und stieg über den am Boden liegenden Körper hinweg, »wenn du auch nur
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