Unten Am Fluss - Watership Down
deutlich den Farmhof und die Gebäude. Die überall singenden Vögel waren ihnen aus früheren Tagen bekannt. Ein Rotkehlchen auf einem niedrigen Ast zwitscherte eine Phrase und horchte auf ein anderes, das ihm hinter dem Farmhaus antwortete. Ein Buchfink sang sein kleines herausforderndes Lied, und weiter weg, hoch in einer Ulme, begann ein Weidenzeisig zu rufen. Hazel hielt an und setzte sich dann auf, um die Luft besser zu prüfen. Mächtige Gerüche nach Stroh und Kuhdung mischten sich mit denen von Ulmenblättern, Asche und Viehfutter. Schwächere Spuren kamen in seine Nase, wie die Obertöne einer Glocke in einem geübten Ohr klingen. Tabak natürlich – eine Menge Katze und viel weniger Hund und dann plötzlich und ohne Zweifel: Kaninchen. Er blickte Pipkin an und sah, daß er den Geruch ebenfalls aufgefangen hatte.
Sie horchten auch, während die Gerüche sie erreichten, aber außer den leichten Bewegungen von Vögeln und dem ersten Summen der Fliegen in ihrer unmittelbaren Nähe konnten sie nichts als das ununterbrochene Rascheln der Bäume hören. Unter dem nördlichen steilen Abhang des Hügellandes war die Luft still gewesen, aber hier wurde die südliche Brise von den Ulmen mit ihren Myriaden kleiner flatternder Blätter verstärkt, genau wie die Wirkung von Sonnenlicht auf einen Garten durch Tau verstärkt wird. Das aus den obersten Zweigen kommende Geräusch störte Hazel, weil es auf ein ungeheures Nahen hinwies – auf ein Nahen, das nie vollendet wurde –, und er und Pipkin blieben eine Weile still, horchten gespannt auf dieses laute und doch bedeutungslose Ungestüm hoch über ihren Köpfen.
Sie sahen keine Katze, aber neben dem Haus stand eine Hundehütte mit flachem Dach. Sie konnten gerade einen flüchtigen Blick auf den schlafenden Hund darin erhaschen – ein großer glatthaariger schwarzer Hund, den Kopf auf den Pfoten. Hazel konnte keine Kette sehen; aber dann entdeckte er nach einem Augenblick einen dünnen Strick, der aus der Hüttentür herauskam und in einer Art Öse auf dem Dach endete. Warum ein Strick? fragte er sich und dachte dann: Weil ein ruheloser Hund in der Nacht nicht damit rasseln kann.
Die beiden Kaninchen begannen zwischen den Nebengebäuden umherzuwandern. Zuerst hielten sie sich vorsichtig in Deckung, dauernd nach Katzen Ausschau haltend. Aber sie sahen keine und wurden bald kühner, überquerten freie Stellen und hielten sogar an, um an Löwenzahn in den Flecken von Unkraut und hartem Gras zu knabbere. Von seinem Geruchssinn geführt, lief Hazel zu einem Schuppen mit niedrigem Dach. Die Tür war halb offen, und er überquerte ohne Zögern die Backsteinschwelle. Unmittelbar gegenüber der Tür, auf einem breiten hölzernen Bord – einer Art Plattform – stand eine Kiste, deren Vorderseite mit Draht versehen war. Durch die Maschen konnte er eine braune Schale, einiges grünes Gemüse und die Ohren von zwei oder drei Kaninchen sehen. Als er hinstarrte, kam eines der Kaninchen dicht an den Draht heran, blickte hinaus und sah ihn. Neben der Plattform, auf der linken Seite, lag ein umgestülpter Ballen Stroh. Hazel sprang mühelos hinauf und von da auf die dicken Bretter, die alt und glatt, staubig und mit Spreu bedeckt waren. Dann drehte er sich zu Pipkin um, der dicht an der Tür wartete.
»Hlao-roo«, sagte er, »es gibt nur einen Weg hier hinaus. Du wirst ständig nach Katzen Ausschau halten müssen, oder wir sitzen irgendwann in der Falle. Bleib an der Tür, und wenn du draußen eine Katze siehst, sag es mir sofort.«
»Gut, Hazel-rah«, sagte Pipkin. »Im Augenblick ist alles sicher.«
Hazel näherte sich der Kistenseite. Die drahtbespannte Vorderseite sprang über den Rand des Bordes vor, so daß er sie weder erreichen noch hineingehen konnte, aber in einem der Bretter vor ihm befand sich ein Astloch, und auf der anderen Seite konnte er eine zuckende Nase sehen. »Ich bin Hazel-rah«, sagte er. »Ich bin gekommen, um mit dir zu sprechen. Kannst du mich verstehen?«
Die Antwort kam in leicht fremder, aber vollkommen verständlicher Kaninchensprache.
»Ja, wir verstehen dich. Ich heiße Boxwood. Von wo kommst du?«
»Von den Hügeln. Meine Freunde und ich leben, wie es uns gefällt, ohne Menschen. Wir fressen das Gras, liegen in der Sonne und schlafen unter der Erde. Wie viele seid ihr?«
»Vier. Rammler und Weibchen.«
»Kommt ihr jemals heraus?«
»Ja, manchmal. Ein Kind holt uns heraus und steckt uns in einen Verschlag auf dem Gras.«
»Ich bin
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