Unter alten Bannern (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)
ihnen. Sie mussten also ihre Kampftaktik darauf auslegen, dass die Wege möglichst kurz gehalten wurden. Mit den Gerüsteten waren auch noch Alte gekommen, die als Tross fungierten. Sie führten auf Ochsenkarren die Versorgungsgüter der Armee mit sich und auch die Heiler waren bei ihnen untergebracht. Der Tross war jedoch viel langsamer als das Heer, selbst im Vorrücken. Dies war jedoch kein Nachteil, denn in die Nähe des Schlachtfeldes wollten sie ihn gar nicht kommen lassen, ehe der Sieger feststand. Noch immer trafen die Ochsenkarren des Nachschubs in Lahrewan ein. Wenn die Truppen morgen die Stadt verlassen würden, dies sollte in aller Frühe geschehen, dann sollte der Tross ihnen erst einen halben Tag später zu folgen beginnen. Der Abstand, der dann entstehen würde, sollte genügen, um die Männer und Frauen des Nachschubs aus dem Kampfgeschehen fernzuhalten.
Alle Menschen in Lahrewan, bis auf jene, die Wache halten mussten, gingen früh schlafen, nachdem der letzte Ochsenkarren in die Stadt eingefahren war. Die nächsten Tage würden sehr anstrengend werden und ein jeder wollte noch einmal Kraft sammeln, bevor es am frühen Morgen losging.
Die Nacht vor der Schlacht
15. Tag des 8. Monats 2515
In zwei Stunden, so schätzte Whenda, würde die Sonne aufgehen. Am Abend zuvor waren sie in ihrem Aufmarschraum eingetroffen. Sie war dann mit den berittenen Soldaten aus dem Falkenstein weiter nach Osten gezogen, während Eflohr mit den Speerträgern und seinen eigenen Männern schon dort stand, wo er bei Sonnenaufgang die Schlacht beginnen sollte. Es war so abgesprochen , dass die 2.160 Speerträger, die sie aufbieten konnten, auf breiter Front das südliche Lager der Thaina von Elborgan angriffen. Humir war auf den ausdrücklichen Wunsch von Whenda zum Anführer dieser Unternehmung ernannt worden und wurde von ihr zum Hauptmann befördert. Eflohr war zwar anfangs dagegen gewesen, beugte sich jedoch der Entscheidung der Statthalterin. Eflohr wäre es lieber gewesen, wenn Turgos diese Unternehmung geführt hätte. Der Baron kommandierte schließlich selbst ein großes Heer in seiner Heimat und war daher sicher besser in der Lage, sich an eine veränderte Situation anzupassen, sollte sich die Lage dahin verändern. Whenda hatte dann rundheraus gesagt, dass Turgos noch nie selbst in einer Schlacht gekämpft hatte, Humir hingegen schon.
Turgos wunderte sich, wie schnell er diese Herabsetzung seiner Person hingenommen hatte. Er würde dort kämpfen, wo die Anyanar ihn hinstellte. Turgos war es ein Bedürfnis, Whenda in dieser Schlacht zu unterstützen. Hätte er der obersten Heerführerin der Xenorier hier widersprochen, so wäre dies ihrer Sache nicht dienlich gewesen. Whendas Krieg war nun auch der seine. Aber der Hauptgrund für sein Schweigen war, dass Whenda recht hatte in ihrer Einschätzung. Turgos mochte sich zwar wacker schlagen und gut kämpfen können. Letztendlich hatte sein Schwert jedoch noch nie das Blut eines Menschen gesehen.
Wenn Humir das südliche Lager der Elborganer erreichte und mit den Söldnern dort im Kampf stand, dann sollte Eflohr mit seinen Berittenen schnell die westlichen Höhen von Gosch entlang nach Norden ins For-Anjul vorstoßen. Die Späher, die bisher im Wiesenland von Alfarn die Elborganer beobachtet hatten, würden ihm ein Zeichen geben, wenn es soweit war. Wenn Eflohr sich nicht zu früh zu erkennen gab, hofften sie, dass der Angriff der Speerträger vielleicht einige Soldaten aus den westlichen Randbereichen des For-Anjul dazu verleiten würde, ihre Stellungen zu verlassen und gegen die Speerträger vorzugehen. In offenem Feld hatte Eflohr es leichter, gegen sie vorzugehen. Aber er musste so schnell, wie es denn nur möglich war, das For-Anjul erreichen. Seine Aufgabe war es dann, den Eingeschlossenen im Hildring erkennen zu geben, dass sie hier waren. Sie setzten darauf, dass diese dann wussten, was zu tun sei, und ihrerseits mit einem Angriff von Osten her auf das For-Anjul begannen. Dies war ein großes Wagnis, doch letztlich blieb ihnen nichts anderes übrig, als darauf zu hoffen, dass Mago die Gunst der Stunde erkannte und in ihrem Sinne handelte. Eflohr und Humir hatten Whenda versichert, dass ihr Anführer ein fähiger Soldat war. Sie glaubten fest daran, dass er die richtige Entscheidung fällen würde, wenn es soweit war. Dies setzte jedoch auch voraus, dass er überhaupt schnell genug davon erfuhr, wenn Eflohr das For-Anjul angriff. Sie vermuteten
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