Unter alten Bannern (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)
Xenorier geführt und gewonnen hätten.«
»Xenorier?« Elardor wusste nicht, was er davon halten sollte. Die Männer vor ihm waren besorgt, dass die großen Thainate des Nordens vereint gegen einen gemeinsamen Feind zu Felde zogen. Das konnte er verstehen, denn schnell konnten diese auch auf den Gedanken kommen, die Baronien von Isgan und Il-Tirn anzugreifen, wenn sie sich eine gute Beute davon versprachen. Aber dahin war es ein langer Weg und sie hatten viel Zeit, sich wieder zu zerstreiten. Elardor wunderte sich mehr darüber, dass es in den Landen Fengols überhaupt jemanden geben konnte, der die Thaine gegen sich vereinte. »Die Thaine müssen sich wohl sehr bedroht gefühlt haben, wenn sie sogar gemeinsame Sache machen?«, fragte er in die Runde.
Die Barone nickten zustimmend.
»Aber wer wäre so verwegen, gleich allen vier den Krieg zu erklären? Ich wüsste auch nicht, wo dieser Feind denn herkommen konnte? Oder ist uns da etwas entgangen?«
»Der Mann nannte die Gegner der Thaine Xenorier«, flocht Hermonas wieder in die Gedanken Elardors ein.
Elardor wusste, dass in Il-Tirn die alten Geschichten über das Reich und die Fürsten von Fengol nicht vergessen waren. Dafür hatten auch jene seines Volkes gesorgt, die einst dort mit den Menschen zusammenlebten. Ob Tormer diese Berichte kannte, wusste er nicht. Über Isgan wusste er selbst nicht viel zu sagen und kannte die Gepflogenheiten seiner Bewohner nicht weiter.
»Xenorier?«, dachte er laut nach. Er glaubte, dass Hermonas und vielleicht auch Tormer annehmen konnten, dass sich dort ein Völkchen gegen die Thaine zur Wehr setzte, das dem alten Reiche von Fengol nahestand, so wie sie selbst es taten. Aber er wusste auch, dass es dort einen Landstrich gab, der seit jeher Xenorien genannt wurde. Die Menschen dort wurden vielleicht deshalb ganz einfach Xenorier genannt und es hatte nichts weiter zu bedeuten. Elardor wusste, dass die Thaine von Fengol sich schon seit Ewigkeiten mit Aufständischen herumplagen mussten. Doch mehr erkannte er in dieser Sache noch nicht. Die Belange des Westens waren für ihn ohnehin nicht mehr von Interesse, seit Fengol gefallen war. Sein Volk hatte genügend Probleme, die Grenzen im Osten zu halten, als sich auch noch Gedanken über irgendwelche Feinde oder Verbündete im Westen machen zu können.
»Wir wissen einfach zu wenig über die Vorfälle dort«, beschied er den Männern. »Sollten die Thaine euch angreifen, so habt ihr auf jeden Fall unsere Unterstützung, wenn ihr nicht selbst mit deren Armeen fertig werdet.«
Tormer atmete bei diesen Worten Elardors auf. Seine Lande waren als Erstes bedroht, sollte es zu einem Krieg kommen. Er hatte zwar eine starke Armee und fähige Heermeister, doch war er sehr besorgt, dass diese den Aldon nicht so halten konnten, wie sie es versprachen.
»Und wenn dort vielleicht gar Verbündete für uns zu finden sind?«, wollte Hermonas nun mehr exemplarisch wissen.
»Dann sind sie besiegt«, meinte Elardor. »Denn wenn wir dem Gerücht etwas an Wahrheit beimessen wollen, dann müssen wir auch das Unvorteilhafte darin anerkennen.«
Hermonas musste Elardor zustimmen. Er erklärte, dass er weitere Spione in die Thainlande entsandt habe, damit sie dort für eine Klärung der Dinge sorgten.
»Auch Isgan wird Männer gen Süden schicken, um etwas über die Vorfälle in Erfahrung zu bringen«, pflichtete ihm Tormer bei, der nicht untätig sein wollte. »Seit vielen Jahren ist es zu keinen Vorfällen an unserer Grenze zu Kelnorien gekommen und wir treiben viel Handel mit dem Volk des Thains. Aber sicher ist sicher.«
Elardor überlegte, ob er die Sache nicht auf eine zu leichte Schulter nahm. War das Volk der Elinbari überhaupt noch stark genug, einem solchen Beistandsversprechen, wie er es gerade gegeben hatte, nachzukommen? Würde nicht auch sein Volk zu murren beginnen, wenn es einen Krieg fernab von ihren eigenen Landen führen musste? Und dann auch noch für ein Volk, das sie im Stich gelassen hatte, als sie es am nötigsten brauchten? Diese Erklärung erschien ihm jedoch zu einfach. Die Männer und Frauen der Anyanar im Hama-Elin würden durchaus erkennen können, was für ihr eigenes Wohlergehen erforderlich war. Und hatte nicht auch er einen Sohn verloren, in jenen verhängnisvollen Stunden im Bruch von Falra, als die Armee Fengols vernichtet worden war? Elardor dachte an seine gefallenen Kinder und der Schmerz um ihren Tod ergriff Besitz von ihm, wie immer, wenn er daran dachte, was
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