Unter alten Bannern (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)
Fußsoldaten um Speerträger handeln musste. Ihre Speere ragten wie dünne Nadeln weit über die Männer hinaus, die dort einhermarschierten. Er wandte seinen Blick zur Seite. Die Reflexionen waren einfach zu intensiv und blendeten ihn immer stärker. Er wollte seinen Augen einen Augenblick der Schonung gewähren, bevor er wieder hinsah. Doch lange konnte er seinen Blick nicht abwenden. Zu groß waren sein Erstaunen und die Neugier, die von ihm Besitz ergriffen hatten. Als er wieder hinsah, erkannte er, dass hinter den Fußsoldaten weitere Reiter herankamen. Wie die Unberittenen hielten sie streng ihre Marschformation, was ihnen einiges Geschick abverlangte. Eflohr wusste, dass es nicht einfach war, viele Pferde in Formation zu halten. Wenn dies nicht mit den Tieren geübt wurde, dann war es schlichtweg unmöglich.
Er glaubte zu erkennen, dass sogar die Pferde gepanzert waren. Immer mehr Reiter erschienen im Norden. Viele Banner trugen die Männer dort und sie wehten in der leichten Brise, die in den Landen von Xenorien aufgekommen war. Und dann sah er das große Banner, von dem ihm der Melder berichtet hatte. Auch dieses war zu weit entfernt, als dass er es genauer erkennen konnte, aber seine Größe war beachtlich.
Je näher dieses Heer nun an die Stadt herankam, desto sicherer war er, dass es sich hier niemals um ihre Alten aus dem Falkenstein handeln konnte. Die Formation, in der es marschierte, war makellos. Und der Heerzug wurde vor seinen Augen immer länger. Die ersten Reihen der Speerträger hinter den drei Reitern der Vorhut bestanden aus jeweils sieben Männern. Wie viele Reihen es waren, konnte er nicht schätzen. Die Spiegelungen waren mittlerweile so stark, dass er seinen Blick fast ganz gesenkt hatte und nur noch auf den vordersten Teil des Heeres sah, wo eine Anhöhe die Sonnenstrahlen verdeckte. Auch die Männer neben ihm schauten so gebannt auf die neu eintreffenden Soldaten, dass sie kein Wort miteinander wechselten. Eflohr konnte den Gleichschritt hören, als der Wind kurz nachließ. Die Speerträger mussten Stiefel mit eisenbeschlagenen Sohlen tragen, damit man diesen über die noch immer große Entfernung so gut hören konnte. Seine Zuversicht stieg, als er die ersten Banner mit Sicherheit identifizieren konnte und sie als die Ihrigen erkannte. Er wollte jedoch noch immer nicht glauben, was er da sah. War dieses Heer so kampfstark, wie es den Anschein hatte, dann bestand vielleicht doch noch eine Chance zur Rettung von Mago und seinen Männern.
Es dauerte noch fast eine halbe Stunde, bis das Heer vor der Stadt angelangt war. Je näher es kam, desto erstaunter war der Verwalter. Er vergaß sogar ganz, die Männer und Frauen zu zählen, die vor der Stadt ihre Aufstellung nahmen. Jeder Einwohner Lahrewans, der in der Stadt war, hatte sich inzwischen vor das Tor begeben, um diesem Schauspiel beizuwohnen. Dann kamen die drei Reiter aus dem Heer auf ihn zu und er erkannte sie als Whenda, Turgos – er war es, der das riesige Banner des Fürsten trug –, und der dritte schien Gelam zu sein. Aber erst, als dieser seinen Helm abnahm, erkannte er ihn mit Sicherheit und hob die Hand zum Gruß. Gelam nickte ihm zu. Doch er und der Bannerträger hielten sich nun hinter der Anyanar, sodass Eflohr sofort bewusst wurde, wer hier das Sagen hatte. Es war Whenda, die dieses Heer anführte. Die Truppen vom Falkenstein folgten ihrem Banner.
An diesem Abend war die Wiedersehensfreude groß. Viele seiner Leute, wenn nicht sogar alle, hatten Verwandte unter den Truppen vom Falkenstein. Überall sah man die Menschen lachen, freudig beieinandersitzen und sich unterhalten. Alle wussten sie, dass sie am nächsten Tage ins Ungewisse aufbrechen mussten. Doch niemandem schien dies das Herz schwach werden zu lassen. Die Zuversicht der Krieger, ob jung oder alt, hatte nun auch Eflohr ergriffen und er fühlte sich ganz beschwingt, als er an den Tisch trat, an dem die Statthalterin, Turgos und Gelam schon saßen. Die Menschen Xenoriens hatten sich unter freiem Himmel auf dem Marktplatz der Stadt versammelt, weil es keinen Raum gab, der es vermocht hätte, sie alle aufzunehmen. Es war auch so, dass jeder die Gemeinschaft mit den anderen suchte. Daraus schöpften sie ihre Stärke und Hoffnung. Aus allen umliegenden Häusern hatten sie Tische und Stühle herbeigeschafft, damit alle sitzen konnten, sofern sie dies wünschten. Whenda wollte keine Ansprache an die Versammelten halten, sagte sie zu Eflohr, der danach fragte.
»Ich
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