Unter alten Bannern (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)
den Unir geendet. Diese Furt gab es jedoch inzwischen sicher nicht mehr oder sie wurde nicht mehr benutzt. Es mochte gar sein, dass die Wasser des Unir sie vertieft hatten, sodass sie unpassierbar geworden war. Viele Soldaten Fengols waren auf dieser Straße gekommen, um die Truppen Vanadirs zu unterstützen, die den Norden und das Haig verteidigten. Auch jenes unglückliche Heer war dort entlanggegangen, dessen Niederlage dann den Sturz des Fürstenhauses von Fengol verursachte. Die Letzte aus dem Hause Xenons … Er dachte an Ilwenja, die letzte Fürstin von Fengol, die wie ihre Ahnin Wenja rotes Haar hatte. Er sah sie vor sich, wie sie an der Spitze ihres stolzen Heeres gemeinsam mit Grimthor, ihrem Gemahl, einem Edlen aus Fengol, einherging. Dies war ein Teil der Vergangenheit, an den er sich nicht gerne erinnerte. Danach begann der Niedergang Vanafelgars, der bis heute anhielt und der sie sicher bald alle, wie sie hier lebten, mit hinab ins Dunkel des Vergessens ziehen würde.
Elardors trübe Gedanken wurden unterbrochen, als sich die Barone mit ihrer Entourage aus dem Süden heraufkommend Valelin näherten. Die Begrüßung fiel recht herzlich aus. Tormer umarmte Elardor sogar, dem dann nichts anderes übrig blieb, als diese Umarmung zu erwidern, während Hermonas grinste. Dieser wusste, dass die Anyanar nicht zu körperlichen Berührungen bei Begrüßungen und auch sonst neigten und dies eher seltsam fanden. Aber Elardor trug es mit Fassung und war bald von Tormer eingenommen. Dessen Staunen über die Schönheit Valelins machte seine erzwungene Nähe wieder wett. Tormer lobte in höchsten Tönen die Bauwerke der Anyanar und man sah ihm an, dass er es ernst meinte. Nie zuvor habe er eine schönere Stadt erblickt, sagte er noch oft auf ihrem gemeinsamen Weg zu Elardors Palast. Die Barone waren mit kleinem Gefolge angereist und hatten zusammen nicht einmal ein Dutzend Begleiter dabei. Als sie am Palast angelangt waren, wunderte sich der Baron Isgans, dass es dort keine Wachen gab, die über Elardor und dessen Familie wachten.
»Wir brauchen hier keine Wachen«, erklärte ihm Elardor beiläufig. »Niemand, der sich hier in der Stadt oder gar im Palast aufhält, ist uns unbekannt. Daher sind weitere Maßnahmen nicht erforderlich.«
Tormer nickte beeindruckt. Aber er verstand es trotzdem nicht, wie Elardor ihm ansah. Die Männer von Hermonas wussten, dass sicher jeden Moment ein Bediensteter erscheinen würde, der die Begleiter der Barone zu ihren Unterkünften geleiten würde, und so geschah es dann auch. Tormers Männer sahen beunruhigt zu ihrem Herrn hin und wollten dem Bediensteten nicht folgen. Sicher dachten sie, dass sie Tormer beschützen mussten, obwohl hier eigentlich nichts auf eine Gefahr für ihren Herrn hindeutete. Aber sie hatten es dessen Frau versprechen müssen, die immer etwas besorgt um ihren Gatten war. Mit einer Bewegung, wie man Hühner auseinander scheucht, gab Tormer ihnen zu verstehen, dass sie dem Bediensteten Elardors einfach folgen und ihn alleine mit seinen neuen Freunden lassen sollten.
Elardor musste über das Verhalten von Tormer lächeln und begann ihn nun auch noch amüsant zu finden. Er wunderte sich selbst darüber, dass er einen Menschen, den er erst seit wenigen Augenblicken kannte, nicht mit Argwohn betrachtete, wie er dies sonst immer zu tun gepflegt hatte. In seinen Augen war auch der Untergang der Menschen nicht mehr fern. Nicht ein Jahrzehnt, so hatte er einmal zu Tervaldor gesagt, würden diese überstehen, wenn die Anyanar sie nicht in durch ihr Blut verteidigten. Er war auch der festen Überzeugung, dass es keinen Sinn mache, dass diese an ihrer Seite in den Krieg gegen Sharandir eingriffen. Die Varia-Velul, weit im Osten mochten noch starke und tapfere Kämpfer sein. Doch jene aus den Landen von Fengol waren zu nichts mehr zu gebrauchen. Eigennutz und Gewinnsucht beherrschte deren ach so kurzes Leben. Die Anwesenheit von Tormer und Hermonas ließ ihn jedoch in diesem Augenblick sein hartes Urteil vergessen, das er über deren Geschlecht gefällt hatte.
Tervaldor war in seiner Missachtung der Menschen sogar so weit gegangen, dass in seiner Gegenwart nicht mehr über die Suulat-Velul, die schwarzen Menschen, gesprochen werden durfte. Jeder seines Volkes wusste auch warum, und fand sein Urteil gar jenem Volke angemessen bei allem, was ihnen mit diesem widerfahren war. Diese unglaublichen Vorkommnisse könnten ganze Bücher füllen, wenn sie denn jemand aufgeschrieben
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