Unten Am Fluss - Watership Down
hören –, und es ging sich leicht: ebene, weite Weiden, die sanft hügelabwärts verliefen und nicht durch Hecken, sondern durch breite, niedrige Böschungen geteilt waren, jede so breit wie ein Feldweg und überwachsen von Holunderbüschen, Hartriegel- und Spindelsträuchern. Es war ein echtes Kaninchenland, beruhigend nach dem Gürtel und der wirren, mit Klebkraut bestandenen Talmulde; und als sie eine gute Strecke über den Rasen zurückgelegt hatten – immer wieder anhaltend, um zu schnuppern, und, einer nach dem anderen, von einer Deckung zur nächsten rennend –, war sich Hazel sicher, daß er ihnen eine Ruhepause gönnen konnte. Sobald er Speedwell und Hawkbit als Wachtposten abgeordnet hatte, nahm er Bigwig beiseite.
»Ich bin böse auf dich«, sagte er. »Du bist das einzige Kaninchen, ohne das wir nicht auskommen können, und gerade du mußt ein derart dummes Risiko eingehen. Es war nicht nötig und nicht einmal klug. Was hast du dir eigentlich dabei gedacht?«
»Ich fürchte, ich habe einfach den Kopf verloren, Hazel«, erwiderte Bigwig. »Ich bin den ganzen Tag angespannt gewesen, hab' über diese Sache in Efrafa nachgegrübelt – hat mich tatsächlich gereizt und nervös gemacht. In diesem Zustand muß ich etwas tun – kämpfen oder ein Risiko eingehen. Ich dachte, wenn ich diesen Fuchs zum Narren halten könnte, würde ich mir keine solchen Sorgen wegen dieser anderen Sache machen. Und was mehr ist, es hat funktioniert – ich fühle mich jetzt viel besser.«
»El-ahrairah spielen«, sagte Hazel. »Du Dummkopf, du hättest fast dein Leben für nichts weggeworfen – wir alle glaubten schon, es wäre so. Versuch's aber nicht wieder, sei ein guter Junge. Du weißt, daß alles von dir abhängen wird. Aber sag mir, was in den Bäumen passierte. Warum hast du so geschrien, wenn alles in Ordnung war?«
»Ich habe nicht geschrien«, sagte Bigwig. »Was da geschah, war sehr sonderbar und gefährlich dazu, fürchte ich. Ich wollte den homba zwischen den Bäumen irreführen und dann zurückkommen. Nun, ich sprang ins Unterholz und hatte gerade aufgehört zu hinken und fing an, wirklich schnell zu rennen, als ich mich plötzlich Auge in Auge einem Haufen Kaninchen gegenübersah – Fremde. Sie kamen auf mich zu, als wären sie auf dem Weg in die offene Talmulde.
Natürlich hatte ich keine Zeit, sie mir genau anzusehen, aber sie schienen große Burschen zu sein. ›Aufpassen – rennt!‹ sagte ich, als ich zu ihnen hinsprang, aber sie hatten nichts Besseres zu tun, als mich anzuhalten. Einer von ihnen sagte: ›Du bleibst hier!‹ oder so was Ähnliches, und dann vertrat er mir den Weg. Worauf ich ihn niederschlug – blieb mir nichts anderes übrig – und davonraste; das nächste, was ich hörte, war dieses schreckliche Schreien. Natürlich rannte ich noch schneller, kam aus den Bäumen heraus und zu euch zurück.«
»Also hat der homba dieses andere Kaninchen erwischt?«
»Muß er wohl. Schließlich führte ich ihn direkt in sie hinein, obgleich ich es gar nicht wollte. Aber ich habe nicht gesehen, was sich tatsächlich zutrug.«
»Was wurde aus den anderen?«
»Keine Ahnung. Sie müssen gerannt sein, nehme ich an.«
»Aha«, sagte Hazel nachdenklich. »Nun, vielleicht hat es sein Gutes. Aber schau her, Bigwig, keine dummen Streiche mehr bis zur geeigneten Zeit – es steht zuviel auf dem Spiel. Du bleibst am besten bei Silver und mir – wir werden dich gut hüten.«
In diesem Augenblick trat Silver zu ihnen.
»Hazel«, sagte er, »ich habe soeben festgestellt, wo wir sind, und es ist viel zu nahe bei Efrafa. Ich bin der Meinung, wir sollten so schnell wie möglich aufbrechen.«
»Ich möchte um Efrafa herumgehen – in einem weiten Bogen«, sagte Hazel. »Glaubst du, du kannst den Weg zu diesem eisernen Weg finden, von dem uns Holly erzählt hat?«
»Ich glaube, ja«, erwiderte Silver. »Aber wir können keinen zu großen Kreis schlagen, oder wir werden vollkommen erschöpft sein. Ich kann nicht behaupten, daß ich den Weg kenne, aber die Richtung weiß ich.«
»Nun, wir werden eben das Risiko eingehen müssen«, sagte Hazel. »Wenn wir bis zum frühen Morgen dorthingelangen, können sie auf der anderen Seite ausruhen.«
In jener Nacht stießen ihnen keine Abenteuer mehr zu; sie bewegten sich ruhig an den Feldern unter dem trüben Licht eines Viertelmondes entlang. Das Halbdunkel war voller Geräusche und Bewegung. Einmal störte Acorn einen Regenpfeifer auf, der mit schrillen Schreien
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