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Unter allen Beeten ist Ruh

Unter allen Beeten ist Ruh

Titel: Unter allen Beeten ist Ruh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Auerbach , Keller,
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auf einen Besuch im Altenheim war. Angelika war traurig darüber, aber sie hatte Verständnis. Wie immer. Sie ist sich sicher, dass sich seine ablehnende Haltung mit der Zeit ändert. Sie glaubt fest, dass Lutz sie braucht, und dass nur sie ihm die Unterstützung bieten kann, die er benötigt.«
    »Starke Worte.«
    »Sucht nicht jeder Mensch Sicherheit und Geborgenheit? Das hat sie in Lutz gefunden«, Nante schluckte, »… sagt sie.«
    »Geborgenheit ist nicht das Erste, was mir zu Lutz einfallen würde«, brummte Pippa.
    »Ich fand es schön, endlich mal wieder mit ihr zu plaudern. Es war seit langer Zeit das erste Mal, dass sie wieder mit der Rieke gefahren ist, sonst nimmt sie Lutz’ Privatboot. Leider ist sie schon in Wasserstadt ausgestiegen.«
    Wie selbstquälerisch manche Menschen sind, dachte Pippa. Die Gesellschaft der geliebten Person ist ihnen so wichtig, dass sie sogar bereit sind, deren Schwärmerei über den Nebenbuhler auszuhalten.
    »Du magst sie.«
    Nante grinste verlegen und wurde rot. »Wenn sie sich endlich mal umgucken würde, dann würde sie sehen, dass es da noch mehr Männer gibt …«
    »Vielleicht sind die nicht so leicht zu erkennen?«
    Nante wurde einsilbig. »Möglich.«
    »Und da hat Angelika eben den genommen, der zu erkennen war. Manche Leute tun alles, um nicht allein zu sein.«
    Nante seufzte. »Und manche nicht genug …«
    »Hast du jemals versucht …?«
    »Natürlich nicht!« Nante sah sie entsetzt an. »Ich könnte mit Lutz doch nie im Leben mithalten! Und ich will es auch nicht. Sieh dir doch die Tatsachen an, Pippa: mein mageres Auskommen als Kapitän der Rieke gegen Lutz mit seinen Wellness-Oasen in Wannsee und Mitte. Angelika glaubt doch, sie ist mitten im Paradies gelandet!«
    »Stell dein Licht nicht unter den Scheffel«, sagte Pippa, »Geld ist nicht alles. Ich würde jeden Millionär der Welt gegen einen netten Kerl wie dich eintauschen.«
    Nante schnaubte verächtlich. »Netter Kerl – das ist der kleine Bruder vom Totalversager.«
    »Blödsinn. Wie kann man nur so einen Quatsch reden?«
    Pippa hatte heftiger reagiert, als sie eigentlich wollte. Es regte sie maßlos auf, wenn Menschen, die sie mochte, sich selbst abwerteten.
    Nante war mit dem Anlegemanöver auf Marienwerder beschäftigt, daher geriet ihre Unterhaltung wieder ins Stocken. Diese Insel war das Pendant zu Schreberwerder. Auch hier verließen nur Bewohner oder Pfingstgäste das Schiff. Jeder kannte Nante und grüßte oder gab einen Kommentar zu Wetter oder Garten ab. Über allem lag ein Hauch entspannter Dörflichkeit.
    Pippa half einer alten Dame auf das Schiff, die schwer an mehreren Taschen schleppte und sich noch immer bedankte, als die Rieke längst wieder abgelegt hatte. Sie erzählte von ihrem langen Leben auf der Insel und dass neben ihr ein junger Arzt eingezogen sei, der sich beruhigenderweise bereit erklärt hatte, bei Notfällen jederzeit für sie da zu sein. Nachdem Pippa einem bewegenden Bericht über die Geschichte der Insel zugehört hatte, entschuldigte sie sich und ging zurück zu Nante auf die Brücke.
    »Du … wegen vorhin …«, druckste Pippa, aber Nante winkte ab.
    »Schon vergessen, du hast ja recht. Aber ich habe mich immerhin getraut, ihr zu sagen, dass ich Lutz für die falsche Wahl halte und der Meinung bin, dass sie mit ihm nicht glücklich wird.«
    »Hut ab, das war mutig«, sagte Pippa und dachte: unter diesen Umständen ganz sicher.
    Schließlich hatte Angelika sich diesen Vortrag schon von so ziemlich jedem Insulaner anhören müssen, und es war kaum vorstellbar, dass ausgerechnet Nantes Ratschläge bei ihr auf fruchtbaren Boden gefallen waren.
    Nante lächelte erfreut. »Du kannst dir nicht vorstellen, wie aufgeregt ich war. Ich wollte ja nicht, dass sie denkt, ich sage das nur, weil ich eifersüchtig bin oder so.«
    »Na ja, solange sie nicht weiß, dass du in sie verliebt bist, ist das nur die Meinung eines guten Freundes, nichts weiter.«
    »Ist mein Herz auch noch so schwer, von irgendwo kommt Zuspruch her« , reimte Nante und grinste breit.
    Sie schwiegen eine Weile, und Pippa genoss die Schönheit der Inselwelt zwischen Maienwerder und Valentinswerder. Als dann die Ufer von Hakenfelde und Tegelort auftauchten und das breite Band der Havel bis hinauf nach Heiligensee vor ihnen lag, fragte sich Pippa, ob es irgendeine Stadt der Welt gab, die mit so viel grüner Schönheit gesegnet war.
    Sosehr sie Florenz und die Toskana geliebt hatte, die Berliner Bäume und die

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