Unter alten Bannern (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)
nichts Vergleichbares.
Whenda wollte nun mit Gelam und Turgos noch ein Stockwerk tiefer in die Gewölbe hinabsteigen. Dort lagen die Rüsthallen, wo die Rüstungen der Pferde aufbewahrt wurden. Auch diese wurden in alter Zeit durch Stirn-, Bein- und Flankenschutz vor Verwundungen bewahrt. Sie erinnerte sich der großen Panzerdecken, wie sie einst die Kettenhemden für die Pferde nannten. Diese hielten ohne Weiteres einen Schwerthieb oder gar Pfeilschuss, der gegen das Tier geführt wurde, auf, sodass es keine Verletzung davontrug. Dort wollte sie nur die Türe für die Männer öffnen, den Rest konnten diese dann selbst übernehmen.
Als auch dies erledigt war, beschloss sie, sich die Eingänge zu den Schatzkammern anzusehen. Der Verwalter oder Humir hatten ihr gesagt, dass jene zugemauert worden waren. Dies war dergestalt geschehen, dass man schon nicht mehr den Treppenabgang zu den tiefsten Gewölben der Zitadelle benutzen konnte. Der Weg war einfach zugemauert, der dort hinunterführte. Whenda hatte genug gesehen. Alles andere hatte Zeit bis nach der Schlacht, sollte sie dann noch am Leben sein.
Nun verlangte es sie, ihre alten Gemächer in der Festung aufzusuchen. Diese waren nicht wie die der Fürsten und deren Familien in der Zitadelle selbst, sondern in einem anderen Gebäude untergebracht. Sie entließ Gelam und wusste, dass er alle Vorbereitungen treffen würde, die erforderlich waren. Am Mittag des übernächsten Tages wollte sie aufbrechen. Doch noch heute sollte ein Bote nach Lahrewan zu Eflohr gesandt werden, damit dieser wusste, dass er unbedingt auf das Eintreffen der Armee vom Falkenstein warten sollte. Nichts wäre nun schlimmer gewesen, als wenn dieser zu früh losschlug. Wenn es so weit war, mussten sie sich mit vereinten Kräften ihren Feinden stellen und jedes bisschen Überraschung beim Feind ausnutzen, das sie diesem verursachten.
Es gelang Whenda dann jedoch nicht, die Menschen abzuschütteln, die ihr auf dem Hof begegneten, als sie sich zusammen mit Turgos in ihre alte Wohnstatt zurückziehen wollte. Die Leute stellten ihr viele Fragen über dies und das, sie wollten jedoch hauptsächlich in Erfahrung bringen, wie es früher einmal in der Welt zugegangen war. Zu Anfang versuchte Whenda, sich kurz zu fassen. Doch das Interesse der Menschen bewog sie dann doch zu weit ausführlicheren Erzählungen. Ihre Zuhörer dankten es ihr durch ihre ungeteilte Aufmerksamkeit. Nach einigen Stunden waren es fast nur noch Frauen, die ihr zuhörten und weitere Fragen stellten. Die Männer schienen bis auf ein paar ganz Alte alle beschäftigt zu sein. Sie hatten ja auch viel zu tun.
Turgos, dem nicht nach Geschichten aus alter Zeit war, hatte in der Zwischenzeit damit begonnen, den Falkenstein zu besichtigen. Er war erstaunt darüber, wie weitläufig hier alles war. Er war auch dabei, als das erste Pferd eines der Kettenhemden angelegt bekam, die die Männer aus den Rüstkammern heraufgebracht hatten. Ihn wunderte es, dass das Pferd nicht scheute, als die Männer die Panzerdecke festzurrten. Aber die Pferde, die hier gezüchtet wurden, waren sicher für den Kriegsdienst ausgebildet. Auch die Schlachtrösser in Schwarzenberg ließen viel über sich ergehen und wurden nur selten nervös oder scheuten gar. Turgos wollte dann von den Männern wissen, wo die Stallungen der Festung waren. Synchron wiesen diese nach Norden und er folgte ihrem Hinweis und lenkte seine Schritte dorthin. Den Weg, oder besser die Straße, die er nun dorthin beschritt, war wie alles hier aufs Sorgfältigste gepflastert. Keinen Schmutz oder Unrat hatte er hier oben bisher gesehen. Der Verwalter schien alles bestens im Griff zu haben. Aber es lag nicht nur daran, wusste er. Die Menschen, die hier lebten, taten ihre Arbeit mit Pflichtgefühl. Dieses wog schwerer als jeder Befehl, den ein Einzelner erhalten konnte. Er verlief sich, als die Straße eine Wendung nach Osten nahm und erreichte Gebäude, in denen die alten Bewohner der Stadt und auch die neuen ihre Toten bestatteten. Diese Gebäude, deren Eingänge niemals über Türen verfügt hatten und daher jedem offen zu stehen schienen, waren genauso prächtig wie alles andere in der Festung. Die Toten wurden der Länge nach in Öffnungen in den Wänden geschoben. Diese verschloss man dann mit einer Stein- oder Metallplatte, auf der der Name, das Geburts- und auch das Sterbejahr des Betreffenden genannt wurden. Turgos machte sich sogleich auf die Suche nach Grabstätten aus alter Zeit,
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