Unter alten Bannern (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)
befreite, dass sie ihn aus dem Glas nehmen konnte, ohne dass er dabei Schaden nahm. Sollte er noch größer werden, dann war das bisschen Erde aus Ilvalerien sowieso nicht genug, um noch etwas bewirken zu können. Das Umtopfen ging rasch vor sich und schließlich begann Leanda, den Setzling in seinem neuen Bett anzugießen, auf dass er gut gedieh. Die nächsten Tage würden zeigen, ob der Baum seine neue Umgebung annehmen würde. Die Gärtnerin hatte der Königin jedoch versichert, dass sie und ihre Kollegen der festen Ansicht waren, dass es dem Baum nicht abträglich sein würde, wenn er eine neue Heimstatt bekam. Valralka hoffte, dass sie recht behalten würden.
Als Leanda die Gemächer der Königin verlassen hatte, blieb diese noch eine Weile vor dem frisch umgetopften Bäumchen stehen.
Unterwerfung
Xenorien, 5. Tag des 8. Monats 2515
Turgos schritt hinter Whenda her, die den Zug der Frauen und Kinder aus Lahrewan zum Falkenstein anführte und diesem nun vorausging. Hinter ihm selbst ging Humir mit einigen bewaffneten Männern, die ihnen der Verwalter zu ihrem Schutz mitgegeben hatte. Auch am Ende des langen Zuges, noch hinter den Wagen, in denen die kleinsten Kinder fuhren, waren Wachen mit ihnen unterwegs zum Falkenstein. Die Wachen am Ende des Zuges waren jedoch, anders als die vorderen, beritten und schwer bewaffnet. Sie sollten den Zug verteidigen, falls er angegriffen würde, und dessen Vormarsch verteidigen. Ob sie es jedoch lange schaffen konnten, ihnen von etwaigen Feinden den Rücken frei zu halten, war ungewiss, fand Turgos. Außer die Angreifer stellten sich dumm an und ließen sich zu früh erkennen. Nun nahm das Gelände jedoch eine Form an, die es den Männern durchaus erlauben mochte, ihrem Auftrag nachzukommen. Denn die Straße, auf der sie sich bewegten, war seit ungefähr einer halben Wegstunde von hohen Felsformationen eingeschlossen, die keinen Angriff von der Seite her zuließen. Soweit er sie entlangschauen konnte, wenn der Weg geradeaus ging, würde sich dies auch nicht ändern. Im Gegenteil, die großen Felsformationen der Taras-Elborgan wurden nun durch das Vorgebirge der Falkenberge abgelöst. Das hatte auch zur Folge, dass die Begrenzung der Straße im Westen nur noch eine stark ansteigende Felswand war, die sich in eine gewaltige Höhe hinauf erhob. Sie war jedoch nicht so steil wie die der Felsformationen, sondern neigte sich immer höher hinauf in die Berge. Dort erkannte Turgos auch hin und wieder Mauern, die anscheinend dem Schutz vor einem eventuellen Steinschlag dienen sollten. Einen anderen Zweck dieser Bauwerke konnte er nicht erkennen, sie waren dort angelegt worden, wo die Felswände immer steiler wurden. Selbst aus der Ferne konnte er erkennen, dass diese Schutzmauern offenbar gut instand gehalten wurden. Alles Gewächs rundum war sorgfältig entfernt worden und es wuchsen dort auch keine Bäume. Turgos wusste, dass der Bewuchs den Mauern mehr schaden konnte als die Steine, die gegen sie prallten, wenn sie ihre Aufgabe erfüllten. Die Straße war auch gut gepflegt. An vielen Stellen sah er, dass sie oft ausgebessert worden war. Das tat ihrer Begehbarkeit jedoch keinen Abbruch und sie war recht angenehm zu beschreiten. An ihren Rändern war gar so etwas wie ein Abflusssystem zu erkennen, in dem das Regenwasser gefangen und abgeleitet wurde. Wenn sie Stellen erreichten, an denen er im Osten hinuntersehen konnte, war dort gut an den Kieseln und Bruchsteinen zu erkennen, wo das Wasser seine Bahnen nahm.
Immer wieder sah er zu Whenda, die nun ganz ohne ihre Mantelumhänge, nur in ihrer Rüstung dem Zug voranschritt. Der Disput, den sie mit dem Verwalter Lahrewans geführt hatte, klang noch immer in seinen Ohren. Bevor sie das Amtszimmer Eflohrs betreten hatten, hatte sie sich noch bei ihm entschuldigt, dass sie ihn nicht früher darüber in Kenntnis gesetzt hatte, was er nun zu hören bekommen würde, sollte der Mann sich ihren Vorschlägen verweigern. Was er dann hörte, versetzte ihn nur kurz in Staunen. Er hatte immer gewusst, dass Whenda keine Kammerfrau des alten Fengol war. Schon als er sie zum ersten Male gesehen hatte, dachte er, dass sie von hohem Stand zu sein schien. Und er hatte recht gehabt.
Die Anyanar unterbreitete dem Verwalter folgenden Plan: Sie wollte die Frauen und Kinder zum Falkenstein führen und dann die alten Männer und Frauen dort auffordern, an ihrer Seite in den Kampf zur Befreiung Magos zu ziehen. Im ersten Moment war der Verwalter
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