Unter alten Bannern (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)
Gewissenhaftigkeit dieses Mannes zu erkennen. Er wollte ein geordnetes Haus hinterlassen, wenn er nicht mehr war. Doch zu Turgos sagte sie, um die Stimmung wieder etwas aufzuheitern, obwohl es wirklich keinen Grund dafür gab. »Er will sicher nicht, dass die Soldaten seiner Feinde sich mit seinen Papieren den Hintern wischen können.«
Turgos Stimmung hob sich tatsächlich etwas und er musste sogar grinsen. Aber nicht um der Worte willen, sondern einfach darum, weil Whenda sie ausgesprochen hatte. Sie verließen das Amtsgebäude und gingen ohne vorherige Absprache hinunter zum Tor von Lahrewan. Dort wollten sie sich bei den Wachen die Zeit vertreiben. Sie hatten schließlich nichts zu tun als abzuwarten, was als Nächstes passieren würde. Keiner von ihnen sprach an diesem Tage darüber, dass sie fortgehen sollten. Turgos verspürte nicht mehr den Drang, sofort aufzubrechen, und Whenda wollte noch auf Humir warten. Erst wenn sie mit diesem gesprochen hatte, würde sie entscheiden, was für sie am besten war. Doch Turgos sollte auf jeden Fall dann nach Schwarzenberg aufbrechen. Sie wusste, dass er sich ihrer Bitte nicht entziehen konnte. Denn sie hatte vor, ihm zu geben, nach was es ihn verlangte.
Der Herr des Haman-Elin
Valelin, 2. Tag des 8. Monats 2515
Elardor, der Herr des Volkes der Kinder vom Elinquell, wie sie einst genannt wurden, stand am südlichen Tor seiner Stadt Valelin und blickte nach Süden. Bald würden seine Gäste erscheinen und er wollte sie schon hier am Tor in Empfang nehmen. Es musste etwas Wichtiges vorgefallen sein, wenn die Barone von Isgan und Il-Tirn denn weiten Weg zu ihm herauf nach Talmarien kamen. Er konnte sich nicht vorstellen, was dies sein mochte. Er glaubte jedoch nicht, dass deren Erscheinen etwas Positives für ihn bringen konnte. Aber es schien so wichtig zu sein, dass sie sich deshalb mit ihm besprechen wollten. Elardors Volk ließ normalerweise niemanden seine Grenzen passieren, wenn dieser nicht eingeladen war. Doch die Barone aus Isgan und Il-Tirn sahen die Elinbari als ihre Verbündeten an. Sie hatten sie zwar nie darum gebeten, an ihrer Seite gegen die Nird zu kämpfen, aber Elardor glaubte, dass sie dies tun würden, sollte er sie darum bitten müssen. Eigentlich mussten die Barone bald erscheinen, wie es der Bote ihm gemeldet hatte. Die Barone herrschten über Länder, die es im Neuen Reich von Fengol noch nicht gegeben hatte, als dort noch die Fürsten die Befehlsgewalt innehatten und das Reich geeint war. Nach der Revolte in Fengol hatten viele Menschen in den Wirren der herrschaftslosen Zeit ihre Bündel gepackt, um diesen rechtlosen Landen, die die Baronien von Fengol damals waren, zu entfliehen. So waren viele neue Siedler nördlich des Aldon in die Lande gekommen, die sie später Isgan nannten. Irgendwann im 13. Jahrhundert der Zeitrechnung Vanafelgars gaben sie sich einen Herrscher, den sie nach alter Sitte wieder Baron nannten. Damals wurde auch mit dem Bau des Hochsteines begonnen, ihrer Trutzburg, in die sie flohen, wenn marodierende Banden durch ihr Land zogen. Mit den Jahren festigte sich die Herrschaft der Barone von Isgan und sie schafften es schließlich, den Aldon als Grenze ihres Reiches im Nordwesten zu befestigen und ständig zu verteidigen. Heute gab es am Aldon gar zwei Städte, Hallwangen im Norden und Mernas im Süden des Flussverlaufs. Diese Städte waren einmal als Kastelle zur Abwehr von Feinden und zur Sicherung der Grenze erbaut worden. Da das Land dazwischen jedoch sehr fruchtbar war und gute Erträge bot, siedelten sich dort schnell viele Menschen an, nachdem es befriedet war. Um die Kastelle herum wuchsen die Städte rasch zu ihrer heutigen Größe heran und waren, soweit es Elardor wusste, auch wohlhabend geworden. Er selbst hatte schon Duftkerzen gerochen, deren Wachs aus dem Honig der Bienen Isgans stammte. Elardor schmunzelte bei diesem Gedanken und eine der Torwachen, die ihn gerade ansah, war darüber verwundert. Elardor war nicht dafür bekannt, dass er zu Humor neigte. Er war immer ernst und sehr gewissenhaft in allem, was er tat.
Der Baron von Isgan war dieser Tage Tormer, Sohn des Algall, wie sich die Herren Isgans seit jeher nach ihren jeweiligen Vätern nannten. Tormer war vielleicht erst im vierzigsten Lebensjahr, wie Elardor schätzte, er hatte ihn jedoch noch nie zuvor zu Gesicht bekommen. Seinen Vater Algall hatte er gekannt. Dieser war zweimal hier bei ihm in Valelin gewesen, um ihm seine Aufwartung zu
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