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Unter alten Bannern (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)

Unter alten Bannern (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)

Titel: Unter alten Bannern (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert J. Jesse
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Ortes und seine Familie begraben waren. Der Hildring musste seinen Namen noch in alter Zeit erhalten haben. Die Hochgräber, die mehr großen, langen Kisten als Totenhäusern glichen, waren beschriftet. Aber die Inschriften waren direkt in den Sandstein, aus dem die Gräber bestanden, eingemeißelt worden. So war die Inschrift auf dem Grab des Namensgebers fast nicht mehr zu lesen. Nur die Buchstaben H und I konnte man noch einigermaßen erkennen. Auch das Todesjahr war noch zu erahnen. Danach war Hildor, Hildar – oder wie er auch immer geheißen hatte – im Jahre 726 aus der Welt gegangen. Die Zeit, die dieser nun schon tot war, erschien Mago unendlich lange. Er musste sogar dem Drang widerstehen, den Deckel des Sarges beiseitezuschieben, um einen Blick hineinzuwerfen. Einzig und allein der Umstand, dass er Angst hatte, dass der verwitterte Sandsteinsarkophag unter seinen Anstrengungen einfach in sich zusammenfallen würde, hielt ihn dann davon ab. Zu gerne hätte er gesehen, was so viele Jahre mit dem Körper eines Mannes anstellten. War überhaupt noch etwas von ihm vorhanden? Oder hatte er sich einfach aufgelöst und der Wind, der durch die Ritzen blies, hatte alles, was von ihm noch übrig war weggeweht? Er wunderte sich, dass er ausgerechnet jetzt daran denken musste, während er gen Süden sah. Er wusste aber auch, dass sein Leichnam wahrscheinlich niemals eine Grabstätte wie die an den Gräbern der Hilden, wie er sie in Gedanken nannte, erhalten mochte. Wenn sie hier unterlagen, würden ihre Leichen geplündert und einfach liegen bleiben. Den Rest würden die Vögel und anderes Getier übernehmen. Bald lägen dann nur noch die Gebeine seines einst stolzen Heeres hier im Hildring. Aber auch sie würden mithilfe von Wind und Wetter in das Nichts zurückkehren, aus dem sie einst hierherfanden.
     
     
    Ein Heer zieht heran
    Lahrewan, 11. Tag des 8. Monats 2515
     
    Es war am frühen Nachmittag, als ein Melder bei Eflohr eintraf und ihm die Ankunft eines Heeres meldete, das vom Falkenstein heranzog. Eflohr war nicht alleine in seinen Amtsräumen und wollte daher nicht den Mut seiner Untergebenen senken, indem er etwas Abfälliges sagte. Was mochte das schon für ein Heer sein, das die Anyanar, die einst Statthalterin Fengols war, nun heranführte? Greise Männer und alte Frauen, die sich kaum noch auf den Beinen halten konnten? Er befürchtete sogar, dass sie, wenn sie diese mit in die letzte Schlacht nehmen mussten, von ihnen nur aufgehalten werden würden. Er war sogar etwas verstimmt über ihr Erscheinen. Der Bote vom Falkenstein hatte ihm zwar vor einigen Tagen berichtet, dass viele der Alten durchaus noch in der Lage waren, ein Schwert zu führen. Aber sicher wurde ihr Arm zu schnell müde, als dass sie wirklich eine Hilfe sein konnten. Eflohr hatte außerdem für sich beschlossen, dass er am morgigen Tage aufbrechen wollte. Er hätte nicht länger gewartet. So war es mit Whenda besprochen. Insgeheim hatte er gar gehofft, dass es die Verstärkung aus dem Falkenstein nicht mehr rechtzeitig bis hierher nach Lahrewan schaffte und er schon fort war, wenn sie eintraf. Die Dinge hätten dann ihren Lauf nehmen können, wie sie es wollten. Es wäre nicht mehr seine Angelegenheit gewesen. Er ärgerte sich ein bisschen darüber, dass er nicht schon am Morgen aufgebrochen war. Dann läge diese Sorge nun hinter ihm. Vielleicht wollte er es auch nicht mit ansehen, wie die Alten, seine Eltern waren sicher auch darunter, getötet wurden. In den letzten Augenblicken seines Lebens wollte er nicht mit dieser Bürde im Kampfe stehen und sein Leben aushauchen.
    »Herr, …!« Der Melder stand noch immer im Raum und wartete auf eine Regung von Eflohr. Dieser sah ihn nun an und glaubte, dass der Mann darauf wartete, dass er ihn entließ und er dann wieder auf seinen Posten gehen konnte.
    »Danke, du kannst wieder gehen«, beschied er ihm.
    Aber der Melder blieb einfach im Raum stehen. »Herr, du solltest vielleicht doch besser herauskommen und das Heer begrüßen.«
    Eflohr musste den Zorn unterdrücken, der in ihm aufkam. Es war nicht genug, dass der Mann seinem Befehl nicht nachkam und wieder auf seinen Posten zurückging. Eflohr wollte das Wort Heer in Bezug auf die Ältesten seines Volkes auch nicht hören. Es war ihm einfach nicht recht, dass diese so bezeichnet wurden. Sie waren kein Heer, sondern nur Verblendete, die mehr wie das Vieh, das sich treu zur Schlachtbank führen ließ, handelten. Was mochte die Anyanar

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