Unter alten Bannern (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)
war sich nicht schlüssig, ob es gut war, wenn sie dies tat. Fenja war sehr klug und würde nichts Unbedachtes tun. Ganz sicher war sie sich dessen jedoch nicht. Auch sie selbst hatte gegen den Willen ihrer Eltern Elgar geheiratet. Fenja war zwar erst 13 Jahre alt. Doch für ihr Alter war sie im Geiste schon weit voran und sicher sogar dem um zwei Jahre älteren Tankrond überlegen. Nimara glaubte gar, dass sie in ihren analytischen Fähigkeiten schon sie selbst übertraf. All dies änderte jedoch nichts daran, dass sie noch ein Kind war, das ihres Schutzes bedurfte. Aus dieser Liaison, sollte es überhaupt eine zwischen Fenja und Tankrond geben, konnte durchaus etwas Gutes entstehen. In den Thainlanden war es zwar nicht üblich, dass Cousin und Cousine heirateten. Aber das war bei Tankrond und Fenja auch gar nicht der Fall. Ihr Verwandtschaftsverhältnis mochte zwar auf eine Linie des Blutes zurückzuführen sein, doch auch diese hatte sich schon vor langer Zeit vielmals geteilt und daher war es unbedenklich. Zu Elgar wollte sie noch nichts sagen. Zuerst musste sie mit ihrer Tochter reden, wenn die Zeit dafür gekommen war.
»Es macht mich traurig, dass du bald fortgehst«, sagte Fenja in die Freude Tankronds hinein. Er erkannte den Schmerz, der in diesen Worten lag, jedoch fiel ihm nichts ein, was sie trösten mochte. Doch sie hob schnell wieder den Kopf und lächelte. »Vielleicht bin ich auch ein wenig eifersüchtig«, sagte sie spitzbübisch. »Denn irgendwie beneide ich die Königin Maladans darum, so einen Freund wie dich zu haben.«
»Aber du hast mich doch als Freund, Fenja«, beruhigte Tankrond sie ein wenig. »Ich werde, egal wo ich bin, immer an dich denken«, versprach er ihr. »Du wirst immer meine kleine Fenja bleiben, die so klug ist, dass ich fast Angst davor bekomme.« Er lachte und sie fiel schließlich mit ein.
»Wir müssen noch sehen, was du auf deine Reise mitnehmen musst«, wurde sie dann wieder geschäftlich. »Es soll dir unterwegs an nichts fehlen.«
Aber es fiel ihnen nichts mehr ein, was er unbedingt brauchen würde, außer einem Messer für alle Fälle. Wenn er erst in Maladan war, so sollte er einfach immer nur der Straße bis nach Tharvanäa folgen. Auf Elgars Karte führten alle Straßen Maladans nach Tharvanäa. Da sie jedoch nicht wussten, in welcher der Städte er dort von Bord gehen würde, konnten sie dies nicht weiter vorausplanen, was Fenja sehr zu stören schien.
»Sollen wir lieber warten, bis wir ein Schiff direkt nach Maladan für dich finden?«, fragte sie ihn. Sie kannte die Antwort, doch es beruhigte sie, es wenigstens versucht zu haben.
»Nein, Fenja, die Zeit ist gekommen und vielleicht finde ich nie mehr eine Gelegenheit zu Valralka zu gelangen, wenn ich diese nicht beim Schopf ergreife.«
Fenja war hier zwar anderer Ansicht, leider wusste sie jedoch auch, dass es zu spät war, Tankrond noch umzustimmen.
»Ich werde jetzt besser gehen«, beschied er ihr und machte sich auf, ihr Zimmer zu verlassen. Fenja sah ihm wehmütig nach. Bald würde er fort sein. Der Gedanke war ihr zu schlimm, als dass sie ihn we iterdenken wollte. Aber kurz bevor er die Tür öffnete und auf den Flur hinausspähte, drehte er sich noch einmal zu ihr um. »Danke«, flüsterte er, ehe er ihr Zimmer verließ und die Tür hinter sich leise schloss. Tankrond hörte Nimara und seinen Onkel unten miteinander sprechen. Niemand hatte es also bemerkt, dass er in Fenjas Zimmer gewesen war. Vorsichtig ging er über die Dielen, um kein Knarren zu verursachen. Auch in seinem Zimmer schloss er die Türe geräuschlos hinter sich, dann ging er zu Bett. Wie in fast allen Nächten waren seine Gedanken bei Valralka, als er einschlief.
Lahrewan
26. Tag des 7. Monats 2515
Seit fast vier Wochen saßen Whenda und Turgos nun schon in Lahrewan fest und durften die Stadt nicht verlassen. Von Humir wussten sie jedoch, dass dieser mit dem Verwalter der Stadt noch an jenem Abend weggeritten war, als er mit Whenda gesprochen hatte. In der Stadt selbst befanden sich nur noch wenige Hundert Frauen, die auf die Kinder aufpassten. Auch an Soldaten waren nur noch fünf Züge mit jeweils zwölf Männern da, also ein halbes Bataillon. Alle anderen Männer und auch die Frauen standen nun im Feld gegen die Thainate des Nordens. Vor drei Wochen waren noch Verwundete nach Lahrewan zurückgekehrt. Doch auch von diesen waren alle wieder gegangen, die noch irgendwie zu kämpfen vermochten. Whenda hatte ihr Bestes
Weitere Kostenlose Bücher