Unter alten Bannern (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)
machen. Algall hatte er als leutseligen Menschen in Erinnerung, wie mochte sein Sohn wohl sein? Den jungen Baron von Il-Tirn kannte er hingegen gut. Die Lande von Il-Tirn grenzten direkt an die seinen, dort, wo der Drengo floss. Hermonas besuchte Valelin oft und machte Elardor immer seine Aufwartung. In den Landen von Thulahr hatte die Baronie von Il-Tirn zwei große Städte errichtet.
Einst lebten in den Gebieten des heutigen Il-Tirn Männer und Frauen von Elardors Volk. Als dann die Menschen dorthin kamen, weil die Barone von Isgan es nicht leiden mochten, dass so viele neue Einwanderer in ihren Landen Zuflucht suchten, als die Thainkriege begannen, zogen die Anyanar jedoch fort. Viele von ihnen hatten sowieso nicht in diesem kargen Land gelebt, nur weit im Süden noch hinter dem Nidland war in Albien eine größere Siedlung entstanden, die nach dem Land Albur genannt worden war. Als auch in dieser kleinen Hafenstadt die Menschen anlangten, gingen die letzten seines Volkes von dort weg und kamen zurück in den Großen Haman-Elin, wo sie noch heute lebten, sollten sie nicht den Angriffen der Nird oder der Ugri zum Opfer gefallen sein. Die Menschen hatten die Lande Il-Tirns zu einer nie geahnten Blüte geführt. Die Stadt Albur war eine bedeutende Hafenstadt geworden; obwohl man in dem kargen Albien nicht viel anbauen konnte, hatten sie es trotzdem geschafft, eine beträchtliche Anzahl von Mäulern zu stopfen. Albur war dann aber aus einem anderen Grund ein Niedergang beschieden, den die Menschen selbst herbeigeführt hatten. Denn westlich der Steinwüsten, wie die Lande genannt wurden, die zum Meer hin lagen, wuchs eine neue Stadt heran: Suran. Sie konnte mehr Menschen ernähren und war nicht auf den teuren Import von Nahrungsmitteln angewiesen. Die Bucht von Suran, wie der Hafen genannt wurde, war für die großen Schiffe leichter anzusteuern als der enge Hafen von Albur. Dies trug dann immer mehr zum Niedergang Alburs bei. Heute war die Stadt, soweit Elardor wusste, fast unbewohnt. Nur wenige Hundert Menschen lebten an einem Ort, den einst bestimmt zehntausend ihre Heimat nannten. Manche seines Volkes, die den Zerfall der Bauwerke dort erblickt hatten, meinten gar, dass dort der Zahn der Zeit, von dem sie oft sprachen, seinen Ursprung genommen haben musste.
Die Anyanar waren angeblich auch die Namensväter der Lande von Il-Tirn. Bei ihnen war das Land nicht als Ganzes unter einem Namen bekannt gewesen, sondern sie hatten es einfach nach den Landstrichen benannt, in denen sie ihre Wohnstadt nahmen. Als die Menschen dann einen Namen für ihr Land suchten, soll es ein Anyanar gewesen sein, der in Gelnost, der heutigen Hauptstadt von Il-Tirn, diesen Namen vorgeschlagen hatte. Bei der Abstimmung hatte er sich gegen andere Kandidaten durchgesetzt. Namensgeber war die für die Menschen mittlerweile sagenhaften Schlacht von Tirn. Niemand unter seinem Volk und auch in Maladan wusste, wer der Anyanar war, der den Vorschlag gemacht hatte. Er mochte in einem der vielen Feldzüge der Herren Maladans gegen die Bedrohung im Norden gefallen sein und war daher unbekannt geblieben.
In jenen Tagen war Gelnost nur ein kleines Fischerdorf an der Mündung des Drengo gewesen. Bis heute war es zu einer stattlichen Großstadt herangewachsen, in der viele Menschen lebten. In Gelnost befand sich auch der Sitz des Barons. Die Stadt war eine der wenigen Städte westlich des Unir, die über keine Stadtmauer oder andere Wehranlagen verfügte. Kein Krieg oder Aufstand hatte je nach den Landen Il-Tirns gegriffen und sie verheert. Das Haus der Barone herrschte schon seit der Gründung Gelnosts ununterbrochen über das Land. Elardor überlegte, doch es fiel ihm nicht ein, der wievielte in der langen Reihe der Barone Il-Tirns Hermonas nun war. Er hatte sie alle gekannt und sie waren immer gut Freund mit den Anyanar des Haman-Elin gewesen. Sie achteten die Grenzen und trieben auch etwas Handel mit seinem Volk. Einen besseren Nachbarn im Süden konnte er sich eigentlich nicht vorstellen.
Im Osten grenzte Il-Tirn an Galterien, das nördlichste der Lehen Maladans. In alter Zeit, als Fengol noch als Reich geeint war, hatten die Anyanar Maladans gemeinsam mit den Männern aus Fengol eine Wehrstraße gebaut, die von Gelnost im Westen bis nach Galra, der Stadt der Anyanar in der schwarzen Bucht, reichte. Und sogar noch weiter. Elardor glaubte sich zu erinnern, dass sie von Galra aus weiter nach Norden führte. Irgendwo dort hatte sie an einer Furt über
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