Unten Am Fluss - Watership Down
Hazel über den Überfall.
»Ich nehme an, es hat keinen Zweck, dich zu bitten, nicht zu gehen«, sagte er.
»Hör mal zu«, antwortete Hazel, »hast du wegen der Farm eine deiner schlechten Vorahnungen? Wenn ja, warum sagst du's nicht geradeheraus? Dann wüßten wir alle, woran wir sind.«
»Wegen der Farm habe ich kein bestimmtes Gefühl«, sagte Fiver. »Aber das bedeutet noch lange nicht, daß es in Ordnung geht. Die Gefühle kommen, wann sie wollen – sie kommen nicht immer. Nicht für den lendri, nicht für den Raben. So habe ich zum Beispiel keine Ahnung, was Holly und den anderen zustößt. Es mag gut oder schlecht sein. Aber irgend etwas versetzt mich deinetwegen in Schrecken, Hazel – du bist es, nicht einer von den anderen. Du bist ganz allein scharf und klar wie ein toter Zweig gegen den Himmel abgezeichnet.«
»Nun, wenn du meinst, du könntest nur für mich und für keinen anderen Schwierigkeiten sehen, sag es ihnen, und ich überlasse es ihnen, zu entscheiden, ob ich mich heraushalten soll. Aber das würde mich eine Menge kosten, Fiver, weißt du? Selbst wenn dein Wort dahintersteht, muß man glauben, daß ich Angst habe.«
»Nun, meiner Meinung nach ist es nicht das Risiko wert, Hazel. Warum wartest du nicht ab, bis Holly zurückkommt? Das ist alles, was wir tun müssen.«
»Ich werde der Dumme sein, wenn ich auf Holly warte. Begreifst du nicht, daß es nur besonders darauf ankommt, die Weibchen hier zu haben, wenn er zurückkehrt? Aber Fiver, ich will dir was sagen. Ich traue dir in so hohem Maße, daß ich ganz besonders vorsichtig sein werde. Ich werde nicht selber in den Farmhof gehen. Ich bleibe draußen, am oberen Ende des Feldweges, und wenn das deinen Befürchtungen nicht halbwegs entgegenkommt, dann weiß ich nicht, was sonst.«
Fiver sagte nichts mehr, und Hazel beschäftigte sich in Gedanken mit dem Überfall und den Schwierigkeiten, die er voraussah, wenn es darum ging, die Stallhasen zu überreden, die Entfernung zum Gehege zurückzulegen.
Der nächste Tag war schön und trocken, mit einem frischen Wind, der die letzte Nässe wegtrocknete. Die Wolken rasten von Süden über den Kamm, wie damals an dem Maiabend, als Hazel zum ersten Mal auf die Hügel geklettert war. Aber jetzt waren sie höher und kleiner, bildeten schließlich einen Himmel voll Schäfchenwolken, der aussah wie ein Strand bei Ebbe. Hazel nahm Bigwig und Blackberry zum Rand der Böschung mit, von wo sie auf den kleinen Hügel von Nuthanger hinübersehen konnten. Er beschrieb den Hinweg und erklärte dann, wie man den Kaninchen-Verschlag finden konnte. Bigwig war in gehobener Stimmung. Der Wind und die Aussicht auf ein Unternehmen erregten ihn, und er verbrachte einige Zeit damit, vor Dandelion, Hawkbit und Speedwell so zu tun, als ob er eine Katze wäre, und ermutigte sie, ihn so realistisch wie möglich anzugreifen. Hazel, den die Unterhaltung mit Fiver etwas trübe gestimmt hatte, erholte sich, als er ihre Balgerei im Gras sah, und schloß sich ihnen sogar an, zuerst als Angreifer, dann als Katze, indem er genauso starrte und zitterte wie die gescheckte von Nuthanger.
»Ich werde ganz schön enttäuscht sein, wenn wir nach alldem auf keine Katze stoßen«, sagte Dandelion, als er darauf wartete, an die Reihe zu kommen, um zu einem gefallenen Buchenast zu rennen, ihn zweimal zu kratzen und wieder fortzuspringen. »Ich komme mir wie ein wirklich gefährliches Tier vor.«
»Du aufpassen, Miiister Dando«, sagte Kehaar, der im Gras in der Nähe auf Schneckenjagd war. »Miiister Pigwig, er macht euch denken, alles großer Spaß; macht euch tapfer. Katze, sie kein Spaß. Man sieht sie nicht, man hört sie nicht. Dann springen! Sie kommt.«
»Aber wir gehen nicht dahin, um zu fressen, Kehaar«, sagte Bigwig. »Das ist der große Unterschied. Wir werden nicht anhalten, um die ganze Zeit nach Katzen Ausschau zu halten.«
»Warum nicht die Katze fressen?« sagte Bluebell. »Oder eine zur Züchtung hierherbringen? Das müßte den Bestand im Gehege unglaublich verbessern.«
Hazel und Bigwig hatten beschlossen, daß der Überfall kurz nach Einbruch der Dunkelheit, wenn es auf der Farm still wurde, ausgeführt werden sollte. Das bedeutete, daß sie die halbe Meile zu den am Rande liegenden Scheunen bei Sonnenuntergang zurücklegen konnten, statt das Durcheinander einer Nachtreise über ein Gelände, das nur Hazel kannte, zu riskieren. Sie konnten ihr Futter zwischen den Steckrüben stehlen, bis zum Dunkelwerden
Weitere Kostenlose Bücher