Unten Am Fluss - Watership Down
um sie herumflog, bis sie schließlich eine Böschung überquerten und ihn zurückließen. Bald danach, irgendwo in der Nähe, hörten sie das unaufhörliche Sprudeln eines Ziegenmelkers; ein friedliches Geräusch, ohne Bedrohung, das langsam erstarb, als sie weitergingen. Und einmal hörten sie einen Wachtelkönig rufen, der in dem hohen Gras eines Pfadrandes umherkroch. (Ein Geräusch, wie es ein menschlicher Fingernagel erzeugt, der die Zähne eines Kammes entlanggezogen wird.) Aber sie trafen keine elil, und obgleich sie dauernd nach Anzeichen einer Efrafa-Patrouille Ausschau hielten, sahen sie nichts als Mäuse und ein paar Schnecken jagende Igel.
Schließlich, als die erste Lerche zum Licht aufstieg, das noch sehr weit am Himmel oben stand, kam Silver, das blasse Fell dunkel triefend von Tau, zu der Stelle angehinkt, wo Hazel Bluebell und Pipkin ermutigte.
»Du kannst Mut fassen, Bluebell«, sagte er. »Ich glaube, wir sind dem Eisenweg nahe.«
»Mein Mut würde mich nicht kümmern«, sagte Bluebell, »wenn meine Läufe nicht so müde wären. Schnecken haben Glück, daß sie keine Beine haben. Ich glaube, ich möchte eine Schnecke sein.«
»Nun, dann bin ich ein Igel«, sagte Hazel, »also marschiere lieber weiter!«
»Das bist du nicht«, erwiderte Bluebell. »Du hast nicht genug Flöhe. Schnecken haben auch keine Flöhe. Wie tröstlich, eine Schnecke zu sein, zwischen dem Löwenzahn so gut versorgt –«
»Und der Amsel schnellen Ruck zu fühlen«, sagte Hazel. »Schön, Silver, wir kommen. Aber wo ist der Eisenweg? Holly sagte, eine steile, überwucherte Böschung. Ich kann nichts dergleichen ausmachen.«
»Nein, das ist oben bei Efrafa. Hier unten verläuft er in einer Art eigener Talmulde. Kannst du ihn nicht riechen?«
Hazel schnupperte. In der kühlen Feuchtigkeit nahm er sofort die unnatürlichen Gerüche von Metall, Kohlenrauch und Öl auf. Sie marschierten vorwärts und fanden sich nach sehr kurzer Zeit zwischen den Büschen und dem Unterholz auf den Rand des Eisenbahneinschnitts hinunterblickend. Alles war still, aber als sie oben auf der Böschung innehielten, flog ein sich balgender Haufen von sechs oder sieben Spatzen zum Gleis hinunter und begann, zwischen den Schwellen herumzupicken. Irgendwie war der Anblick beruhigend.
»Müssen wir ihn überqueren, Hazel-rah?« fragte Blackberry.
»Ja«, sagte Hazel, »sofort. Bringen wir ihn zwischen uns und Efrafa; dann werden wir futtern.«
Sie gingen ziemlich zögernd in den Eisenbahneinschnitt hinunter, erwarteten halb, den wilden, donnernden Engel Friths aus dem Zwielicht auftauchen zu sehen, aber die Stille blieb ungebrochen. Bald fraßen sie alle auf der Wiese dahinter, zu müde, um einem Versteck oder irgend etwas anderem als dem Wohlgefühl, ihre Läufe auszuruhen und das Gras zu knabbern, ihre Aufmerksamkeit zu schenken.
Über den Lärchen segelte Kehaar zu ihnen herunter, ging nieder und faltete seine langen fahlgrauen Flügel.
»Miiister Hazel, was ihr tun? Ihr nicht hierbleiben!«
»Sie sind zu müde, Kehaar. Sie müssen eine Ruhepause haben.«
»Is' nicht hier auszuruhen. Is' Kaninchen kommen.«
»Ja, aber nicht gleich. Wir können –«
»Ya, ya, is' kommen, euch zu finden! Is' ganz nahe!«
»Oh, diese verfluchten Patrouillen!« rief Hazel. »Kommt alle runter von der Wiese in das Gehölz dort! Ja, du auch, Speedwell, wenn du dir nicht deine Ohren in Efrafa abkauen lassen willst. Los, los, Bewegung!«
Sie trotteten über das Weideland zu dem Gehölz dahinter und lagen vollkommen erschöpft auf flachem, kahlem Boden unter Tannen. Hazel und Fiver fragten Kehaar weiter aus.
»Man kann nicht von ihnen erwarten, daß sie noch weiter gehen, Kehaar«, sagte Hazel. »Sie sind heute die ganze Nacht marschiert, weißt du? Wir werden heute hier schlafen müssen. Hast du tatsächlich eine Patrouille gesehen?«
»Ya, ya, kommen alle entlang bei andere Seite von Eisenweg. Gerade rechtzeitig ihr gegangen.«
»Nun denn, du hast uns gerettet. Aber schau her, Kehaar, könntest du nachsehen, wo sie jetzt sind? Wenn sie fort sind, werde ich unserem Haufen erlauben, schlafen zu gehen – nicht, daß man es ihnen erst noch erlauben müßte: sieh sie an!«
Kehaar kehrte mit der Nachricht zurück, daß die EfrafaPatrouille kehrtgemacht hatte, ohne den Eisenweg zu überqueren. Dann schlug er vor, bis zum Abend selbst Wache zu halten, und Hazel, der sehr erleichtert war, gebot den Kaninchen, sofort zu schlafen. Ein paar waren schon eingeschlafen,
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