Unter alten Bannern (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)
ihnen erzählt haben, dass sie bereit waren, sich dafür zu opfern? Er hätte von Anfang an diesem Vorhaben widersprechen müssen. Nun war es dafür leider zu spät und er hatte sich mit den Alten herumzuplagen. Der Melder stand noch immer im Raum und wartete. Eflohr hatte seine Gedanken wieder unter Kontrolle.
»Ist noch etwas?«, wollte er ungehalten von dem Mann wissen.
»Du solltest wirklich kommen und dir das Heer ansehen«, drängte ihn der Mann erneut.
»Wann ist es hier?«, fragte er, noch immer mit einem geringschätzigen Unterton in der Stimme.
»Ich schätze, in einer Stunde«, entgegnete ihm der Melder.
Sofort verschaffte sich in seinem Kopf die Rationalität freie Bahn, für die er immer gerühmt wurde. In einer Stunde?, dachte er verwundert. Er wusste, wo der Mann seinen Posten hatte. Er hatte ihn selbst dorthin geschickt. Er hatte mit einer Vorwarnzeit von mindestens vier bis fünf Stunden gerechnet. Sein Zorn wich der langsamen Überraschung über diesen Aspekt. Wie konnten die Alten so schnell marschieren?
»Wie viele sind es?«, wollte er wissen.
»Ich kann so etwas schlecht schätzen, Herr, aber sicher so um die 5.000, vielleicht sogar noch mehr!«
Eflohr war bemüht, sich nichts anmerken zu lassen. Seine Leute erkannten jedoch, dass der Verwalter wie vom Donner gerührt innerlich erstarrte.
»Bist du dir sicher?«, hakte er nach.
Der Mann nickte. »Herr, ich habe noch nie ein solch gut gerüstetes Heer erblickt.«
Eflohr war verblüfft. Er brauchte einen Moment, bis sich das eben Gehörte setzte. Nun war er doch neugierig geworden. »Und du bist dir sicher, dass es unsere Leute sind, die da kommen?« Es kam ihm kurz der Gedanke, dass vielleicht weitere Feinde gegen sie aufmarschierten. Das bedeutungsschwere Nicken des Mannes ließ jedoch keinen Zweifel daran, dass er sich dessen sicher war, zu wem das Heer gezählt werden musste.
»Sie tragen als Feldzeichen Banner mit der Stadt der Türme«, sagte er zur Bestätigung. Er schien etwas zu überlegen, bis er dann sagte, dass auch noch ein großes Banner darunter sei, das scheinbar einen weißen Wanderstab auf grünem Grund zeigte. Eflohr stand schnell auf und ging zu einem Schrank zu seiner Linken. Dessen Türe öffnete er so, dass der Mann deren Rückseite erkennen konnte. Dort befand sich ein Pergament mit einer schwarzweißen Zeichnung.
»War es dieses Banner, das du gesehen hast?«
Der Melder trat näher heran, bevor er es bejahte. »Wessen Banner ist das?«, wollte er von Eflohr wissen.
»Das ist das Hausbanner des Fürsten von Fengol.« Eflohr las die Schrift unter der Zeichnung auf dem Pergament und sagte dann ergänzend: »Nur das Hausvolk des Fürsten und die höchsten Würdenträger Fengols durften es einst führen.« Allein dass er diese Worte ausgesprochen hatte, hob die Stimmung des Verwalters, wie alle Umstehenden unschwer erkennen konnten. »So lasst uns denn das Heer in Augenschein nehmen, das du uns gemeldet hast.«
Ohne noch ein weiteres Wort zu sagen, verließ Eflohr den Raum. Er eilte schnell zum Stadttor hinunter, denn er wusste, dass er dort den besten Blick auf dieses Heer haben würde, wenn es hier eintraf. Das Tor lag gen Osten, aber dieses Heer würde vom Nordwesten her auf die Stadt zumarschieren. Dann hätte er es gut in seinem Blickfeld. Ehe er sich versah, erkannte er in der Ferne drei einzelne Reiter. Das Heer rückte anscheinend noch schneller vor, als es der Melder gesagt hatte, der nun auch wieder neben ihm stand. Die Reiter hielten kurz inne und setzten sich dann wieder in Bewegung. Einer trug scheinbar ein Banner an einem Speer oder einer Stange, aus dieser Entfernung war dies nicht zu erkennen. Die Reiter trugen goldene Rüstungen, meinte er in der Ferne zu erkennen. Sie leuchteten in der Mittagssonne und spiegelten sogar in deren Licht hin und wieder kurz auf. Die Reiter schienen keine Eile zu kennen und hielten noch einmal an. Dann kamen Fußsoldaten hinter den Berghängen hervor, die die Nordhöhen des Hausberges von Lahrewan waren. Schon jetzt konnte er gut erkennen, dass sie in Formation gingen. Reihe um Reihe kam zum Vorschein. Auch die Fußsoldaten trugen diese goldenen Rüstungen. Je mehr es wurden, desto zahlreicher wurden auch die Spiegelungen, die das Sonnenlicht zurückwarfen. So angestrengt, wie Eflohr nun auf die Herannahenden schaute, so schnell verließ ihn auch seine Sehkraft, denn er wurde durch die Reflexionen geblendet. Er konnte jedoch erkennen, dass es sich bei den
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